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Soul-Star Aloe Blacc: „Musik war lange nur mein Hobby“

Aloe Blacc hat Welthits wie „Wake Me Up“ oder „I Need A Dollar“.
Aloe Blacc hat Welthits wie „Wake Me Up“ oder „I Need A Dollar“.
Foto: Fabian Lippke

Der Kalifornier über HipHop als Spaßprojekt, seine Karriere und seine Hits

Aloe Blacc (44) ist nicht irgendein Soulkünstler aus Kalifornien, sondern ein Star. Mit „I Need A Dollar“, „The Man“ und vor allem „Wake Me Up“ zusammen mit dem schon verstorbenen schwedischen DJ und Produzenten Avicii hat er Welthits – Letzterer geht auf Spotify in Richtung der zwei Milliarden (!) Streams. Vor seinem Headliner-Auftritt beim „Baltic Soul Weekender“ sprach er im MOPOP-Interview über seine späte Musikkarriere und einen blauen Kakadu – erstaunlich, wie ruhig, introvertiert und bescheiden er ist.

MOPOP: Was ist dein Eindruck vom „Baltic Soul Weekender“?

Aloe Blacc: Ich finde ihn sehr cool und mag, dass alle in ihren eigenen Apartments wohnen. Natürlich mag ich es auch, dass das ganze Thema ausschließlich Soul ist. Ich schätze es, dass die Leute etwas älter sind und alle ihre eigene Geschichte mit dem Musikgenre haben.

Hast du eine spezielle Verbindung zum Meer?

Meine Familie hat ein Haus in Sydney sehr nah am Ozean (seine Frau ist mexikanisch-australisch, Anm. d. Red.).

Aloe Blacc (44) im Interview mit MOPOP-Redakteurin Frederike Arns. Foto: Fabian Lippke

Hast du eine besondere Beziehung zu Deutschland?

Das Land war für meine Karriere sehr bedeutend. Mein erstes Soulalbum „Good Things“ kam sehr gut an. Deswegen durfte ich viele besondere Konzerte, Festivals und TV-Auftritte machen. Für Lena Meyer-Landrut habe ich ja den Song „At All“ geschrieben.

Du wirst immer als Soulkünstler wahrgenommen, aber eigentlich stammst du vom HipHop und hast gerappt. Dein Duo mit Produzent Exile heißt Emanon.

Ja, früher habe ich sehr viel mit allen möglichen Genres herumexperimentiert und war sehr risikofreudig. Hip­Hop, Dance, Pop, Soul ​… Es ging nur darum, frei zu sein. Musik war nur Hobby und Spaß. Emanon auch. Erst seit dem Soul ist es Spaß und Karriere. Dafür bin ich sehr dankbar. Nur sehr wenige Menschen bekommen die Chance zu machen, was sie lieben, und damit ihr Geld zu verdienen.

Was war dein normaler Job vorher?

Ich war Berater und habe Krankenhäusern geholfen, ihre Systeme zu verbessern.

Aloe Blacc war der Headliner beim „Baltic Soul Weekender“. Foto: Fabian Lippke

Mit HipHop fing in der Kindheit alles an, oder?

Durch meine Eltern habe ich viel Soul, Salsa und Pop mitbekommen. Aber HipHop habe ich mit meinen Freunden gehört – mit sechs „Roxanne, Roxanne“ von U.T.F.O. Im Bus zur Schule hat mich ein älterer Junge diesen Song mit seinem Walkman hören lassen. Ab dann war ich Rap-Fan. Später kaufte mir mein Vater LL Cool Js Album „Bigger And Deffer“ – das habe ich dann einen ganzen Sommer lang komplett auswendig gelernt.

Wie kam es, dass HipHop irgendwann nicht mehr genug für dich war?

Das war so Ende der 90er, Anfang der 2000er. In dieser Zeit sampelte ich sehr viel Soul in den Rap-Songs und war total inspiriert von den Lyrics. Sie waren so wirkungsvoll und emotional. Natürlich gibt es solche Songs im HipHop auch – etwa LL Cool Js „I Need Love“. Aber in den 90ern ging es überwiegend um Macho-Männer und die Prahlerei, wie gut sie sind. Es gab nur ganz wenige HipHop-Künstler, die tiefe Emotionen gezeigt haben.

So war der „Baltic Soul Weekender“: Hier den Nachbericht lesen

Wie hast du zu deiner Soul-Stimme gefunden?

Ich hatte überhaupt kein Konzept von mir als Sänger. Ich habe meine Stimme als Rapper zwar melodisch eingesetzt – so ähnlich wie etwa Mos Def oder Slick Rick. Sehr beeindruckt hat mich dann ein TV-Auftritt von Cat Stevens. Seine Lyrics waren so stark! Genau so ein Gefühl wollte ich auch mit meinen Songs ausdrücken.

War es gut für dich, dass dein Durchbruch erst so spät mit „I Need A Dollar“ kam?

Ja, das war sehr wichtig und richtig für meine Entwicklung, dass es so viele Jahre gedauert hat. Ich war schon erwachsener und wusste einfach genau, wer ich sein und was ich repräsentieren wollte. So ist es noch immer. Ich weiß, wer ich bin, und ich lasse mich von der Industrie nicht zu irgendetwas formen.

Ist „I Need A Dollar“ – neben natürlich „Wake Me Up“ – auch dein liebster Song, weil es der erfolgreichste ist?

Nein, es gibt einige Songs, die ich mehr mag. Aber es macht mir immer großen Spaß ihn zu performen, weil er mein Publikum sehr glücklich macht.

Was bist du mehr – Rapper oder Sänger?

Ich liebe es immer noch, ab und zu zu rappen, aber ich bin definitiv mittlerweile viel mehr Soul-Künstler.

Musik muss man immer als Verbindungs­werkzeug zu den Menschen verstehen.

Aloe Blacc (44)

Du lässt dich von so vielen Genres beeinflussen. Wie bleibt man als Künstler so offen?

Man muss Musik immer als Werkzeug für die Verbindung zu den Menschen nutzen. Je mehr man das erkennt, desto offener kann man sein. Denn wenn man da seinen Horizont dichtmacht, verliert man auch ganz schnell die Verbindung. Musik ist die größte Gemeinsamkeit, die wir haben. Deswegen experimentiere ich immer viel. Gerade macht mir 90er-Alternative-Rock großen Spaß und ich versuche ihn soulig zu verpacken. Ich arbeite da grad an Soundgardens „Black Hole Sun“ und No Doubts „Don’t Speak“, die ich bald auch veröffentliche.

Jetzt bist du Songwriter. Aber wie ich hörte, bist du auch sehr gut darin, Geschichten für deine Kinder zu erfinden.

Ja, aus einer Geschichte habe ich sogar ein Buch gemacht, das ich wahrscheinlich bald veröffentliche. Es heißt „Der blaue Kakadu“. In der Geschichte ist er immer sehr laut und nervt damit die ganze Nachbarschaft. Er gerät mit den Menschen in einen Konflikt und beide Parteien müssen eine Lösung finden, wie sie miteinander klarkommen.

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