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Chilly Gonzales auf Kampnagel: Superspreader von Schweiß und Tönen

Piano-Entertainer Chilly Gonzales
Piano-Entertainer Chilly Gonzales. Foto: imago
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„Nun ist es fast schon wieder vorbei – und es hat funktioniert“, zieht Andras Siebold, künstlerischer Leiter des Internationalen Sommerfestivals, am vergangenen Freitag auf der Kampnagel-Bühne freudig-erleichtert Bilanz. Als im Frühjahr sämtliche Planung zusammenbrach, musste man sich neu erfinden. „Na klar, spiele ich bei euch“, hatte ihm Chilly Gonzales (48) damals auch aus Verbundenheit zugesagt. So kommt es nun, dass der kanadische Piano-Entertainer im gut durchlüfteten und locker bestuhlten K2-Saal auftritt, obwohl er längst große Häuser füllt. 1333 Ticket-Lose für jeweils 30 Euro wurden für die zwei Konzerte vor insgesamt 200 Menschen ausgegeben, der Gewinn ging als Spende an medical-volunteers.org, die sich für die medizinische Versorgung von Flüchtlingen engagieren. 

Gut für alle: Gonzales nimmt es mit den Hygieneregeln sehr genau! Mit Desinfektionstüchern bewaffnet entert er die Bühne, streicht damit über die Tasten des Flügels – heraus kommt eine Corona-Komposition mit geringer Virenlast. Oder wie der Künstler es nennt: „Covid-19 Uraufführung“. Endlich machen auch sein Brokat-Bademantel und die Pantoffeln Sinn: Die Bühnenkluft kann nun als gediegenerer Quarantäne-Look interpretiert werden. Es ist Gonzales’ erste Show seit sechs Monaten. „Wie schön, wieder Applaus zu hören!“, meint er lächelnd und gratuliert allen, die bei der zweiten Show dabei sind: Er wäre jetzt locker und entspannt. Mit einem „Hallo Arschloch!“ – gerichtet an das eigene Spiegelbild – hätte er sich zuvor in Stimmung gebracht. Dann kredenzt er mit „C.M. Blues“ ein Lied seines ersten „Solo Piano“-Albums von 2014, lässig lehnt er dabei mit dem linken Ellenbogen auf der Klavierabdeckung. Was Töne und Schweißtropfen angeht, ist Gonzales ein Superspreader! 

„Das ist normalerweise der Moment, wo das Kaiser Quartett oder Stella Le Page zu mir auf die Bühne kommen“, erklärt der verwaiste Künstler. Als Ersatz hat er ein Casio-Keyboard auf dem Schoß, das für ihn Experiment und Abenteuer zugleich zu sein scheint. Triangel, Trompete, Bass? Mit einem Knopfdruck kein Problem, so gelingt auch das funkige „Billie Jean“ von Michael Jackson. Es hat sich offenbar einiges an Energie angestaut über die Monate: Während er wie ein Berserker auf die Casio-Tasten drischt, rappt er humorige Zeilen wie „Like Ozzy Osbourne I was born to perform“.

Als „Haufen Müll“ bezeichnet er indes den Jazz von heute und knöpft sich mit „Take Five“ lieber die meistverkaufte Jazz-Single aller Zeiten vor, um am Flügel Beats und Takte zu zerlegen, bis er beim Techno landet. Weil dieser Sommer so anders ist, spielt der Wahl-Kölner eine melancholische Version von „Summer Of ’69“ seines Idols Bryan Adams, dessen Gesang er dafür isoliert zuspielt. „Yeah!“, ruft Adams sehr zum Amüsement des Publikums. Verrückt: Am Ende begleitet sich Gonzales mit dem Klavier selbst am Casio. Und freut sich: „Music is back!“

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