Folgen Sie uns

Wonach suchen Sie?

Interviews

Hamburger Musikerin: Übers Verlieben, Vernaschen – und psychische Gewalt

Antje Schomaker, Sängerin und Songwriterin, steht während eines Fototermins vor einer Wand.
Antje Schomaker, Sängerin und Songwriterin, veröffentlicht im Oktober ihr zweites Album „Snacks“.
Foto: dpa | Franziska Spiecker

Mit ihrer typischen Leichtigkeit geht die Singer/Songwriterin Antje Schomaker auf ihrem neuen Album „Snacks“ Themen wie Liebeskummer, Verliebtsein und Beziehungen an – und streut auch eine Prise Melancholie mit ein.

Es sind die klassischen Popthemen, denen sich die in Hamburg lebende Singer/Songwriterin Antje Schomaker auf ihrem neuen Album „Snacks“ widmet. Doch sie tut das auf eine so lässig-lockere und emanzipierte Art sowie mit Witz und Begeisterung, dass die Songs einfach ins Herz und in die Beine gehen. Da wundert es nicht, dass sie im vergangenen Jahr den Preis für Popkultur in der Kategorie Lieblingskünstler:in gewann und sie dieses Jahr sogar in der Jury Platz nehmen darf.

„Snacks“: Hamburger Sängerin Antje Schomaker mit neuem Album

„Ich glaube tatsächlich, dass in allem Schlechten auch etwas Gutes ist. Weil ich die Songs oft live spiele, ist es vielleicht etwas, das ich für mich tue, einen leichten Blick auf das Leben zu werfen. Außerdem liebe ich Musik, die nach vorne geht und Drive hat“, sagte die 31-Jährige in Hamburg.

In den zwölf Songs auf ihrem neuen Album verarbeitet die Musikerin Alltägliches: „Meine Songs sind autobiografisch geprägt. Ich schreibe über alles, was in meinem Leben passiert.“ So geht es in dem Titeltrack „Snacks“ ums (Ver-)Naschen. Auf verspielt-zweideutige Weise singt sie etwa „Ich will sie alle, egal welche Sorte. Ich will die salzigen und auch die Torte. Gib mir ein Küsschen, doch kein Ferrero. Ich nehm‘ die meisten eh nur für mein Ego. Ich will Snacks!“

Das könnte Sie auch interessieren: „Autumn Variations“: Ed Sheeran holt auf dem neuen Album das große Melancholie-Besteck raus

Schomaker sagt dazu: „Ich hatte schon länger die Idee, mit diesen Metaphern zu spielen, und habe in meine Handynotizen Formulierungen wie „manchmal nehme ich sie mit ins Bett“ oder „die Verpackung ist so trügerisch“ geschrieben. So ist immer mehr dazugekommen.“ Überhaupt sei bei ihren Songs „erst der Text da“ Die Melodie und das ganze Drumherum entstünden dann entweder im Studio bei einer gemeinsamen Session mit ihrem Gitarristen Felix, mit ihrer Produzentin Novaa oder auch allein auf der Klampfe zu Hause.

Trotz aller Leichtigkeit findet sich auch ein tiefgehender, melancholischer Song auf dem Album. „Wenn ich mal Kinder hab“ ist ein sehr persönliches Lied, in dem Antje Schomaker ein Ereignis verarbeitet, das sie verändert hat: „Meine Mutter ist vor ein paar Jahren fast gestorben. Das habe ich lange in mir getragen und verarbeitet. In diesem Song habe ich alles rausgelassen.“

Antje Schomaker punktet mit ehrlichen Songs

Ein weiterer sehr persönlicher Song ist „Die Zeit heilt einen Scheiß“, der trotz der schweren Thematik nach vorn geht und hoffnungsvoll klingt. „In dem Song geht es um eine toxische Beziehung, in der ich zwei Jahre lang war“, sagt Antje Schomaker. Später habe er sie gestalkt und sie zeigte ihn an.

Diese psychische Gewalt habe sehr tief gesessen. „Ich merke immer noch, dass dieser Mensch Wunden hinterlassen hat. Das ist nichts, wo die Zeit alle Wunden heilt oder, wie manche Menschen sagen, alles gut wird und man zumindest etwas gelernt hat. Denn er hat mir eigentlich nur beigebracht, dass meine Grenzen nicht zählen und ich wertlos bin.“

Das könnte Sie auch interessieren: Mord an US-Rapper Tupac: Verdächtiger nach 27 Jahren angeklagt

Es ist diese ehrliche Art, die ihre Fans und Kritiker lieben. So hieß es in der Musiksendung „Sputnik Soundcheck“ vom MDR: „Wenn Antje Schomaker singt, klingt es, als könnte sie direkt in dein Herz blicken und fühlen, was du fühlst. So intim und ehrlich, als würde man sich schon ewig kennen.“

Bei ihrem Liveauftritten erlebt die Sängerin oft diese Nähe, gerade bei dem Song „Die Zeit heilt einen Scheiß“: „Wenn ich ihn Ansage und über solche Beziehungen und was die mit einem machen rede, bekomme ich viel Zuspruch. Es scheint ein Thema zu sein, das viele in meinem Alter beschäftigt. Zwar ist es hart, sich so zu öffnen, aber es ist toll zu sehen, was ich zurückbekomme. Die Zeit heilt zwar nicht alles, aber wir sind da gemeinsam drin.“

Antje Schomaker: „Es ist hart, sich so zu öffnen“

Dieses Mal befindet sich auch ein Coversong auf dem Album – „Alles neu“ von Peter Fox. Dort versucht sich die Sängerin auch im Rappen. Auch thematisch passte der Song in das Leben der Wahlhamburgerin: „Ich habe in meinem Team viel verändert, mich etwa von meinem ersten Label und Management getrennt. Ich habe geguckt, mit was und wem ich mich umgebe, was gut für mich ist. Ich will mehr Grenzen setzen, mehr auf mich aufpassen. Denn in der Musikbranche und als Musikerin werde ich ständig bewertet. Auf Instagram und Youtube wird immer kommentiert, egal, was ich tue.“ Sie merke nun, dass ihr diese Grenzen gut tun.

„Snacks“ ist nach ihrem Debüt „Von Helden und Halunken“ das zweite Album der Musikerin. 2022 gewann Antje Schomaker den Preis für Popkultur in der Kategorie Lieblingskünstler:in. Im März 2024 geht sie auf Deutschlandtour.

Das könnte Dich auch interessieren

Storys

Vor rund 40 Jahren veröffentlichte Billy Idol das Album, das seine Karriere prägte. Nun erscheint eine Jubiläumsausgabe von „Rebel Yell“ mit Musik, die nie...

News

40 Jahre nach Erscheinen ihres Debütalbums blickt die Band Bon Jovi in einer Doku-Serie zurück. Dabei zeigt sich Sänger Jon Bon Jovi ungewohnt verletzlich....

Interviews

Im vergangenen Jahr verabschiedete sich mit Fettes Brot eine echte HipHop-Institution. Jetzt meldet sich König Boris mit seinem überaus kurzweiligen Soloalbum „Disneyland After Dark“...

Konzerte

Dass der Hafengeburtstag nicht nur aus Schlemmen und Schlepperballett besteht, beweist in diesem Jahr eine große Musikshow auf der Elbe. Beim Volkfest vom 9....