Es gibt Konzerte, auf die freut man sich monatelang. Das rare Gastspiel der Dexys (Midnight Runners) am Donnerstagabend auf Kampnagel war so eines. Der Saal war mit 600 Besuchern eher mäßig gefüllt, was auch an dem heutzutage verkürzten Bandnamen der „Come On Eileen“-Hit-Truppe gelegen haben dürfte. Aber die, die da waren, feierten die Briten so überschwänglich, dass es Bandkopf Kevin Rowland immer wieder ein mit Lächeln dekoriertes „Ach, den Song mögt ihr also auch“ abrang.
Diese Mischung aus New Wave, (Northern) Soul und keltischem Folk ist ja auch unwiderstehlich. So unwiderstehlich, dass Jan Delay seinerzeit sein erstes Soloalbum „Searching For The Jan Soul Rebels“ betitelte – in Anlehnung an das Dexys-Debüt „Searching For The Young Soul Rebels“ von 1980.
Nicht nur für „Come On Eileen“ gefeiert: Dexys (Midnight Runners) beim Konzert in Hamburg
In der ersten Konzerthälfte spielen die Dexys ihr neues fabelhaftes Album „The Feminine Divine“ in der Reihenfolge wie auf Platte und theatralisch mit gespielten Dialogen. Gibt Rowland im passenden Hafen-Outfit anfangs noch den prügelwilligen Haudegen, befreit er sich mit jedem Song mehr von dem Machogehabe, huldigt und unterwirft sich schließlich der Weiblichkeit – auch seiner eigenen. Die Violinistin spielt „die Göttliche“ und seine zwei Bläser stellen den munteren Chor zu Stücken wie „It’s Alright Kevin“ oder „I’m Going To Get Free“ mit absolutem Hitpotenzial.

Als Rowland zu „My Submission“ seine Stimme innigst in himmlische Höhen schraubt, bleibt im Publikum kein Auge trocken. In den älteren Liedern nach der Pause geht es erneut um das Freimachen von Konventionen, so wie im Männerdialog von „Free“: „Wenn du nicht heiratest, wirst du im Alter einsam sein“, wird Kevin geraten. „Ich bin doch eh schon 70“, antwortet er und erntet Lacher und Applaus. Als die Violine zum Intro von „Come On Eileen“ aufschwingt, stürmen die Menschen nach vorne.
„Too-Rye-Ay“ singt Rowland und tanzt über die Bühne – das funktioniert auch ohne Achtziger-Nostalgie. In der Zugabe legen die Dexys mit der UK-Nummer-1-Single „Geno“ vom besagten Debütalbum nach. Und es gibt wohl niemanden, der nicht froh ist, bei diesem einmaligen, beseelten Abend dabei gewesen zu sein.
