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Interviews

Mit vielen prominenten Gästen: Sie machen einer Musik-Legende ein ganz besonderes Geschenk

Zwei der Frauen mit Instrumenten
Iris Romen (v. ​l.), Stefanie Hempel und Anne de Wolff sind The Joni Project. Am Freitag ist ihr Album „Shades Of Blue“ erschienen.
Foto: Sebastian Madej

Die Singer/Songwriter-Legende Joni Mitchell wird am kommenden Dienstag 80 Jahre alt. Auch in Hamburg wird das gefeiert: The Joni Project heißt das hiesige Frauentrio, das gerade sein Album „Shades Of Blue“ mit Neuinterpretationen von Mitchells Genre sprengenden Klassikern veröffentlicht hat. Die große Geburtstagssause zu Ehren der Ausnahmekünstlerin veranstalten die drei schon am Sonntag auf Kampnagel mit Gästen wie Anna Depenbusch, Gitte Hænning und Niels Frevert. MOPOP hat mit Bandleaderin Stefanie Hempel über die freudigen Ereignisse und natürlich Joni Mitchell gesprochen.

MOPOP: Alle Welt kennt Sie als Hamburger Beatles-Expertin. Mit The Joni Project frönen Sie nun Joni Mitchell. Sind Sie der Fab Four überdrüssig?

Stefanie Hempel: Nein, keineswegs. Meine Liebe zu den Beatles wird nie aufhören. Aber seit meiner Jugend ist Joni Mitchell meine zweite ganz große musikalische Liebe. Seit dem ersten großen Liebesschmerz mit 15 weiß ich: Joni Mitchell can help!

„A Celebration Of Joni Mitchell“: Am Sonntag auf Kampnagel

Wie haben Sie mit Anne de Wolff und Iris Romen für das Projekt zusammengefunden?

In der dunkelsten Corona-Zeit wollte ich mir etwas Schönes für 2021 ausmalen. Mir fiel ein, dass eins meiner absoluten Lieblingsalben, „Blue“ von Joni Mitchell, 50 Jahre alt wird. Ich wollte das unbedingt mit Frauen auf die Bühne bringen. Ich hatte plötzlich die Vision eines Trios mit Sängerinnen, Songwriterinnen und Multiinstrumentalistinnen. Ich dachte sofort an Anne de Wolff, vielleicht DIE Multiinstrumentalistin Deutschlands.

Anne de Wolff spielte schon mit BAP, Bosse, Calexico und Johannes Oerding.

Genau. Anne und ich kannten uns, hatten aber noch nie zusammen musiziert. Iris habe ich über Instagram „gestalkt“ – die wunderbare Künstlerin Cäthe hatte mich auf sie aufmerksam gemacht. Ich sah sie dann auf einem Foto mit Kontrabass, auf dem nächsten mit Gitarre oder am Fender Rhodes. Und dann diese sehr besondere Sopran-Stimme, die wie aus einer anderen Zeit scheint. Ich kontaktierte die beiden und sie waren sofort begeistert. Schon bei der ersten Probe war klar: Da liegt Magie in der Luft.

Joni Mitchell mit Mütze breitet die Arme aus und lächeltFoto: picture alliance/dpa/Invision/AP/John Shearer
Die Singer/Songwriterin Joni Mitchell wird am 7. November 80 Jahre alt (Foto von 2015).

An diesem Freitag erscheint nun Ihr gemeinsames Album „Shades Of Blue“ mit Neuinterpretationen des legendären „Blue“-Albums von Mitchell sowie weiteren Klassikern. Was war Ihnen dafür wichtig?

Wir wussten, dass wir uns mit dieser Interpretation an den heiligen Gral des Singing/Songwritings wagen. Kein anderes Album hat wohl den Begriff des Singer/Songwriters mehr geprägt als Jonis Album „Blue“ in all seiner musikalischen und poetischen Tiefe, der großen Verletzlichkeit und schonungslosen Selbstreflexion. Uns war ganz wichtig, die Essenz jedes Songs zu erhalten, aber wir wollten auch zum sehr rohen Original musikalische Farben hinzufügen. Es kommen die verschiedensten Instrumente zum Einsatz: von Gitarre, Klavier, Geige, Cello, Kontrabass bis zu Harmonium, Lap-Steel oder Saz. Unsere große Liebe gehört außerdem dem dreistimmigen Gesang.

Joni Mitchell wird am Dienstag 80 Jahre alt

Sie sind im Juni zu Mitchells Konzert nahe Seattle geflogen.

Im letzten Jahr ist ja das große Wunder passiert: Joni war Überraschungsgast bei Brandi Carlile beim „Newport Folk“-Festival. Keiner hat geglaubt, dass sie noch einmal live zu hören sein würde nach ihrem Schlaganfall 2015. Als dann eine einzige Show im Juni 2024 im Washington State angekündigt wurde, wussten wir, dass das eine „Once In A Lifetime“-Gelegenheit ist, und haben gleich Tickets gebucht. Zusammen mit 27.000 Joni-Fans aus allen Generationen konnten wir den unglaublichen Joni-Spirit einatmen in einem fantastischen Venue, dem Amphiteater „The Gorge“ mitten in einer magischen Canyon-Landschaft neben dem Columbia River.

Was haben Sie dabei für die eigenen Liveshows mitgenommen?

Joni saß auf einer Art Thron umgeben von Freundinnen und Freunden wie Annie Lennox, Marcus Mumford, Brandi Carlile, Wendy & Lisa von Prince und alle erzählten und sangen gemeinsam. Es war einfach unglaublich. Und es war toll zu sehen, wie wichtig bei Joni auch immer der Humor ist. Es wurde sehr viel gelacht, geweint und ordentlich Weißwein getrunken. Diesen Joni-Spirit wollen wir auch auf die Bühne bringen.

Kommenden Dienstag, am 7. November, feiert Joni Mitchell ihren 80. Geburtstag. Was macht sie zur Legende?

Der große Prince sagte mal: „Ich finde, dass Männer sehr unehrlich über Trennungen schreiben. Ich wollte in der Lage sein, für meine Fehler selbst verantwortlich zu sein. Ich wollte wie Joni sein.“ Kaum ein Songwriter ist so ehrlich und aufrichtig wie Joni Mitchell. Sie ist eine Allround-Künstlerin, ein Universalgenie: Dichterin, Songschreiberin, Musikerin, Produzentin, Malerin ​… Sie hat sich immer wieder neu erfunden. Als Folksängerin gestartet, wurde sie zur gefeierten Jazz-Artistin und spielte mit Größen wie Herbie Hancock oder Wayne Shorter. Was die Poesie angeht, hat sie den Nobelpreis mindestens so verdient wie Dylan. Ihre Melodien und Harmonien sind wunderschön und absolut außergewöhnlich.

The Joni Project: Geburtstagssause mit Gästen

Am Sonntag veranstalten Sie auf Kampnagel eine große Geburtstagsgala mit Band und Gästen. Worauf können sich Leute, die noch ein Ticket ergattern, freuen?

Auf einen wunderbaren und sehr abwechslungsreichen Abend. Alle Künstler:innen vereint die große Liebe zu Joni Mitchell. Diese Liebe war schon in den Proben so enorm zu spüren. Wir waren überrascht, wie schnell und begeistert uns hochkarätige Gäste wie Gitte Hænning oder Niels Frevert zugesagt haben. Es ist auch toll, mehrere Generationen auf der Bühne zu haben, wie die wunderbare CATT, die Jazz-Newcomerin Alma Naidu oder Jazz-Ikone Lisa Bassenge. Wir werden Joni Mitchells vielfarbiges Werk von vielen Seiten beleuchten: den frühen „Laurel Canyon“-Folk, den Jazz-beeinflussten Pop der Mittsiebziger bis zu ihrem Pop-Comeback in den frühen 90ern.

Ich verbinde mit Mitchell in erster Linie den bittersüßen Song „Both Sides Now“, der meine Lieblingsszene in „Tatsächlich … Liebe“ untermalt. Welcher Song ist es bei Ihnen?

Oh ja, was für eine Szene. Und wie böse, wenn Alan Rickman Emma Thompson die CD überreicht und sagt „für deine weitere emotionale Bildung“. Und irgendwie hat er sogar recht, weil man mit Joni Mitchells Musik und ihren Texten tatsächlich lernt, wie wichtig es ist, all seine Gefühle aufs Innigste zu lieben und damit umgehen zu lernen. Für mich ist und bleibt mein Lieblingssong „A Case Of You“. Er vereint so viele von Jonis Qualitäten: eine unsterbliche Melodie und ein Text, der gleichzeitig tief bewegend und irre lustig ist, wenn sie sinngemäß singt: „Du bist so bitter und so süß. Ich könnte ’ne ganze Kiste von dir trinken und immer noch auf beiden Füßen stehen.“

Album: „Shades Of Blue“ erscheint am 3.11. auf dem eigenen Label als digitale Version und als Vinyl. Infos und Termine: thejoniproject.net

Kampnagel: 5.11., 20 Uhr, 26-46 Euro

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