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Die Ärzte in Hamburg: „Herbst des Lebens“? Von wegen!

Wenn so der „Herbst des Lebens“ aussieht, ist es ein goldener: Bela B. Felsenheimer beim zweiten Ärzte-Konzert in Hamburg.
Wenn so der „Herbst des Lebens“ aussieht, ist es ein goldener: Bela B. Felsenheimer beim zweiten Ärzte-Konzert in Hamburg.
Foto: Sebastian Madej

Sie sind mittlerweile Ende 50, Anfang 60 und sehen sich laut Tour-Titel offiziell im „Herbst des Lebens“. Dabei galten Die Ärzte doch immer als ewig frisch und jugendlich und lustig. Und vor allem als die „beste Bänd der Welt“. Reicht ihre Ausdauer noch für zwei Konzertabende hintereinander in der ausverkauften edel-optics.de Arena?

Das stellen Bela B., Farin und Rod („Es gibt nur einen Gott!“) pünktlich ab 20 Uhr unter Beweis. „Wer verliert, hat schon verloren“, heißt der erste Song, den sie noch komplett im Dunklen spielen. Erst zu Lied zwei, dem „Lied vom Scheitern“, geht auf der Bühne das Licht an. Da ist selbst auf den Stehplätzen hinten unterm Dach schon die totale Pogo-Party ausgebrochen.

Die Ärzte: Ausverkaufte Punk-Party in Wilhelmsburg

Die Ärzte aus Berlin („auuuuuus Berliiiiin“) sind so drauf wie immer: albern, flapsig, mit Augenzwinkern. Beispiel: „Das nächste Lied kommt als nächstes, und das ist alles, was ihr wissen müsst.“ Oder: „Wollt ihr noch ’n Lied oder sollen wir uns lieber unterhalten?“ Alle Pointen mitschreiben? Keine Chance. Das liegt leider auch am Ton, der auf den Oberrängen nur selten gut ankommt. Der Stimmung schadet das trotzdem nicht.

Aber: „Ist das noch Punkrock?“ Klar. Auch ohne den gleichnamigen Song. Stattdessen gibt’s eine Auswahl aus 41 Jahren Die Ärzte. „Noise“ (inklusive „Noise“-„Ja!“-Rufspiel mit den Fans), „Tamagotchi“, „Ich am Strand“, „Lasse redn“, „Frank‘n‘stein“, „Perfekt“, „Deine Schuld“, „Hurra“ oder „Himmelblau“ sind mit dabei.

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Bei der „Banane“ wird es schlüpfriger, bei „1/2 Lovesong“ oder „Leben vor dem Tod“ emotionaler, beim „Schunder-Song“, „Vokuhila Superstar“ oder „Blumen“ Ärzte-typisch humorig. Der Mix macht’s.

Mit am lautesten ist das Publikum übrigens, als Die Ärzte „Männer sind Schweine“ anspielen. Das will was heißen: Ob alt oder jung, ob auf dem 100. oder dem ersten Ärzte-Konzert – es wird durchgehend getanzt, die Texte sitzen, es ist krachend laut. Hätten Farin, Rod und Bela B. ihre Mikros abgeschaltet, es wäre nicht groß aufgefallen.

Die Ärzte in Hamburg: Noch lange nicht „unrockbar“

Mit zum Ärzte-Hit-Mix gehört die klare Kante gegen Rechts. „Scheint die Sonne auch für Nazis? Ich könnt’s nicht verstehen!“, singen sie in „Ein Sommer nur für mich“. Und natürlich: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe … Oh, oh, oh, Arschloch!“

Die Anti-Nazi-Hymne läutete im Spätsommer 1993 das Ärzte-Comeback ein. Und ist aktueller denn je: Die bis zum Anschlag gefüllte Arena nutzt während des letzten echten Songs des Abends – es folgt nur mehr der Rausschmeißer „Dauerwelle vs. Minipli“ – offensichtlich die Chance, um die Wut über rechte Politik-Erscheinungen von Merz bis Weidel einmal rauszuschreien.

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Am Ende dauert die zweite Hamburger Arzt-Visite genau drei Stunden. Ob sie wirklich die „beste Bänd der Welt“ sind, weiß immer noch niemand. Ist auch egal. Alle wissen: Im „Herbst des Lebens“ sind Die Ärzte noch lange nicht „unrockbar“.

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