Vergangenes Wochenende hat das „Fast ein Dockville“ in Wilhelmsburg am Reiherstieg Hauptdeich gezeigt, dass Festival-Vergnügen in Pandemie-Zeiten eben doch möglich ist: mit maximal 1000 Leuten statt sonst bis zu 40.000 und einem ausgeklügelten Hygiene-Konzept, das Laufwege vorgibt, aber das Tanzen nicht verbietet. Solange man genug Abstand hält, ist alles gut! Großartige Acts wie Alli Neumann, Haiyti und Schmyt haben gespielt, nur das Camping war nicht möglich. Na und? Wer will das auch bei so unbeständigem Wetter. Heute geht’s ins zweite lange Wochenende voller „Fast ein Festival“-Spaß! Voraussetzung dafür sind natürlich die „3G“-Vorschriften.
„Dockville“: Heute Abend spielen Bukahara und Ätna.
Die Headliner heute Abend sind Bukahara. Das, was die vier Jungs machen, muss man aus dem Grund Weltmusik nennen, weil sie auch aus der ganzen Welt kommen: Deutschland vermischt sich mit Syrien, Israel, der Schweiz und Tunesien – getroffen haben sie sich alle aber beim Jazz-Studium in Köln. Ihre Musik aus Pop, Folk, Gypsy, Reggae, Jazz und weiteren Einflüssen lässt sich schwer in eine Schublade packen. Wenn’s schon eine sein muss, dann ist’s die der reinsten Lebens- und Tanzfreude. Ebenfalls extrem tanzbar ist das Dresdner Elektro-Duo Ätna – die beiden lernten sich auch im Studium kennen. Sie sind die amtierenden „Anchor“-Preisträger des Reeperbahn-Festivals und ihre neuesten Singles zusammen mit Produzent Solomun („Tuk Tuk“) und Meute („Weirdo“) gehen ab! Act Nummer 3: Pano.
Morgen (20.8.) gibt’s dann ein Indierock-Fest am Reiherstieg. Leoniden aus Kiel feiern den Release ihres neuen Albums „Complex Happenings Reduced To A Simple Design“ und die großartige Ilgen-Nur wird mit ihrer Nachdenklichkeit, Melancholie und Lo-Fi-Sound verzaubern. Kein Wunder, dass die 1000 Tickets für diesen Festival-Tag schon ausverkauft sind.
Am Samstag (21.8.) spielen dann die Rapperinnen Nura (ihr neues sehr politisches Album „Auf der Suche“ erscheint ebenfalls morgen!) und Yael. Kein Wunder, dass die jeweils 1000 Tickets für diese beiden Festival-Tage schon ausverkauft sind.
Am Sonntag ist die beatlastigere „Festivalschwester“ namens „Spektrum“ an der Reihe.
Am Sonntag (22.8.) wird dann von „Fast ein Dockville“ hin zum beatlastigeren Schwesternfestival „Fast ein Spektrum“ geswitcht: gleiches Konzept, andere Überschrift und der Abschluss des musikalischen Festivalprogramms in Wilhelmsburg. Lugatti & 9ine werden mit ihren düsteren trappigen Beats und ihrem straighten Rap genauso auftreten wie die aus Hamburg-Poppenbüttel stammende Eunique, die mit ihren letzten Songs „Bad Bitch“ und „Egoist“ mit viel Autotune und Dancehall echte Club-Hits hingelegt hat – wenn die Clubs denn bloß geöffnet hätten!
Rahmenprogramm: Kunst, Escape Game und „Radioballett“
Übrigens: Die Konzerte, die „Fast ein Festival“ bietet, sind lange noch nicht alles, was man am Reiherstieg erleben kann. Beim Kunstfestival „MS Artville“, das auch im Rahmen des Hamburger Kultursommers stattfindet, gibt’s auf dem ganzen Gelände in Wilhelmsburg Kunst zu bewundern – geführte Spaziergänge werden zwischendrin immer wieder angeboten. Beim Escape Game „Bio Economy Now“ kann man in die Rolle eines Undercover-Agenten schlüpfen und die Welt und das Klima retten. Und das Körperfunkkollektiv führt sein „Radioballett“ auf. Es hat nicht viel mit Radio und Ballett zu tun, sondern ist „eine innovative und interaktive Performance, die neue Räume eröffnet, erkundet und zum Leben erweckt“.
Für den Check-in wird die „PartyMate“-App benötigt. Es können 250 Menschen in festen Bereichen tanzen, vor den Bühnen werden auch feste Plätze zugewiesen und die Gastro-Bezahlung erfolgt kontaktlos.
„Fast ein Festival“: bis 22.8., ab jeweils 16 Uhr, Tagesticket: 32 Euro, Infos und Timetables unter fasteinfestival.de