Sehnsuchtsort Garage? Klingt nicht überzeugend, wenn man sich darin nur den überbreiten SUV vorstellen kann. Aber in dem Schuppen lagern eben nicht nur die Winterreifen, sondern da wird repariert, gebastelt und manchmal sogar Musik gemacht. Das feine Garageville-Festival huldigt zum zehnten Mal schepperndem DIY-Rock und stilbewusster Beatmusik, die nicht mehr braucht als ein bis zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und vielleicht eine knarzende Farfisa-Orgel.
Vom 20. bis zum 23. April findet das „Garageville“-Festival an verschiedenen Orten in Hamburg statt: Donnerstags Warm-up mit Plattenauflegen im Komet, Freitag und Samstag Konzerte in Molotow und Hafenklang und zum Abschluss Sonntag Schippern mit DJs auf der „MS Hedi“.
Gemeinsam mit drei Mitstreitern veranstaltet Gregor Kessler alljährlich (mit Corona-Pause, klar) den Weekender. Und kann beim Publikum auf eine länderübergreifende Community zählen: „Es gibt eine feste europäische Familie ähnlich gearteter Festivals, vor allem in Spanien, Italien und England. Viele Besucher reisen von Festival zu Festival, darum gibt es bei jedem immer gute Mischung aus lokalen Gästen und denen, die von weiter weg anreisen.”
Das „Primitive!“-Festival, das einige Jahre in Rotterdam stattfand, gilt den Machern dabei als Vorbild, weil es wie das Garageville einen Schwerpunkt auf Live-Acts legte: „Viele Weekender sind mehr oder weniger reine DJ-Events“, sagt Kessler, „aber das finden wir langweilig, weil wir alle Konzerte mögen.“ Das „Primitive!“ sei allerdings sehr viel größer gewesen. „Wir sind der kleine missratene Bruder.“
Zu den Highlights in diesem Jahr gehört die junge Band The Wyld Gooms aus Los Angeles, die zum ersten Mal überhaupt in Deutschland auftreten. Alte Szene-Hasen freuen sich auf Doctor Explosion aus Spanien, dazu viel Abwechslung zwischen „top Moody Beat und Action Garage“, wie es der Fachmann für den Kenner beschreibt.

Wer zu einem solchen werden möchte: Gregor Kessler öffnet auf ByteFM einmal im Monat „Schliemanns Soundbox“, die insbesondere solche Schätze enthält, die sieben Zoll Durchmesser haben. Da drängt sich die Frage auf: Warum sind Singles eigentlich das überlegene Tonträgerformat? „Die 7“ zwingt eine Band, alles was sie zu sagen hat, in einen Song zu packen“, so Kessler. „Das ist künstlerisch interessant, und im Fall von Mid-Sixties-Veröffentlichungen, wie sie bei Garageville gespielt werden, klanglich weit überlegen. Diese kleinen Dinger sind oft so laut und klar gemastert, dass nur Banausen bemängeln können, dass ja alles nur mit zwei Mikros in einer Scheune aufgenommen wurde.“
Garageville: Warm-up-Party im Komet: 20.4., 21 Uhr, Eintritt frei; Konzert im Molotow (mit Doctor Explosion u.a.): 21.4., 20 Uhr, 25 Euro; Konzert im Hafenklang (mit The Wyld Gooms u.a.): 22.4., 20 Uhr, 23 Euro; Bootstrip auf der „MS Hedi“: 23.4., 16-19 Uhr (ausverkauft); für Weekend-Tickets (45 Euro) [email protected] anschreiben
