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Viel Platz auf dem „Holy Ground“: Wie fühlt sich das „halbe Wacken“ an?

Metalfan in Wacken im Kuhkostüm
Einer der 50.000 Glücklichen, die es aufs Gelände geschafft haben: Metalfan Jaime aus Peru spielt im Kuh-Kostüm Gitarre.
Foto: Marius Roeer

Regen und Matsch – so viel wie noch nie! Das 32. „Wacken Open Air“ wird in die Festivalgeschichte eingehen: Nach Anreise- und Einlassstopp sind nun statt 85.000 Menschen nur ungefähr 50.000 Metalheads auf dem „Holy Ground“. Wie erleben sie dieses „halbe“, unnormale Wacken? Wir hörten von einem Gummistiefel-Drama, schmerzlich vermissten Warteschlangen, von einem Heiratsantrag – und vom unerschütterlichen Wacken-Spirit.

„Es gibt Schlimmeres“, sagen Horst Schätzle, sein Bruder Wolfgang und dessen Frau Andrea aus dem Schwarzwald. Sie haben überall Matschsprenkler auf den Hosen und versinken auch schon wieder im Boden. „Als Gast in Wacken ist man auf den Matsch eingestellt, das ist hier ja ein Acker. Aber so schlimm war es wirklich noch nie.“

Wacken: Horst Schätzle, sein Bruder Wolfgang und seine Frau Andrea sind aus dem Schwarzwald angereist
Horst Schätzle, Bruder Wolfgang und Schwägerin Andrea sind aus dem Schwarzwald angereist. Foto: Marius Roeer

Die drei bemerken, dass in diesem Jahr alles ermüdender ist, weil die Wege im tiefen Schlamm so schwer zu laufen sind: „Bei Doros Jubiläumsauftritt am Mittwoch hat man gespürt, dass die Leute wegen Erschöpfung verhaltener waren“, sagt Andrea. „Wir hätten uns auch eine bessere Kommunikation gewünscht – in den chaotischen Nächten zuvor kam da nicht viel. Zum Glück sind wir bei Privatpersonen im Nachbardorf Bokelrehm untergekommen.“ Aktuell gibt es öfter Verschiebungen und Verzögerungen im Line-up: „Man weiß oft nicht so recht Bescheid“, sagen die drei.

Wacken 2023: „Festival entschädigt für alles“

Micha, seine Tochter Lara und ihre Freundin Laetitia (beide erst 15) aus Lünen hatten großes Glück bei der Anreise: „Wir sind schon in der Nacht von Sonntag auf Montag um 3 Uhr los und waren dann direkt morgens da“, sagen sie, während sie in einer Pfütze auf dem „Holy Ground“ stehen. Natürlich fanden sie den Zeltaufbau im Matsch und Regen stressig, „aber das Festival entschädigt jetzt alles“, finden sie. „Wir haben einen Heidenspaß!“

Micha, Tochter Lara und deren Freundin Laetitia (beide 15) aus Lünen haben einen „Heidenspaß“
Papa Micha, Tochter Lara und deren Freundin Laetitia (beide 15) aus Lünen haben einen „Heidenspaß“. Foto: Marius Roeer

Es kann aber auch anders laufen. So wie bei Alex aus Kassel, der aussieht wie Captain Jack Sparrow persönlich: „Obwohl wir schon Sonntag losgefahren sind, standen wir Montag dann ganze 24 Stunden in der Autoschlange“, sagt er. „In der Zeit hätten wir uns bessere Kommunikation gewünscht.“ Aber er hatte auch Glück: Alle 13 Leute aus seiner Gruppe – auch aus verschiedenen Ländern – haben es aufs Festival geschafft. Und mittlerweile haben sich auch die Gemüter wieder beruhigt und „wir alle haben großen Spaß zusammen“.

Wacken: Käpt’n Alex aus KasselFoto: Marius Roeer
Stand bei der Anreise 24 Stunden im Stau: Käpt’n Alex aus Kassel. Foto: Marius Roeer

Jorge, Jaime (trotz des Modders wagemutig im Kuh-Kostüm!), José und Marco hatten die längste Anreise – sie kommen aus Peru und Mexiko. Klug von ihnen war, dass sie vorab einen Zwischenstopp in Mailand eingelegt haben. „Aber wir haben von dort dann trotzdem 12 Stunden nach Wacken gebraucht“, erzählen sie in gebrochenem Englisch, mit Händen, Füßen und „Google Translator“.

Wacken: Jorge, Jaime und Marco sind aus Peru angereist, José im Kuh-Kostüm kommt aus Mexiko.
Jorge, Jaime (im Kuh-Kostüm) und Marco sind aus Peru angereist, José (mit Flagge) aus Mexiko. Foto: Marius Roeer

Richtige Pechvögel sind Martin und sein Sohn Pascal (18), der seinen Vater im Rollstuhl durch den Matsch schiebt: „Ich habe gestern zu doll in meinen Gummistiefeln gefeiert, sodass mir zwei Zehen komplett aufgerissen sind“, erzählt Martin. Die beiden kommen gerade von den Sanitätern, Martin kann nicht mehr auftreten, er trägt einen schlammdichten Verband.

Vater Martin hat sich beim Feiern in Gummistiefeln den Fuß verletzt,  Sohn Pascal (18) muss ihn schieben
Vater Martin hat sich beim Feiern in Gummistiefeln den Fuß verletzt, Sohn Pascal (18) muss ihn schieben. Foto: Marius Roeer

„Das Ding ist für uns gelaufen und wir hoffen, dass unser Auto schon morgen vorzeitig aus dem Schlamm gezogen werden kann, damit wir frühzeitig abreisen können“. Obwohl es Pascals allererstes „Wacken Open Air“ ist, machen die beiden den Veranstaltern keinen Vorwurf: „Wir hatten einfach Pech, Shit happens.“

Wacken 2023: Heiratsantrag beim Lieblingssong

Lena, im kurzen Glitzerkleid und mit rosa Kutte, und ihr Verlobter Tim aus dem Landkreis Tübingen bemerken schon, dass das Festival in diesem Jahr anders ist: „Es ist schön, aber traurig zugleich“, sagen sie, weil man merkt, dass viel weniger Leute da sind. „Es gibt nirgendwo mehr Schlangen – die hätten wir dann doch gerne zurück“, sagen die beiden lachend. „Dennoch bleibt der Spirit des Festivals der gleiche. Wir finden sogar, dass der Zusammenhalt noch stärker geworden ist.“

Lena und Tim aus dem Landkreis Tübingen
Heiratsantrag beim Lieblingssong: Lena und Tim aus dem Landkreis Tübingen. Foto: Marius Roeer

Jeder helfe jedem noch mehr als sonst. „Und wir fanden die Kommunikation auch angemessen. Man weiß doch, dass man sich gedulden muss – bei denen haben sicher doll die Köpfe geraucht. Wir möchten solche Entscheidungen nicht treffen müssen.“ Für die beiden ist dieses „Wacken Open Air“ aber eh auch noch auf andere Weise ein ganz besonderes: Tim machte Lena während ihres Lieblingssongs „Für immer“ von Doro am Mittwoch einen Heiratsantrag.  

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