Schwindelerregende Bilder, ein sagenhafter Soundtrack und ganz viel Melodrama: Die neue Filmbiografie „Elvis“ gibt Einblicke in das Leben des King of Rock’n’Roll. Regisseur ist Baz Luhrmann („Moulin Rouge“, „Der große Gatsby“), der sein bewährtes Mittel der bombastischen Inszenierung einsetzt – und das passt natürlich zum intensiven Leben eines der erfolgreichsten Musikstars aller Zeiten. „Elvis“ ist ein wilder Ritt mit vielen schnellen Szenenwechseln, grellen Farben, auch mal Split Screens. Das wirkt wie eine Las-Vegas-Show – man muss sich darauf einlassen, um mit einem atemlosen Spektakel belohnt zu werden.
Erzählt wird die Geschichte von Elvis Presley (1935-1977) aus der Sicht seines fiesen Managers, für den Baz Luhrmann Tom Hanks gewinnen konnte. Der Musiker selbst wird verkörpert vom 30-jährigen Schauspieler Austin Butler. Die beiden spielen ihre Rollen sehr überzeugend.

Nicht immer, aber für längere Zeit hatten Manager Tom Parker und Elvis Presley ein schwieriges Verhältnis. Parker, der mehr als 20 Jahre für den Superstar arbeitete, bereicherte sich übermäßig am Gewinn und motivierte Elvis zu erschöpfend vielen Auftritten. Er bezeichnet Elvis im Film als „Jahrmarktattraktion“ und verhindert, dass der Sänger im Ausland Konzerte gibt – weil Parker selbst wegen einer falschen Identität, die er angenommen hatte, die USA nicht verlassen durfte. Doch er sieht auch früh das Potenzial des Musikers – und holt, so könnte man es interpretieren, das künstlerisch Beste aus ihm heraus.

In mehr als zweieinhalb Stunden wird Elvis’ Leben in Erinnerung gebracht. Der Film erzählt von dessen Kindheit in einem kleinen Ort im US-Bundesstaat Mississippi. Seine Eltern gehörten einer freikirchlichen Gemeinde an. Dort hörte Presley als Kind Gospels und Spirituals, was seinen eigenen Musikstil beeinflusste. Immer wieder wird seine Liebe für Gospels und den Rhythm & Blues schwarzer Künstler thematisiert – und die besondere Rolle, die Elvis dadurch einnahm, dass er die Musik schwarzer Musikerinnen und Musiker in der weißen Mehrheitsgesellschaft populär machte.

Im Süden der USA gab es zu dieser Zeit eine klare Trennung zwischen weißen und schwarzen Menschen – weswegen Elvis von konservativer Seite viel Feindschaft entgegenschlug. Luhrmann stilisiert Elvis zu einer politischen Kraft, vermeidet es dabei aber zu erwähnen, dass Elvis sich später etwa auch mit dem republikanischen Präsidenten Richard Nixon traf.
Vor allem aber geht es in „Elvis“ natürlich um die Musik. Viele Live-Auftritte sind zu sehen, die die Zuschauer in ihren Sitzen zu Hits wie „Heartbreak Hotel“ oder „Hound Dog“ wippen lassen dürften. Die Lieder sind bis heute einzigartig eingängig, Austin Butler gibt sich viel Mühe, den legendären Hüftschwung und den markanten, emotionsgeladenen Gesang von Elvis zu imitieren.
In den 50ern traf Elvis mit seiner Mischung aus Country, Blues und Gospel und seinen zu der Zeit völlig eigentümlichen, sexuell aufgeladenen Beckentänzen den Nerv der Zeit. Wir sehen hysterische Massen, schreiende Frauen – und einen Manager mit glühenden Augen. Tom Hanks macht Parker als gierigen und sensationslüsternen Mann lebendig.
Elvis feiert Erfolge, fängt außerdem an als Schauspieler zu arbeiten. 1958 rückt der Musiker allerdings zur Armee ein und wird nach Deutschland versetzt, wo er seine spätere Frau Priscilla kennenlernt, damals gerade erst 14. In dieser Zeit stirbt Presleys Mutter, und es wirkt im Film ein bisschen so, als habe er diesen Verlust nie überwunden. Zurück in den USA ändert Elvis seinen musikalischen Stil – es wird nun deutlich schmalziger.
Manager Parker will unterdessen noch das letzte Kapital aus Elvis pressen, was diesem naturgemäß nicht lange guttut. Bei einer geplanten Weihnachtsshow, die Elvis im Santa-Outfit absolvieren soll, rebelliert er im schwarzen Lederdress und präsentiert glühend seine alten Songs.
Doch im Laufe der Jahre zieht sich der Musiker zunehmend zurück. Nach der Trennung von seiner Frau geht es mit seiner Gesundheit bergab, er wird von Tabletten abhängig, seine Geschichte nimmt, es ist bekannt, kein gutes Ende. Doch sein Vermächtnis lebt weiter.
Elvis’ Familie – seine einstige Ehefrau Priscilla, Tochter Lisa Marie und Enkelin Riley Keough – äußerte sich übrigens begeistert über den Film. (DPA)
159 Minuten, ab 6 Jahren; Abaton (OmU), Astor (auch OmU), Blankeneser Kino, Cinemaxx (alle, Dammtor+Harburg auch OV), Holi, Passage, Savoy (OV), UCI (alle), Zeise (auch OmU)
