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Ein Fiebertraum in  Musik gegossen: Lana Del Rey meldet sich beeindruckend zurück

Unscharf: Auf ihren aktuellen Pressefotos gibt sich Lana Del Rey (37) leicht verwaschen.
Unscharf: Auf ihren aktuellen Pressefotos gibt sich Lana Del Rey (37) leicht verwaschen.
Foto: Universal

Lana Del Rey hat mit Songs wie „Video Games“ (2012) und ihrem nach Sehnsucht klingenden Melancholie-Pop den Sound der vergangenen Dekade mitgeprägt. Auf ihrem neunten Studioalbum mit dem Titel „Did You Know That There‘s A Tunnel Under Ocean Blvd“ beweist die Musikerin jetzt ein weiteres Mal, dass sie viel mehr kann, als nur traurige Indie-Hymnen in die Welt hauchen.

Musikalisch erinnert das Album an Del Reys ganz frühe Kompositionen, als sie 2008 noch unter dem Namen Lizzy Grant ihr erstes Album veröffentlichte. Auch 15 Jahre später finden sich Genre-Kreuzungen und die Experimentierfreude, die zur Handschrift der 37-Jährigen wurde. Kein Wunder also, dass sie das Album als eines ihrer persönlichsten bezeichnet. Das behaupten viele Künstler – aber hier geht es tatsächlich weit zu ihren Wurzeln zurück. Und auch inhaltlich wird es persönlich und familiär.

Lana Del Rey kehrt zu ihren Wurzeln zurück

Der Opener-Song „The Grants“ startet mit sanften Gospelklängen und führt in das große Thema des Albums ein: ihre Familie. Sie besingt die Erinnerungen an ihre Nichte, ihre Großmutter und ihren Onkel, die sie mit ins Grab nehmen wird. Aber auch mit ihrer eigenen Sterblichkeit setzt sie sich auf dem Album mehrfach auseinander. So singt Del Rey im Titelsong davon, dass sie nicht vergessen werden will, wie der einstige Fußgängertunnel unter dem Ocean Boulevard in Long Beach, Kalifornien. Der ist 1967 geschlossen worden, aber noch immer intakt.

„All die Mosaik-Decken sind noch perfekt erhalten, aber niemand kann mehr herein“, erzählte Del Rey dem US-Magazin „Interview“. Für sie war die Idee eines wunderschönen Tunnels, in den niemand hinein kommt, die Inspiration für das Album.

In „Kintsugi“ verarbeitet sie den Schmerz, den sie durch den Tod ihrer Verwandten fühlt. „Fingertips“ wiederum erinnert an ihren Gedichtband („Violets Bent Backwards Over The Grass“, 2020), weil sie auch in diesem Song ihre innersten Gefühle teilt. „Werde ich jemals Kinder haben?“ und „Wird meine Familie bei mir sein, wenn ich sterbe?“, fragt sich Del Rey in dem Song.

Ein wenig abschreckend wirkt zunächst die Länge des Albums, das sich mit 16 Tracks in etwas mehr als 77 Minuten jedoch zu einer wohlüberlegten Reise entpuppt. „A&W“ markiert als vierter Titel den ersten Bruch der musikalischen Reise durch Del Reys Gedankenwelt. In dem Song zu sexueller Selbstbestimmung und ihrem medialen Image gibt es in der Mitte einen rapiden Wechsel von dunklem Gitarrenpop zu einem Trapbeat aus massiven, ja aggressiven Basstrommeln und einer verspielteren Seite mit rollenden Hi-Hat-Becken, die Del Rey bereits in früheren Produktionen zeigte. An dieser Stelle wird auch das Album von einer sehnsüchtigen Traumreise zu einem manischen Fiebertraum.

Für den einen oder anderen wirkt der Mittelteil der Platte womöglich etwas zäh und undurchdringlich. Wer dran bleibt, wird am Ende aber belohnt: „Taco Truck x VB“ liefert eine überraschende Neuauflage ihres Songs „Venice Bitch“ (2019), mit „Peppers“ und „Let The Light In“ liefert Del Rey gleich zwei sehr gelungene Features mit Rapperin Tommy Genesis und Folk-Sänger Father John Misty.

„Did You Know That There‘s a Tunnel Under Ocean Blvd“ ist kein Album, das sich unbeschwert nebenher anhören lässt. Wer zu einem Album von Lana Del Rey greift, erwartet das aber auch nicht unbedingt. Die Platte bietet viel mehr eine Tiefe, die sich nach dem ersten Hören nicht sofort erschließt und ergründet werden will. Es lohnt sich, die knapp 80-minütige Reise anzutreten. (DPA)

„Did You Know That There‘s A Tunnel Under Ocean Blvd“ ist via Polydor/Universal erschienen

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