
Mit der Verleihung des „Anchor“-Awards für den heißesten Nachwuchs-Act wurde am Samstagabend das Ende des diesjährigen Reeperbahn-Festivals eingeläutet. Vier Tage war auf dem Kiez gefeiert worden, 285 Liveshows von 250 Acts aus 27 Ländern – und am Ende gab es einen Gewinner, der mit seinem Auftritt einfach alle vom Hocker gerissen hatte.
„Die haben uns komplett umgehauen“, sagt Produzenten-Legende und Jury-Präsident Tony Visconti am Ende der zweistündigen Gala im St. Pauli-Theater – und verkündet den diesjährigen Gewinner: Yard Act! Die britischen Post-Punker waren am späten Freitagabend im Nochtspeicher aufgetreten. Jury-Mitglied Tom Odell kommt auch einen Tag später nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: „They were fucking amazing!“, sagt er. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Visconti, der Songwriter Odell und ihre Jury-Kolleg:innen – Sängerin Emeli Sandé, Songwriterin Tayla Parx, Yvonne Catterfeld und der Songwriter Jacob Banks – hatten am Donnerstag- und Freitag im Nochtspeicher in der ersten Reihe gesessen (der Club war betischt und bestuhlt) und die Auftritte der insgesamt sechs nominierten Bands gesehen.
Da waren die deutsche Sängerin May The Muse (Urteil von Tayla Parks: „Her tone matched her aura!“), die Österreicherin Oska (Jacob Banks: „Ihr Songwriting und ihr Storytelling sind wunderschön“), der Berliner Sänger und Schauspieler Lie Ning (Yvonne Catterfeld: „Er hat das Publikum und mich tief berührt“), die Briten PVA (Emeli Sandé: „Großartig! Ich kann es nicht erwarten, sie wieder live zu sehen!“) und eben Yard Act.
Die freuen sich am Samstagabend natürlich sehr über die Auszeichnung – fühlen sich aber eh längst wie komplette Sieger: „Wir sind gestern Morgen aus London hier angekommen – und unser einziges Ziel war, Tony Visconti kennenzulernen“, sagt Sänger James Smith. „Das haben wir geschafft. Der Preis jetzt ist ein hübscher Bonus.“

Überhaupt ist dieses Gefühl des „Gewinnens“ den gesamten Gala-Abend – moderiert von Hadnet Tesfai und Conchita Wurst – über sehr präsent: Nach 18 Monaten endlich wieder Livemusik! Endlich wieder gemeinsam Konzerte erleben. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagt, er sei „voller Emotionen“ und unterstreicht ein weiteres Mal den Wert der Kultur: „Sie ist magisch, sie ist verspielt – und sie ermöglicht es uns, die Welt zu verändern.“ Man muss es nur anpacken.
