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Zoe Wees‘ Debütalbum ist sehr persönlich: „Das Schreiben war Therapie für mich“

Zoe Wees aus Hamburg-Dulsberg hatte schon einige Hits, die international erfolgreich waren, aber ihr Debütalbum erscheint erst jetzt.
Zoe Wees aus Hamburg-Dulsberg hatte schon einige Hits, die international erfolgreich waren, aber ihr Debütalbum erscheint erst jetzt.
Foto: Lillie Eiger

Mit 21 Jahren sein Debütalbum zu veröffentlichen, mag früh klingen. Bei Sängerin Zoe Wees verwundert es eher. Schließlich mischt die Hamburgerin nicht erst seit gestern die deutsche Pop-Landschaft auf – bisher aber noch ohne eigene Platte. Morgen (3.11.) erscheint nun ihr erstes Album „Therapy“. „Es fällt jetzt schon eine richtig schwere Last von den Schultern. Ein Debütalbum ist einfach so ein wichtiger Teil des Künstlerseins“, sagt Zoe Wees. „20 Songs auf einmal veröffentlichen – das fühlt sich sehr nice an.“

Ihre 20 Songs bieten gefühlvolle Balladen, kraftvolle Pop-Hymnen und intime akustische Melodien. Der Albumtitel ist dabei Programm. „Das Schreiben war Therapie für mich“, sagt Wees. „Mir hilft es, meine Erlebnisse und Gefühle in Songs zu verpacken.“ Wees hat ein Händchen dafür, ihre komplexen emotionalen Geschichten den Menschen so nahezubringen, dass sie sich damit identifizieren können.

„Beim Schreiben selbst denke ich nie darüber nach, dass der Song mal rauskommt“, sagt die Musikerin. Irgendwann zu wissen, dass Stücke veröffentlicht werden, in denen sie so persönlich spreche, gehe schon irgendwo an eine Grenze. „Es fällt mir auf jeden Fall manchmal schwer. Aber ich merke, dass das bei den Leuten ankommt“, so Wees.

Das Album erschient morgen bei Polydor/Universal.

Angekommen ist auch ihre Single „Control“, die auch Teil des Debütalbums ist. 2020 veröffentlicht war der Song über die Grenzen Deutschlands hinaus erfolgreich und ebnete den Weg für ihren Durchbruch. Darin singt Wees über ihre Krankheit, die Rolando-Epilepsie, die in ihrer Kindheit zu Kontrollverlust und Depressionen führte.

Aber auch „Girls Like Us“ dürfte vielen bekannt vorkommen. Im Lied geht es um falsche Schönheitsideale und die Suche nach Akzeptanz. Auch Wees kämpfte lange mit Selbstzweifeln. „Ich habe mittlerweile akzeptiert, wer ich bin. Das macht es einfacher“, sagt sie heute.

Wees nutzt ihre Musik auch, um ehrlich über eigene Erfahrungen zu sprechen. Das kommt nicht nur beim Publikum an, sondern hilft auch ihr selbst. „Je öfter ich den Song singe, desto mehr vergesse ich die Probleme, die das Lied inspiriert haben. Die Songs helfen mir eben, schlechte Dinge zu verarbeiten. Das ist das Gute“, so die 21-Jährige.

Auch die schwierige Beziehung zu ihrem Vater, den sie erst mit 16 Jahren kennenlernte, verarbeitet Wees in Songs. Neben dem Lied „Daddy’s Eyes“, das sie bereits 2022 veröffentlichte, singt sie auch in „21 Candles“ über ihren Vater. Ihr Lieblingssong des Albums, verrät Wees. „Das ist einer der neuesten Songs, den habe ich erst vor ein paar Wochen geschrieben. Das ist einfach ein Thema, das gerade noch aktuell ist.“

Auch ihrer alleinerziehenden Mutter widmet Wees einen Song auf ihrem Debütalbum. Im emotionalen Songtext von „Sorry For The Drama“ entschuldigt sie sich bei ihr dafür, dass sie sich früher für ihre ärmlichen Familienverhältnisse geschämt und reichere Kinder um ihre Kindheit beneidet hat.

Aber auch mit sich selbst beschäftigt sich Wees in ihren Texten schonungslos ehrlich und kritisch. In „When It Hurts“ singt sie davon, manchmal eine Diva zu sein. „Der Song ist schon vier Jahre alt und gerade zu der Zeit war ich immer sehr überfordert, wenn etwas nicht so passiert ist, wie ich es wollte“, sagt die Hamburgerin. Auch heute noch könne sie zickig werden.

Wenn ich auf der Bühne bin oder auf Tour gehe, dann sind da Hunderte Menschen, die dich wirklich lieben. Und dann gehst du von der Bühne und es ist wieder normal und das fühlt sich dann manchmal sehr einsam an“

Zoe Wees (21) über die Schattenseiten des Erfolgs

Schließlich thematisiert Wees auch Schattenseiten ihres Erfolgs. In „Hold Me“, „Third Wheel“ und „On My Own“ singt sie vom Alleinsein. „Wenn ich auf der Bühne bin oder auf Tour gehe, dann sind da Hunderte Menschen, die dich wirklich lieben. Und dann gehst du von der Bühne und es ist wieder normal und das fühlt sich dann manchmal sehr einsam an“, sagt Wees.

Diese Ehrlichkeit und jede Menge Emotionen ziehen sich durch das gesamte Album. Auch wenn man den einen oder anderen Song bereits im Ohr hat, beeindruckt Wees mit „Therapy“ durch tiefgehende Texte und ihre kraftvolle Stimme. Sie lädt Hörer:innen damit auf eine emotionale Reise ein und regt dadurch auch zum Nachdenken über sich selbst und das eigene Leben an. (DPA)

„Therapy“ erscheint morgen (3.11.) bei Polydor/Universal.

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