Dienstagabend in der Sporthalle und man rätselt: Ist das hier Hamburg oder doch die Feierhölle Kölle? Hanseatische Zurückhaltung hat hier heute augenscheinlich Hausverbot. Von Sekunde Eins brennt die Luft in der trotz happiger Ticketpreise (70 Euro) ausverkauften Hamburger Halle.
Schon beim Opener „Kickapoo“ gibt es kein Halten mehr: Silbe für Silbe schreien die Fans mit, in die Luft gereckte Arme und Smartphones erschweren die Sicht auf die Bühne, auf der Jack Black (im Retro-Flammen-Outfit, langer Bart) und sein „Bruder“ Kyle Gass hier (graues T-Shirt, Sporthose bis zu den Knien, etwas kürzerer Bart) ebenfalls direkt klar machen: Hamburg, we are here to rock you. „Nehmt eure scheiß Handys runter!“ brüllt eine Frau von der Tribüne – netter Versuch.
Jack Black und Kyle Gass sind Tenacious D
Black, der sich bei „Rock am Ring“ erst vor ein paar Tagen Helene Fischer als Stargast auf die Bühne wünschte und stattdessen Amy Lee von Evanescence bekam, will vom Publik direkt das wichtigste Wort der deutschen Sprache wissen: „How do you say hot?“, fragt er und aus 6500 Kehlen schallt es zurück: „Heiß!“ Der 53-Jährige wird in der Folge eine Halbliterflasche Wasser nach der anderen trinken und dabei die vereinzelten Pfiffe ignorieren, die den „School of Rock“-Schauspieler wohl lieber mit knollenweise Bier gesehen hätten.
Bereits früh im Set spielen Tenacious D ihren Hit „Tribute“, dabei ploppt ein aufblasbarer Teufel hinter dem Drummer hervor. Nicht der einzige Bühnengast: Immer wieder zitiert Black einen Roadie namens „Biffy Pyro“ zu sich, der das mit den Flammenwerfern irgendwie nicht gebacken kriegt, später kommt ein Robocop-artiger Geselle namens „Metal“ dazu – alles natürlich Teil der gut einstudierten Rock’n’Roll-Performance, in der sogar die Jokes und die vermeintlichen Zerwürfnisse inklusive Popozeigen (Kyle Gass) geplant sind.
Heiße Show in der Hamburger Sporthalle
Dass Jack Black wirklich gut bei Stimme ist, zeigt sich besonders bei ruhigeren Songs wie „Wonderboy“. Doch der Großteil des Abends gehört den „Wir reißen die Hütte ab“-Krachern. Tenacious D wissen eben, was ihr Publikum hören will („Rise Of The Fenix, Beelzeboss“) und sie liefern ab. Ob es wirklich minutenlange Soli aller Tourmusiker braucht, darüber ließe sich streiten. Auch die drei Roadies bekommen ihre 15 Sekunden Ruhm, schließlich haben Black und Gass einem von ihnen ja sogar einen Song namens „Roadie“ gewidmet. Die Botschaft ist klar: Wir sind ein Team. Beim Chris-Isaak-Cover „Wicked Game“ (bitte schauen Sie sich das herrliche Video dazu auf YouTube an!) leuchtet der Saal: nicht mit Smartphone-Taschenlampen, sondern mit echten Feuerzeugen.
Nicht nur Black und Gass sind mittlerweile im gesetzten Alter angekommen. Nach vier Zugaben verabschieden sich Tenacious D abgekämpft aber glücklich. Jack Black wirft zum Schluss noch ein paar Kusshände in die Menge. Ab heute ist Hamburg dann aber wieder gewohnt zurückhaltend, bitte! Man kommt ja sonst gar nicht mehr klar.