Ein eisiger Wind wehte, matschige Schneeflocken fielen vom Himmel. Es wäre ein perfekter Sonntagabend für die Couch gewesen, wenn da nicht ein ganz besonderes Konzert im Kent-Club angestanden hätte: Die britische Pop-Disco-Queen Sophie Ellis-Bextor spielte nach 20 Jahren erstmals wieder in Hamburg.
Wie sehr das von den 500 Zuschauer:innen herbeigesehnt wurde, sieht man an der feierwütigen Crowd, die dicht gedrängt vor der Bühne steht. Darunter auch einige angereiste Briten, die nicht lange brauchen, um auf Ibiza-Temperatur hochzuglühen. Sophie hat nicht nur ihren Mann Richard Jones (The Feeling) am Bass, zwei Violinistinnen sowie drei weitere Musiker, sondern ihre ganze Wohnküche! Eine Projektion davon dekoriert den Bühnenhintergrund, sodass man – vorbei an der Discokugel – von der Fensterbank direkt in ihren grünen Garten blickt. Ein vertrautes Bild für all jene, die sich von der Sängerin während der Lockdowns von ihrer „Kitchen Disco“ auf Social Media bespaßen ließen. An diesem Abend gibt es das Ganze leibhaftig – endlich!
Sophie Ellis-Bextor im Kent-Club: Glücksrad auf der Bühne
Mit „Take Me Home“, ihrer ersten Solo-Single von 2001, legt sie im pinken Rüschenkleid los und macht Hamburg ordentlich Beine. Genau diese Positivität braucht es gerade. Es ist wie eine Dusche der Glückseligkeit. Auch wenn Sophie sich entschuldigt, dass sie hörbar erkältet ist. Doch dass ihre Stimme nun noch tiefer sitzt, lässt sie nur noch sexier klingen. Ein Glücksrad mit Songtiteln steht auf der Bühne. Ein Gast, der Geburtstag hat, hat einen Schuss frei. Ein bisschen hilft Sophie dem Glück aber auch nach, um die Setlist ihrer Erkältung anzupassen. So darf sich Hamburg über das Baccara-Cover „Yes Sir, I Can Boogie“ freuen, den Single-Vorboten „Breaking The Circle“ von ihrem im Juni erscheinenden Album „Hana“ lässt sie indes aus.
Sophie Ellis-Bextor: „Es wird richtig heiß hier, ich bin versucht zu crowdsurfen“
„Es wird richtig heiß hier, ich bin versucht zu crowdsurfen“, witzelt die Londonerin. Sie spielt das schöne „Mixed Up World“, mit dem sie 2003 temporär zum blonden Vamp wurde. „Ich liebe es, mich umzukleiden“, meint sie, als sie nach einem Instrumental im rosafarbenen Pailletten-Minikleid zurück auf die Bühne kommt. Die funkelnden Outfits gehören einfach zu ihr. Als das Intro von „Groovejet (If This Ain’t Love)“ ertönt, der Spiller-Hit, der für sie den Durchbruch als Sängerin bedeutete, gibt es im Saal kein Halten mehr. Der Song versprüht die Illusionen einer schweißtreibenden Sommernacht. Ach, wäre es doch schon soweit!
Sophie covert „Crying At The Discoteque“ von Alcazar und Madonnas „Like A Prayer“ – wie es sich für ihre „Kitchen Disco“ gehört. Ihr größter eigener Hit „Murder On The Dancefloor“ entpuppt sich auch 20 Jahre nach Erscheinen als Killer auf der Tanzfläche. „Bis ich das nächste Mal nach Hamburg komme, soll es nicht wieder so lange dauern“, verspricht sie und überrascht mit dem Konzertende: „My Favorite Things“, im Original von Julie Andrews aus dem Musical „The Sound Of Music“, intoniert sie ohne Mikro und Band seitlich des Publikumraums – und alle singen mit. Das wirkt so intim, dass man tatsächlich das Gefühl hat, man wäre bei Sophie zuhause.