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Deine Freunde: „Kinder mussten während Corona viel erwachsener sein, als es je geplant war“

Obwohl „Ordentlich durcheinander“ das „verflixte siebte Album“ ist, verstehen sich Florian Sump (41, v. l.), Lukas Nimscheck (34) und Markus Pauli (44) noch immer wunderbar.
Obwohl „Ordentlich durcheinander“ das „verflixte siebte Album“ ist, verstehen sich Florian Sump (41, v. l.), Lukas Nimscheck (34) und Markus Pauli (44) noch immer wunderbar.
Foto: Michi Schunck

Heute ist die neue Platte „Ordentlich durcheinander“ der Hamburger Kinderband Deine Freunde erschienen – es ist das „verflixte siebte Album“. Im MOPOP-Interview sprachen Florian Sump und Lukas Nimscheck (Markus Pauli ist gerade mit Fettes Brot auf Tour) über Ordnung und Durcheinander, schwere Bürden, dumme Witze, die Pubertät und Fernseh-Legende Marijke Amado.

MOPOP: Euer neues Album heißt „Ordentlich durcheinander“. Wo seid ihr ordentlich und wo durcheinander?

Lukas: Flo ist ganz ordentlich, was die Planung seines Privat- und Berufslebens betrifft: „Um 14 Uhr muss ich meinen Sohn abholen, um 16 Uhr bin ich hier, um 17.30 Uhr steht das an und um 18 Uhr habe ich Zeit.“ Durcheinander bist du bei einfachsten Sachverhalten. (alle lachen laut)

Flo: Im Gegensatz zu mir kann Lukas sich jedes Gesicht von jedem Menschen – und vor allem den dazugehörigen Namen – merken. Also, wenn das in die Rubrik „ordentlich“ mitreinzählt. Wenn wir in irgendeiner Stadt ein Konzert haben, kennt der noch Name und Gesicht des Veranstalters, weil wir da vor fünf Jahren schon mal gespielt haben. Und Lukas kann 17 Dinge gleichzeitig im Kopf bearbeiten. Das kann ich nicht. Dadurch bleibt dann aber auch mal etwas bei ihm liegen – was aber ja verständlich ist.

Das Album ist beim eigenen Label Sturmfreie Bude erschienen.

Auf „Ordentlich durcheinander“ sind 19 Songs, was sehr viel ist. Das ist das siebte Album. Euch scheinen die Themen nie auszugehen.

Flo: Nein, wir drei sind mittlerweile so ein gut eingespieltes Team, dass wir bisher keine Angst davor haben mussten, dass das jemals passieren könnte.

Lukas: Obwohl es das verflixte siebte Album ist!

Flo: Man sagt das ja bei Ehepaaren, dass das siebte Jahr die Zerreißprobe ist. Da entscheidet sich, ob man zusammenbleibt. Was das betrifft, haben wir eine rosige Zukunft vor uns, weil auch das wieder extrem viel Spaß gemacht hat.

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Der Song „Ich hab‘ dich lieb“ sticht auf dem Album heraus.

Flo: Das stimmt, wir haben nicht oft Songs, wo nur gesungen wird und es keinen Rap gibt.

Lukas: An dem Lied ist auch besonders, dass wir dafür ein Sample von einer DDR-Schallplatte genommen haben. Dafür haben wir auch die Musiker ausfindig gemacht und sie das freigeben lassen. Die hießen Thomas Naschinski und seine Gruppe.

Flo: Einer von ihnen hat uns bei einem Konzert besucht und danach haben die gesagt: „Ja, könnt ihr machen.“

Lukas: Erst wollten wir daraus nur ein ganz kurzes Lied machen, aber durch das Sample hat es so eine schöne Energie bekommen. Das wird jetzt kein Kinderzimmer-Hit. Aber es war uns wichtig, mal so ein ganz unironisches Lied zu machen. Denn man sagt sich ja mit seinen Eltern ja auch oft, dass man sich lieb hat.

Flo: Wir sagen uns das auch. Wir streiten natürlich auch manchmal, aber wir bekunden uns auch immer wieder unsere Liebe innerhalb der Band.

Wer macht bei euch die dümmsten Witze? Dazu gibt es ja auch einen Song.

Lukas: Flo!

Flo: Ja, ich ertappe mich zu Hause öfter dabei, wie ich unlustige Väterwitze raushaue und dann meinen Kindern ein bisschen peinlich bin. Man könnte bei uns vielleicht denken, weil wir ja Songs haben, bei denen sich Eltern irgendwie ertappt fühlen, dass wir über den Dingen schweben. Aber ich tappe auch oft in genau die gleichen Fallen. Man muss da einfach immer mit Humor draufgucken und dann ist es alles nicht mehr so schlimm. Wir versuchen immer, das Familienleben möglichst echt abzubilden.

Beeke Hagemann (13) machte ihr „Girls’ Day“-Praktikum bei MOPOP und führte das Interview mit Deine Freunde. Flo war in echt da und Lukas per Video – Pauli ist momentan mit Fettes Brot auf Tour.

Lukas: Wenn ihr das Gefühl habt, euch beobachtet jemand, dann sind das immer wir! DasWir sind das gruselige Paar Augen im Schrank!

Flo: Wir drei sind ja extrem unterschiedlich aufgewachsen: Pauli wurde in Rumänien geboren, Lukas ist im Osten aufgewachsen und ich im hohen Norden. Aber auch bei uns gibt es Schnittmengen. Das geht anderen Menschen da draußen wahrscheinlich ganz genauso. Und das versuchen wir mit unseren Songs einzufangen. Es gibt ja auch den Song „Raus ins Bett“, der davon handelt, dass man morgens nicht aus dem Bett kommt und abends nicht wieder reinwill. Das kennt ja einfach jeder!

Erkennt ihr eure Eltern in euch wieder?

Flo: Ja, ich merke, dass ich sehr doll nach meinem Vater komme. Also, ich habe ganz tolle Eltern. Aber es sind dann aber manchmal genau die Eigenschaften, die man übernimmt, von denen man denkt, die hätte ich eigentlich lieber nicht gehabt.

Lukas: Ich habe ganz viel von meiner Oma geerbt. Als Kind fand ich es total nervig, dass sie so ungeduldig ist – jetzt bin ich ganz genauso.

Es gibt auch das Lied „Schlechte Verlierer“ – seid ihr selbst welche?

Lukas: Ja, ich war mal richtig so mit Monopoly an die Wand schmeißen. Ich habe jetzt aber in eine Familie eingeheiratet, wo die so schlechte Verlierer sind, dass ich wieder gut dastehe. Die können alle überhaupt nicht verlieren und es gibt auch bestimmte Spiele, die bei meinem Mann und seiner Familie an Weihnachten verboten sind. (lacht)

Flo: Ich bin ja mit drei Brüdern aufgewachsen – wir sind alle im Abstand von drei Jahren geboren. Und wir waren Meister darin, die Spielregeln zu diskutieren und sie zu unseren Gunsten hinzubiegen.

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„Das schlechteste Lied seit Jahren“ haben viele andere Promis kommentiert.

Flo: Ja. Checker Tobi findet es schrecklich und bittet, dass wir es zurückziehen. Nora Tschirner hat gesagt, dass unsere beste Zeit vorbei ist. Rolf Zuckowski meint, wenn wir seine Freunde bleiben wollen, dann ist das das einzige schlechte Lied, das wir je gemacht haben. Porky von Deichkind findet, dass unser Stern verglüht ist.

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„Schon bist du in der Pubertät“: ist auch ein Lied: Wohin sollen sich Teenager im besten Fall hinwenden, wenn sie dann irgendwann keine Fans mehr von euch sind?

Flo: Ich würde sagen, dass man das absolut selbst entscheiden muss. Und das müssen dann eigentlich auch Sachen sein, die von den Eltern nicht toll gefunden werden.

Das ist ja das Schöne an der Pubertät. Man ist plötzlich halb erwachsen. Ich glaube, es geht darum, dass man seinen Kindern zutraut, dass sie das schaffen.

Lukas Nimscheck über eigenverantwortlichen Musik-Konsum

Lukas: Man ist halt irgendwann dazu in der Lage, alles zu verarbeiten, was man so hört. Das ist ja das Schöne an der Pubertät. Man ist plötzlich halb erwachsen. Ich glaube, es geht darum, dass man seinen Kindern zutraut, dass sie das schaffen.

Flo: Ich weiß noch, damals fand ich „Böse“ von den Fantastischen Vier so gut. Das war eine Aneinanderreihung von Schimpfworten. Davon war ich total elektrifiziert, das hat einen Sog auf mich ausgeübt. Darum geht es doch genau, wenn man sich aus der Kindheit verabschiedet.

Lukas: Als ich klein war, gab es Diskussionen von besorgten Eltern um den Anti-Nazi-Song „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten, weil da das Wort „Arschloch“ drin vorkam. Damals wurde dann teilweise überhört, worum es in dem Song eigentlich geht und alle sind nur auf dieses Wort gegangen und haben gesagt: „Das ist jugendgefährdend“. Heute ist so viel da draußen, dass man als Eltern gar nicht mehr hinterherkommt, sein Kind vor allem zu schützen. Da muss man einfach auf Eigenverantwortung setzen, wenn die Kinder im Internet unterwegs sind. Wenn die Eltern da ein bisschen aufgepasst haben zur Kinderzeit, dann kann man das schon irgendwie verarbeiten und in die richtige Schublade sortieren – zwischen lustig gemeint und eben echter Identifikation.

Wie kommt es, dass Fernseh-Legende Marijke Amado in eurer Internet-Show dabei war?

Lukas: Wir hatten uns gewünscht, dass das jemand macht, der für unsere eigene Kindheit steht und das mit dem, was wir heute machen, verbindet. Da sind nur zwei Leute in frageFrage gekommen: Michael Schanze und Marijke Amado. Die haben wir als erstes gefragt und diesie hat sofort ja gesagt.zugesagt!

In eurem Text zum neuen Album steht, dass Kinder in der Corona-Zeit viel erwachsener sein mussten als es jemals geplant war. Gut, dass ihr das mal sagt.

Flo: Ja, wir finden auch allgemein, dass ein bisschen zu wenig ein lautes Dankeschön an die Kinder gerichtet wurde. Deswegen haben wir das jetzt bei jedem Konzert so gemacht. Denn sie haben in der Zeit ganz schön viel auf sich genommen.

Lukas: Als alles wieder normal ging – auch unsere Konzerte –, war es geil zu merken, dass alle uns so weit vertrauen und auch so weit wieder ins Leben zurück wollen, dass sie wieder zu unseren Shows kommen. Es hätte ja auch sein können, dass alle total Schiss haben und nicht mehr mit 5000 anderen Leuten auf einem Konzert sein wollen. Aber unsere Fans und ihre Eltern wollten dann irgendwann einfach wieder raus. Die Angst hat nicht gesiegt.

„Ordentlich durcheinander“ ist heute erschienen. Live in der Sporthalle: 9.12., 17 Uhr, 36/41 Euro, 10.12. (ausverkauft)

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