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Jungle: „Für Techniker sind wir live ein Albtraum“

Tom McFarland (l.) und Josh Lloyd-Watson stecken hinter Jungle. Dass man ihre Gesichter nicht richtig erkennen kann, ist wahrscheinlich gewollt, für sie stehen ihre Egos nicht im Vordergrund.
Tom McFarland (l.) und Josh Lloyd-Watson stecken hinter Jungle. Dass man ihre Gesichter nicht richtig erkennen kann, ist wahrscheinlich gewollt, für sie stehen ihre Egos nicht im Vordergrund.
Foto: Arthur WIlliams

Das britische Duo über ihr neues Album „Volcano“, Musik als Gesamtkunstwerk, wenig Ego und sein Selbstbewusstsein

Das Interview führte Arist von Harpe

Nostalgie und zugleich Progressivität. Die Verbindung von beidem ist das Erfolgsrezept des Londoner Pop-, Dance- und Neosoul-Projekts Jungle, hinter dem die beiden Produzenten und Freunde Tom McFarland und Josh Lloyd-Watson stecken. Mit MOPOP sprach Tom McFarland über ihre magische Verschmelzung von Alt und Neu und darüber, warum sie alles andere als eine klassische Band sind, ihre Egos nie im Vordergrund stehen und sie gleich einen ganzen Film zum neuen Album „Volcano“ gemacht haben.

MOPOP: Euer Sound ist innovativ und retrohaft zugleich. Was sind eure musikalischen Inspirationen und was macht die magische Verbindung zwischen euch beiden aus?

Tom McFarland: Unsere Inspiration ist all die Musik, die wir beide jemals gehört haben. Die ist auch immer nostalgisch und progressiv zugleich. Wir mögen HipHop, daran fasziniert uns die Wiederverwendung und Weiterentwicklung schon bestehender Soulmusik. Aber wir mögen auch Reggae, Krautrock oder Minimal Music. Und wir sind große Fans von Daft Punk, Justice, Moby oder Air – bei denen vermischen sich auch handgemachte Livemusik und computerbasierte Elemente. Insgesamt kann man sagen, dass wir uns lieber von durch Musik erzeugten Gefühlen inspirieren lassen und nicht so sehr von konkreten Genres.

Das neue Album „Volcano“ erscheint morgen bei Caiola Records.
Das neue Album „Volcano“ erscheint morgen bei Caiola Records.

Live wechselt ihr mit der gesamten Band die ganze Zeit die Instrumente. Wie funktioniert das?

Das ist der absolute Albtraum für unsere Bühnentechniker, die nervt das total. (lacht) Im Studio selbst sind meistens nur Josh und ich. Dieses Mal hatten wir aber auch Lydia Kitto dabei, sie gehörte bei der letzten Tour als Background-Sängerin zur Band. Sie war uns eine extrem große Hilfe und hat viele der neuen Songs auch mitgeschrieben. Insgesamt haben wir einen sehr großen Kreis an befreundeten Musiker:innen, die uns live begleiten und alle auch mehr als nur ein Instrument beherrschen. Die Verteilung der Instrumente ist dann live teilweise recht spontan. Das hängt immer davon ab, auf welche Dinge Josh und ich Lust haben. Wir haben uns nie als traditionelle Band verstanden, in der jede Person immer die gleiche Sache macht. Am Ende sind Josh und ich einfach Produzenten, wir wollen Platten machen. Wer dann ganz konkret mitspielt, ist gar nicht so wichtig. Wir haben auch von Anfang an versucht, die ganzen Ego-Themen bei Jungle herauszuhalten, es gibt bei uns nicht die eine Person, die im Scheinwerferlicht steht. Jungle ist das Hauptding, nicht die Personen dahinter. Wer Teil davon sein möchte, ist herzlich eingeladen. 

Ist das auch der Grund, weshalb ihr zwar immer total geschmackvolle Tanzvideos macht, man euch beide darin aber nie sieht?

Absolut. Wir wollen damit ein nicht nur musikalisches, sondern auch visuelles Werk erschaffen. Eine durchgehende künstlerische Integrität ist uns wichtig! Jungle ist keine Band, sondern ein Konzept. Dass wir unser Konzept gefunden haben, macht uns extrem glücklich. 

Fast so wie Kraftwerk? Die waren ja auch sehr konsistent und eigentlich auch mehr Konzept und weniger klassische Band.

Ja total, das stimmt.  

Für „Volcano“ gibt es jetzt auch sehr viel Video-Material.

Genau, wir haben für jeden Song ein Video gemacht. Zusammen ergeben sie einen richtigen Film. Das ist so ähnlich wie bei Daft Punks Film „Interstella 5555“ in Form eines modernen Balletts. für uns war es ein sehr chaotischer Weg dahin. Wenn das Album morgen erscheint, werden wir auch den kompletten Film veröffentlichen. So eine ganze Story wollten wir eigentlich schon immer machen, vorher fehlten uns aber die finanziellen Mittel und künstlerischen Fähigkeiten. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis!

Jungle halten sich am liebsten im Studio auf – und auf der Bühne wechseln sie gerne wild mit allen Bandmitgliedern die Instrumente. Foto: Lydia Kitto

Wie würdest du die Entwicklung eures Sounds beschreiben? Hat der sich seit eurem Start verändert?

Ich weiß gar nicht, ob sich unsere Musik weiterentwickelt hat. Das, was sich verändert hat, ist vermutlich mehr unser Selbstvertrauen. Dadurch ist unser Sound mutiger, klanglich lebendiger und experimenteller geworden. Am Anfang unserer Karriere waren wir insgesamt ziemlich nervös und unsicher. Aber jetzt, nach zehn Jahren, haben wir diese Ängste hinter uns gelassen. Das sorgt dafür, dass wir nun kreativ viel freier sein können. 

Bisher konnte man eure Musik und die von dem geheimnisumwobenen und ebenfalls aus UK stammenden Projekt Sault gut zusammen in eine Playlist packen. Bei manchen Songs vom neuen Album geht die Ähnlichkeit noch weiter, sie klingen fast schon nach Sault. Steckt ihr etwa dahinter?

Nein das tun wir nicht. (lacht) Obwohl wir es vielleicht gerne täten. Aber es stimmt in der Tat ein bisschen: Josh hat mit Sault auf einem Song ihres letzten Albums zusammengearbeitet. Und einer der Hauptprotagonisten von Sault hat seit unserem zweiten Album mit uns zusammengearbeitet, aber auf dem aktuellen nicht. Sault machen sensationelle Musik, sie haben ein sensationelles Konzept und haben ein sehr ähnliches Ethos wie wir. Es ist daher ein extrem großes Kompliment, dass du Ähnlichkeiten zwischen Sault und Jungle siehst.

„Volcano“ erscheint morgen (11.8.) bei Caiola Records. Am 13.11. spielen Jungle in der Sporthalle (20 Uhr, 48 Euro).

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