Eine Biografie mit vielen bunten Bildern – und einer ungewöhnlichen Erzählform: „Bowie. Ein illustriertes Leben“ funktioniert als origineller Vorbote für das trauernde Gedenken von Millionen Fans. Heute (10. Januar) jährt sich der Tod des Pop-Helden zum fünften Mal.
Der Einstieg irritiert zunächst. Fast fünf Jahre ist David Bowie nun tot – und in einem Buch, das keine Autobiografie ist, erzählt er seine Lebensgeschichte in Ich-Form: „Ich bin Major Tom. Ich bin Ziggy Stardust. Ich bin der Thin White Duke. Ich bin ein Außerirdischer. Ich bin der König der Kobolde. Ich bin der Elefantenmensch. (…) Ich bin der Mann, der die Last des schwarzen Sterns auf seinen Schultern trägt.“
In nur fünf Zeilen fasst der spanische Autor Fran Ruiz die künstlerischen Stationen einer der größten Ikonen der Popkultur zusammen: vom Durchbruch mit dem Album „David Bowie (Space Oddity)“ von 1969 über seine verschiedenen Rollen in den wilden 70ern bis zum monumentalen Abschiedswerk „Blackstar“ von 2016. Und wenn man sich erst mal gewöhnt hat an die persönliche Rückschau eines Verstorbenen (der gleichwohl als legendäre Figur immer noch sehr lebendig zu sein scheint), dann stellen sich rasch Lesespaß und Faszination ein.
Davon bietet „Bowie. Ein illustriertes Leben“ auf 168 Seiten reichlich. Mit üppigen Tableaus und vielen fantasievollen optischen Gags begleitet die renommierte Illustratorin María Hesse eine ungewöhnliche Bowie-Schilderung. Die manchmal naiv anmutenden Bilder und der mit ebenso kindlichem Vergnügen geschriebene Text ergänzen sich gut. „Ich beschloss, dem Beispiel von Elvis zu folgen und am 8. Januar auf die Welt zu kommen. In dieser Nacht fiel eine leuchtende Kugel vom Himmel und landete in Stansfield Road 40 in London“, schreibt der in Malaga geborene Geografie- und Geschichtsprofessor Ruiz zu Hesses effektvollem Kometen-Bild. So beginnt ein biografisches Spiel mit dem Mythos des Galaktischen, eines bis heute rätselhaften Jahrhundertmusikers.
Hesse/Ruiz beschreiben ihr Buch als „Resultat etlicher Stunden der Recherche“ – und tatsächlich erleben auch Bowie-Kenner noch die eine oder andere Überraschung. Das ambitionierte Ziel der Autoren: „die Neuinterpretation der Biografie eines Menschen, der sich stets geweigert hat, über sich selbst zu sprechen“. Ihr spielerischer Umgang mit den Fakten sei „daher eine intuitive Annäherung an die Person David Bowie – und kein Betrug am Leser“. Akzeptiert.
„Bowie. Ein illustriertes Leben“ kommt punktgenau zu einem Trauertag auf den Markt: Heute jährt sich der Krebstod des Pop-Helden, der 69 Jahre alt wurde, zum fünften Mal. Seitdem sind Dutzende Tonträger erschienen: CD- und Vinyl-Boxsets, Single-Sammlungen, Wiederveröffentlichungen bereits bekannter Alben. Als bedeutsam gelten drei von Bowie wohl noch weitgehend selbst geplante Werkschauen zu Phasen seiner Karriere nach der „Ziggy“-Zeit – inklusive der „Berliner Jahre“.
Laut „Musikexpress“ gilt als verbürgt, „dass Bowie bis kurz vor seinem Tod an weiteren Songs arbeitete, fünf davon sollen sogar als Demos vorliegen“. Von einer Veröffentlichung dieser Preziosen zum fünften Todestag war bisher aber noch nichts zu hören. (DPA)
„Bowie. Ein illustres Leben“ von Maria Hesse und Fran Ruiz (168 Seiten, 22 Euro) gibt’s bei Heyne Hardcore.