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Der ewige Rockstar wird 80: Für Mick Jagger ist lange noch nicht Schluss

Mick Jagger von der britischen Band Rolling Stones singt während der Jubiläumstour «Sixty» beim Beginn des Konzerts auf der Berliner Waldbühne.
Mick Jagger wird 80, aber das ist noch kein Grund, um sich mit den Rolling Stones in die Rock-Rente zu verabschieden. (Archivbild)
Foto: dpa | Soeren Stache

Wenn er auf der Bühne steht, lauschen Zehntausende Menschen seiner Stimme und verfolgen fasziniert seine Bewegungen. Mick Jagger ist der Inbegriff des Rockfrontmanns. Auch mit 80 Jahren ist nicht zu erwarten, dass sich der Rolling-Stones-Sänger zurückzieht.

Die berühmten Lachfalten im Gesicht von Mick Jagger sind mittlerweile riesige Gräben. Seine Lippen sind nicht mehr so markant und voll wie damals, als man vermutete, sein Mund habe das berühmte Lippen-Logo seiner Rolling Stones beeinflusst. Davon abgesehen hat sich Sir Michael Philip Jagger nicht so verändert, wie man es von einem Rockidol nach sechs Dekaden im Musikgeschäft erwarten könnte. Am 26. Juli wird der legendäre Sänger 80 Jahre alt.

Keith Richards: „Mick ist der beste Frontmann“

„Mick Jagger ist Mick Jagger. Er ist der beste Frontmann in der Branche“, sagt Stones-Gitarrist Keith Richards über seinen Freund und langjährigen Bandkollegen. Mit seiner unverwechselbaren Stimme und seiner Bühnenpräsenz, mit der er bei Konzerten 100.000 Zuschauer in seinen Bann zieht, war Jagger ein Vorbild für unzählige Künstler. Er verkörpert den Rock-Frontmann wie kein anderer.

Seine Stimme ist wahrscheinlich das wichtigste Instrument der Rolling Stones. Wenn der am 26. Juli 1943 in Dartford in der Grafschaft Kent geborene Brite singt, erkennt man ihn sofort. Dabei habe er nicht mal eine gute Stimme, befand Jagger kürzlich in einer BBC-Dokumentation. „Ich habe Glück, dass ich immer noch mehr oder weniger dieselben Töne singen kann wie, als ich 19 war“, sagte er. „Ich habe keine großartige Stimme. Aber sie ist okay. Sie erfüllt ihren Zweck.“

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Legendär ist sein Tanzstil, den man als ekstatischen Hahnentanz umschreiben könnte. Es ist eine faszinierende, wilde Mischung aus federnden Schritten, Hüftschwung, zappelnden Armen und Händen. Seine Bewegung wirkt improvisiert und an der Schwelle zum Kontrollverlust, passiert aber doch in völliger Synchronisation mit der Musik.

Tatsächlich steckt dahinter harte Arbeit. Noch bevor die Rolling Stones ihre ersten TV-Auftritte – etwa in der einflussreichen Freitagabend-Show „Ready Steady Go“ – absolvierten, plante der Frontmann alles genau. „Ich habe rausgefunden, wie die Kamerawinkel funktionieren. Ich habe mir überlegt, was wir machen würden. Und ich habe meine Bewegungen zu Hause geübt. Ich war vorbereitet.“

25 Stones-Alben: Die Ideen fehlten Mick Jagger nie

Als Haupttexter der Rolling Stones schrieb Jagger unzählige Hits, darunter Klassiker wie „Paint It, Black“, „Angie“ oder „Sympathy For The Devil“. „Wenn man sich all die populären Songs vor zehn Jahren anguckt, hatten nur sehr wenige eine Bedeutung oder einen Bezug dazu, was die Leute wirklich machen“, sagte der junge Jagger Mitte der 60er Jahre in einem TV-Interview – und machte es fortan anders.

So dreht sich etwa der Megahit „(I Can’t Get No) Satisfaction“ um die Unzufriedenheit mit dem modernen Leben. „Street Fighting Man“ nimmt Bezug auf die Proteste der Arbeiterklasse und auf Anti-Kriegs-Demos. Auch viele persönliche Erlebnisse flossen über die Jahrzehnte in seine Texte ein. Die Ideen gingen Jagger nie aus. 25 Studioalben hat er mit den Rolling Stones bis jetzt veröffentlicht, wobei das bislang letzte, „Blue And Lonesome“, ausschließlich Coverversionen enthielt.

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Bei den Rolling Stones ist Mick Jagger nicht nur Texter, Sänger und Frontmann, sondern auch der Chef, der „Leiter und Organisator“, wie es Bandkollege Ronnie Wood ausdrückte. In den 1970er Jahren übernahm Jagger auch die finanzielle Kontrolle. „Die Band hatte bei allem ein Mitspracherecht“, betonte er im BBC-Interview. „Und wenn sie bei irgendeiner Sache nicht entscheiden wollten, dann hab ich es entschieden und ihnen gesagt: ‚So machen wir’s. Einverstanden?‘.“

Die Rolling Stones anno 1964: Mick Jagger (v.l.), Bill Wyman, Keith Richards, Charlie Watts und Brian Jones. Foto: IMAGO / United Archives International
Die Rolling Stones anno 1964: Mick Jagger (v.l.), Bill Wyman, Keith Richards, Charlie Watts und Brian Jones. Foto: IMAGO / United Archives International

Dass er vor seiner Zeit als Musiker an der London School Of Economics studiert hatte, wenngleich ohne Abschluss, erwies sich dafür als äußerst nützlich. „Irgendeiner muss ein Unternehmen wie dieses doch leiten“, so Jagger, der die Rolle allerdings eher ungewollt übernahm. „Ich mache das Geschäftliche nicht sehr gern. Ich wäre lieber nur Performer und hätte nichts mit den Geschäften zu tun. Ich mache lieber Shows.“

Mick Jagger machte die Rolling Stones zur Weltmarke

Doch er fädelte die Verträge ein, als die Rolling Stones ihr eigenes Sublabel bei Atlantic Records gründeten. Und er machte die Stones zur Weltmarke. Er gab die Entwicklung des Bandlogos in Auftrag, das heute weltweit ohne den Namen erkannt wird. Kunststudent John Pasche entwarf die roten Lippen mit der ausgestreckten Zunge – übrigens nicht nach Jaggers Mund, sondern nach dem Vorbild einer Statue der Hindu-Göttin Kali. Jaggers volle Lippen hätten ihn aber „mindestens unbewusst“ beeinflusst, stellte Pasche später klar.

Mick Jagger designte auch die spektakulären Bühnen für die gigantischen Konzerte der Band. Die Stones gehören zu den ersten, die ihre eigenen Bühnen entwarfen und mit auf Tour nahmen. „Ich habe einfach nur ein gigantisches Spielzimmer für mich selbst entworfen“, scherzte Jagger in der Doku „My Life As A Rolling Stone“. Die „Steel Wheels“-Tour, auf der die Rolling Stones fast ausschließlich in Stadien spielten, gilt in dieser Hinsicht als Meilenstein.

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Darüber wird gelegentlich vergessen, dass Jaggers Wirken weit über die Stones hinausgeht. Er veröffentlichte mehrere Soloalben und stand mit vielen Stars im Studio. Mit dem Reggae-Musiker Peter Tosh nahm er 1978 eine Coverversion des Temptation-Songs „Don’t Look Back“ auf, lange bevor solche genreübergreifenden Kooperationen in der Musik populär wurden. Sein Hintergrund-Gesang in Carly Simons Ohrwurm „You’re So Vain“ ist nicht zu überhören. Mit den Jacksons sang er 1984 „State Of Shock“. Ein Jahr später wurde sein Duett „Dancing In The Streets“ mit David Bowie ein Hit. Die Liste ist lang.

Ähnlich umfangreich ist die Aufzählung seiner Affären und Ex-Frauen, unter ihnen Marianne Faithful, Marsha Hunt, Bianca Jagger (verheiratet von 1971-1978) und Jerry Hall (1990-1999). Aus seinen Beziehungen hat der Sänger, der inzwischen Urgroßvater ist, acht Kinder. Sein jüngster Sohn Deveraux ist sechs Jahre alt und damit zwei Jahre jünger als sein Urenkel Ezra. Mit Deverauxs Mutter, der Choreographin Melanie Hamrick, ist der Rock-Uropa seit 2014 liiert. Gerüchte einer angeblichen Verlobung bestätigten sich bisher nicht.

Mick Jagger: „Mein Job, dass sich Leute gut fühlen“

Ein weiteres Rolling-Stones-Album gilt hingegen als wahrscheinlich. Keith Richards machte dazu entsprechende Andeutungen. Und die Tournee zum 60. Bandjubiläum im vergangenen Jahr war nicht als Abschiedstour deklariert. Gut möglich also, dass Mick Jagger mit über 80 weiter das tut, was er nach eigener Ansicht am besten kann. „Ich schätze, es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass sich die Leute zwei Stunden lang gut fühlen“, so Jagger. „Ich glaube, das ist meine Rolle.“ (dpa/mp)

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