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Nicht der Vergangenheit verpflichtet: Dog Eat Dog veröffentlichen nach 17 Jahren eine neue Platte – bald auch live in Hamburg

„Free Radicals“ ist das erste Dog-Eat-Dog-Album nach 17 Jahren – ihre Bandgründung liegt schon 32 Jahre zurück.
„Free Radicals“ ist das erste Dog-Eat-Dog-Album nach 17 Jahren – ihre Bandgründung liegt schon 32 Jahre zurück.
Foto: New Dolphin Entertainment

„Dog Eat Dog?! … Ach, ja!“, denkt der Hörer mittleren Alters, der musikalisch in den 90ern sozialisiert wurde. Mit „Free Radicals“ erscheint nach 17 Jahren ein neues Album der Band aus New Jersey. Diese stieg mit ihrem Debütalbum „All Boro Kings“ 1994 zu einem Aushängeschild des Crossover-Genres auf.

Zum Crossover-Experiment trugen Alben von sehr unterschiedlichen Protagonisten bei. Die Beastie Boys, Faith No More, Rage Against The Machine oder Body Count – das sind nur ein paar Bands, die alle ihr eigenes Amalgam aus Metal, Punk oder HipHop abmischten.

Das Album erscheint diesen Freitag. Bild: New Dolphin Entertainment

Grundsätzlich ging es um Gitarrenmusik, aber Anleihen aus dem HipHop waren das Alleinstellungsmerkmal. Dem entsprang nicht nur der Hang zum Sprechgesang, sondern die Szene eignete sich auch Attribute wie weite Hosen, kurze Haare und Graffiti-Ästhetik an.

Dog Eat Dog sind Crossover-Pioniere

Was Dog Eat Dog anging, machte der Klang des Saxophons den Sound der Band besonders. Das Saxophon-Intro auf „Who’s The King“ war das unmissverständliche Signal, sich auf Konzerten oder im Club für einen bevorstehenden Slamdance zu wappnen – einem Tanzstil, der dem Pogo ähnelt.

Doch was passiert 30 Jahre später? „Free Radicals“ ist das fünfte Studio-Album der Band mit 14 Titeln. Der erste Titel „Lit Up“ besticht durch eine groovige Bassline. Die gesungene Hook verpasst ihm Pop-Appeal und ein gewisses Rockradio-Potenzial.

Für Treibstoff sorgt das eher kantige „Time Won’t Wait“, das mit hohem Tempo und punkigem Gesang besticht. „Blvk Clvd“ sorgt als knackiger New-York-Hardcore-Track für klare Kante. „E1ton1“ könnte als melodiöser College-Punk-Titel durchgehen.

Interessant und überraschend, weil neu im Repertoire, sind die sehr ruhigen, nachdenklichen Stücke wie „1Thing“, „Bar Down“ oder „Zamboni“, die man bei den Crossover-Ikonen nicht erwartet. Insgesamt sind die Tempi-Wechsel auffällig: Auf schnelle, härtere Stücke folgen unmittelbar langsamere, melodiöse Töne.

Das Saxofon hat nur noch einen Gastauftritt auf „Man‘s Best Friend“. Das Album hat Popappeal, aber je weiter man hineinhört, desto mehr nimmt man der Band ab, dass sie nicht vergangenem Ruhm hinterhertrauert oder gar die Sache nur für die Moneten weiterbetreibt.

Ein Stück Vergangenheitsbewältigung ist der Track „Looking Back“. Auf dem es heißt: „Es war eine irre Zeit am Start zu sein, wenn du dabei warst, dann kennst du den Vibe.“ Aber es klingt nicht so, als seien sie untröstlich, dass sich das Rad der Zeit weitergedreht hat.

Dog Eat Dog machen auf „Free Radicals“ nicht das, was man von ihnen erwarten würde

Freie Radikale – wie der Albumtitel andeutet – sind Dog Eat Dog vielleicht deshalb, weil sie sich nicht komplett ihrer Vergangenheit verpflichtet fühlen und sich trauen, überholte Erwartungen an sie zu enttäuschen. Vielleicht ist es genau das, was sie zu Ikonen im Crossover-Genre macht. (DPA)

„Free Radicals“ von Dog Eat Dog erscheint am 20.10. bei Metalville. Die Band spielt am 30.10. im Bahnhof Pauli (20 Uhr, 37 Euro).

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