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Campino von den Toten Hosen: Tränen beim Benefiz-Konzert

Toten Hosen Frontman Campino bei dem Benefizkonzert „Drei Akkorde für deine Spende!”
Toten Hosen Frontman Campino bei dem Benefizkonzert „Drei Akkorde für deine Spende!”
Foto: dpa

Der Anlass ist bedrückend, aber das Konzert wie versprochen laut und wild: Die Toten Hosen geben bei ihrem Benefizkonzert in Düsseldorf alles. Und dabei wird es eine emotionale Achterbahnfahrt. Bei Campino fließen Tränen.

Dass auf einem Punkkonzert mehr als 10.000 Fans plötzlich eine Minute lang mucksmäuschenstill sind, ist ziemlich außergewöhnlich. Doch Campino schafft es tatsächlich, die Pogo tanzende und grölende Menschenmenge dazu zu bringen, eine Schweigeminute durchzuhalten. Ganz leise wird es in dem PSD Bank Dome. Es ist wohl der emotionale Höhepunkt des Benefizkonzerts der Toten Hosen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien.

Campino: „Schreckliches Ereignis, das uns zusammenführt“

Pogo und Spenden standen Freitagabend im Zentrum des fast zweistündigen Konzerts der Düsseldorfer Punkrocker. Zweieinhalb Wochen nach dem verheerenden Erdbeben mit inzwischen mehr als 50.000 Toten wagen die Toten Hosen einen Balanceakt: laute und wilde Songs zu einem bedrückenden Anlass.

Beim Benefizkonzert der Toten Hosen wurden 400.000 Euro Spenden gesammelt.
Beim Benefizkonzert der Toten Hosen wurden 400.000 Euro Spenden gesammelt.

„Es ist ein schreckliches Ereignis, das uns heute hier zusammenführt“, ruft Campino den Fans zu. Aber es sei nun mal ein Rockkonzert von einer Gruppe, die sich immer noch als Punkband begreife. „Und es ist also kein Trauerabend, sondern es wird ein Kampfabend. Wir kämpfen mit Euch um jede Spende.“ „Bonnie und Clyde“, „Alex“, „Wannsee“, „Auswärtsspiel“, „Liebeslied“ – die Toten Hosen geben Vollgas, spielen ihre Klassiker in hohem Tempo und halten sich mit langsameren Songs erst gar nicht auf.

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Und die Spendenbereitschaft ist riesig. Während sechs Radiosender bundesweit das Konzert übertragen und es live gestreamt wird, gehen ohne Pause Spenden ein. Campino ist davon sichtlich gerührt: Als er erzählt, dass sogar ein 14-jährige Junge 20 Euro seines Taschengeldes für die Opfer gespendet habe, kämpft er mit den Tränen.

Tote Hosen: Fans spenden 400.000 Euro

Am Ende sind es 400.000 Euro – und die Toten Hosen haben ihr ehrgeiziges Ziel erreicht, mindestens eine Million Euro für die Erdbebenopfer zu sammeln. Aus dem Ticketverkauf hatten sie zuvor bereits 600.000 Euro an drei Hilfsorganisationen überwiesen.

Campino und Andi spielen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien.
Campino und Andi spielen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien.

Eine Gitarre von Gitarrist Breiti soll im Übrigen auch noch versteigert werden. Für die Spendenaktion verzichteten alle Musiker auf ihre Gagen, die Stadt Düsseldorf stellte die Halle kostenlos zur Verfügung, Kinder spendeten ihr Taschengeld, Fußballvereine mehrere zehntausend Euro. „Wir könnten jetzt alternativ vorm Fernsehen sitzen, Nachrichten konsumieren und einfach denken, wir sind hilflos“, sagt Campino.

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Nicht nur die Hosen verausgaben sich auf der Bühne bis an ihre Grenzen. Als Unterstützer sind auch die Punkrockband Donots und der Sänger Thees Uhlmann dabei. Als bei den Zugaben Broilers-Frontmann Sammy Amara als Überraschungsgast auftritt und am Ende die gesammelte Punkrock-Prominenz den Ärzte-Hit „Schrei nach Liebe“ schmettert, gibt es kein Halten mehr im Innenraum der Halle. Fahnen wehen, die Menge wogt hin und her.

Benefitzkonzert: Auch an die Ukraine wird gedacht

Bei aller Ausgelassenheit findet der mittlerweile 60 Jahre alte Frontmann Campino angesichts der Vielzahl der Krisen der Welt immer wieder nachdenkliche und emotionale Worte. Denn nicht nur die Erdbebenkatastrophe bestimmt den Abend. Es ist auch der erste Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Der Abend ist wild und berührend – eine emotionale Achterbahnfahrt für Band und Fans.
Der Abend ist wild und berührend – eine emotionale Achterbahnfahrt für Band und Fans.

„Es fällt uns hier allen schwer, diese Perversion irgendwie auszuhalten, dass in einem Land ein Diktator, den Todeszahlen nicht zu beeindrucken scheinen, mit Krieg und Zerstörung wütet, und 2000 Kilometer entfernt müssen Menschen wegen einer Naturkatastrophe gegen den Tod kämpfen“, sagt Campino. „Und dieses ganze Geld, das jetzt von allen Seiten in Waffen und Verteidigung gepumpt wird, wie nötig könnten wir das in Syrien und der Türkei brauchen. Es zerquetscht einem das Herz.“ Am Ende widmet Campino die Schweigeminute „allen Toten in ganz Europa.“

Richtig berührend und persönlich wird es noch mal am Ende, als Campino erzählt, dass der Vater des Schlagzeugers Vom erst vor wenigen Tagen gestorben ist. Vom ist bei diesem Konzert trotzdem dabei. „Ich glaube, ich habe noch nie einen Abend gehabt, an dem es um so viel Tod und Schmerz ging“, sagt Campino. Als letztes Lied spielt die Band das Lied „You‘ll never walk alone“. Beim Abschluss-Applaus drückt Campino den Schlagzeuger und kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er weint, hält sich die Arme schützend vors Gesicht. Es ist das emotionale Ende eines besonderen Konzerts. (dpa/mp)

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