Dr. Maria Wagner vom Planetarium im Stadtpark hatte erst kürzlich in einem Interview mit dem Magazin „Geo“ erklärt, worum es sich bei den sogenannten Leoniden handelt. Um einen Sternenschnuppenregen, der alljährlich im November von der Erde aus zu sehen ist. Wie passend, dass die gleichnamige Band aus Kiel quasi zeitgleich zur galaktischen Show ansetzte und am Samstag in der Alsterdorfer Sporthalle das zahlenmäßig größte Konzert ihrer bisherigen Karriere spielte.
„Ob es auch das beste Konzert wird, hängt von euch ab“, forderte Sänger Jakob Amr zu Beginn das jugendliche Publikum heraus. Das nahm die Einladung an und feierte die Band ab dem ersten Song frenetisch. Vielleicht auch deshalb, weil Leoniden in der deutschen Poplandschaft mit ihrer Spielart zwischen Justin-Timberlake-Pop und zappeligem Indie-Rock eine Art Sonderling darstellen und entgegen dem Zeitgeist der vergangenen 15 Jahre lieber auf Englisch, als in ihrer Muttersprache singen. Ein Umstand, der sie auch international kompatibel gemacht, vor wenigen Wochen spielten Leoniden mehrere große Konzerte in Großbritannien.
Leoniden in Hamburg: Zwischen Justin-Timberlake-Pop und zappeligem Indie-Rock
In der Sporthalle nutzten sie die gesamte Fläche der Mini-Arena: Mal teilte Sänger Jakob Amr die Zuschauer in zwei Hälften, spazierte mit Mikrofon durch die Menge, um etwa auf der Tribüne Platz zu nehmen, wo – wie aus Zauberhand – ein Rhodes-Piano und eine Stehlampe auftauchten. Von hier spielte er eine Solo-Version von „Disappointing Life“, die in eine Cover-Version von Wheatus‘ „Teenage Dirtbag“ mündete, dem großen, augenzwinkernden Triumphsong komplexbeladener Nerds, die das schönste Mädchen der Schule zum Iron-Maiden-Konzert ausführen.
Eine Textzeile in „Disappointing Life“ lautet: „The expectations of the audience were too high” – mit diesem umjubelten Konzert haben Leoniden auf jeden Fall große Erwartungen für die Zukunft geweckt. Bis sie wie eine Supernova verglühen, darf es gerne noch etwas länger dauern. (ds)
