Fatoni wird persönlich. Auf seinem neuen Album „Wunderbare Welt“, das am Freitag erscheint, erzählt er seine eigene(n) Geschichte(n) – und verfolgt damit ein Ziel: Der Rapper will sich für ein gesellschaftliches Umdenken über psychische Probleme einsetzen und Stigmatisierung bekämpfen. „Dass Menschen, die Therapie machen, zum Beispiel keine Versicherung bekommen oder nicht verbeamtet werden, ist total gestrig. Ich schließe mich da eher den Leuten an, die sagen, dass eigentlich jeder eine Therapie machen sollte. Die, die keine machen, sind die eigentlichen tickenden Zeitbomben“, sagt der 38-Jährige.
Die Tracks, die er unter anderen mit Deichkind, dem Rapper Max Herre oder Danger Dan aufgenommen hat, „haben schon eine Weile in der Schublade gelegen und gedrückt“, sagt Fatoni, der bürgerlich Anton Schneider heißt. Neben der bereits ausgekoppelten Single „Wunderbare Welt“ gibt’s 13 weitere Titel, darunter „König der Zweifler“, „Ich surfe“ und „Links Rechts“.
Das Album „Wunderbare Welt“ erscheint am Freitag
Auch über schwierige Themen zu sprechen, entspreche dem Zeitgeist, sagt der gebürtige Münchner. „In meiner Welt, ein wenig abseits der Mainstream-Musikwelt, achtet man heute schon sehr auf das Thema. Deshalb bin ich immer froh, wenn ich in meine Bubble zurückkehre. Die Generation meiner Eltern beispielsweise redet darüber eher nicht so.“ Für den Musiker sei der Umgang der älteren Generation mit psychischen Problemen „ein großer Widerspruch“.
Er wolle sich mit seiner Kritik nicht über die Älteren lustig machen. „Die haben halt die letzten 50, 60 oder 70 Jahre in diesem Bewusstsein gelebt“, so Fatoni. „Es geht mir darum, dass Regeln geändert werden.“ Unterschiedliche Sichtweisen darüber gebe es nicht nur im Stadt-Land-Vergleich. „Die gibt es auch in Berlin. Du musst nur den Bezirk wechseln, um in einer anderen Welt zu sein.“ Allein zwischen Marzahn und Neukölln gebe es in der Hauptstadt „krass viele Realitäten“, sagt Fatoni, seit einigen Jahren selbst Berliner.
Release-Konzert auf dem Hamburger Kiez
Mit seinen sehr persönlichen Geschichten an die Öffentlichkeit zu gehen, sei aber kein vorab entworfenes Konzept für das Album gewesen: „Die Lieder sind viel aus dem Bauch entstanden“, erklärt Fatoni. Neben schweren Themen sind auf „Wunderbare Welt“ auch lockere Songs zu finden, die live Laune machen. Nach der Corona-Pandemie freue er sich jetzt darauf, mit Neuem und Altem wieder Konzerte zu spielen. „Eigentlich war Bühne immer mein absolutes Element, aber jetzt ist es wirklich lange her.“ Er sei nervös, sagt der Rapper, der am Freitag live auf dem Kiez auftritt.
Album: „Wunderbare Welt“ erscheint am Freitag (19.5.) via LOL
Konzerte: Molotow/Backyard: 19.5., 19 Uhr, ausverkauft; Markthalle: 30.11., 20 Uhr, 34,55 Euro