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Julian Lennon: „Ich habe mich neu in meinen Vater verliebt“

„Es hätte schlecht ausgehen können mit mir. Aber ich bin immer noch hier. Es ist alles gut“: Julian Lennon (59).
„Es hätte schlecht ausgehen können mit mir. Aber ich bin immer noch hier. Es ist alles gut“: Julian Lennon (59).
Foto: Downtown Mag

Sie fühlten sich als Kind verantwortlich für Ihre Mutter?

Ja. Auch in meiner Arbeit ging es immer darum, sie stolz zu machen. Ich wollte sie ehren und sie spüren lassen, dass ich immer für sie da sein würde. Sie war durch so viel Mist gegangen. Und sie meisterte es mit Würde, Anmut und Integrität. Ich denke, ich bin auch nach ihrem Tod dieser Linie treu geblieben und habe selbst große Integrität bewahrt in all den Jahren. Alles Mögliche hätte passieren können. Es hätte schlecht ausgehen können mit mir. Aber ich bin immer noch hier, ich bin immer noch am Leben. Ich bin immer noch kreativ. Es ist alles gut. (lacht)

„Jude“ ist die Handschrift von Ex-Beatle Paul McCartney

Wie kommt das von McCartney handgeschriebene Wort „Jude“ auf Ihr Albumcover?

Ich besitze die Original-Notenblätter der Orchester-Arrangements von „Hey Jude“. Die Schrift ist Pauls Handschrift aus diesen Notizen. Es passte einfach.

Haben Sie ihn um Erlaubnis gefragt?

Oh ja, ich ließ es von ihm absegnen. Erst meinte er: „Die Noten gehören eh dir, du kannst damit tun und lassen, was du willst.“ Und ich erwiderte: „Das ist nicht das, was ich hören wollte: Findest du es okay, wenn ich deine Handschrift benutze?“ Es war völlig okay für ihn. Ich hatte sogar das Gefühl, er war angenehm überrascht, dass ich das Album „Jude“ nennen würde. Es gab dafür allerdings noch einen weiteren Grund.

Mich erinnerten die alten Aufnahmen in der Doku „Get Back“ daran, wie Dad als Mensch war, wenn er dann mal anwesend war. Wie albern er sein konnte, wie klug, zynisch, vergnügt und verrückt.

Julian Lennon

Welchen?

Mit meinem Halbbruder Sean (Sohn von John Lennon aus seiner zweiten Ehe mit Yoko Ono, Anm. d. Red.) habe ich mir im letzten Jahr Peter Jacksons Dokumentation „The Beatles: Get Back“ angesehen. Der Film transportierte eine herzerwärmende und erstaunliche Botschaft für mich. Noch mehr als Sean erinnerten mich die alten Aufnahmen daran, wie Dad als Mensch war, wenn er dann mal anwesend war. Wie albern er sein konnte, wie klug, zynisch, vergnügt und verrückt. Dass er talentiert war, ist nichts Neues, aber der Film führte mir noch mal seinen Humor und die Intelligenz dahinter vor Augen. Erinnerungen an die besonderen Tage mit ihm wurden wach, das transportierte mich an einen schönen Platz. Und es brachte mich dazu, mich wieder in ihn zu verlieben.

Das klingt wundervoll…

Ja, oder? Es ist nicht so, dass ich ihm davor nicht schon vergeben hätte, doch als ich aus der Film-Vorführung kam, konnte ich mit Überzeugung sagen: „Mein Dad und ich hatten eine wunderschöne Beziehung. Wenn wir uns mal sahen, war es fantastisch.“ Es war nur leider so, dass sich Dinge in den Weg stellten. Aber so ist das Leben. Mit „Hey Jude“ und der Idee hinter Pauls Song aufzuwachsen und heute endlich sagen zu können, sich selbst gefunden zu haben, ist wie ein Happy End. Dass das nun auch Teil des Konzepts dieser Platte ist, hat sich nach und nach einfach so ergeben.

Julian Lennon änderte 2020 seinen Namen

Und weil Sie sich nun selbst gefunden haben, änderten Sie jüngst Ihren Namen?

Das gehörte dazu. Mein Leben lang stand in meinem Pass der Name John Charles Julian Lennon. Ich war immer John, der andere John! Aber ich wollte ich sein! 2020 entschied ich, den Namen in Julian Charles John Lennon ändern zu lassen. Julian zu werden, war eine große, wichtige Sache für mich. Es nahm die Last von meinen Schultern. Endlich konnte ich ich sein! Die meisten Leute nennen mich eh Jules – auch Pauls Song sollte ja ursprünglich „Hey Jules“ heißen und wurde nur geändert, weil Jude sich besser singen ließ. Zum ersten Mal offiziell ich zu sein, ermöglichte mir, die Geschichte anzuerkennen und die Vergangenheit zu umarmen. An der inneren Balance gearbeitet zu haben, tat das Übrige.

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