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Tokio Hotel: „Wir mussten erst mal unsere Wunden lecken“

„Wir haben nie Streit, bei uns gibt es keinen Ego-Kram. Da ist einfach so ein Urvertrauen“: Das sagt Bill Kaulitz (v.) über seine Band Tokio Hotel.
„Wir haben nie Streit, bei uns gibt es keinen Ego-Kram. Da ist einfach so ein Urvertrauen“: Das sagt Bill Kaulitz (v.) über seine Band Tokio Hotel.
Foto: Sony

Bill Kaulitz über die Musikindustrie, das neue Album „2001“, Magdeburg und die große Liebe

Es läuft rund für Tokio Hotel. Mit „White Lies“ hat die in Magdeburg gegründete Band einen Riesenhit gelandet. Der Podcast „Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood“ wurde mit dem Deutschen Podcast Preis 2022 ausgezeichnet und ihr Konzert im Mai von der Markthalle in die Große Freiheit hochverlegt. Seit gestern steht auch ihr sechsts Studioalbum „2001“ in den Läden, benannt nach dem Gründungsjahr der Gruppe, mit einigen Feature-Gästen und Adult-Pop im besten Sinne. MOPOP sprach mit Bill Kaulitz (33) über Songs mit Haltung, Ablehnung als Ansporn, sein Traum aus Glas, Selleriesaft, Krebsvorsorge und die ganz große Liebe. 

MOPOP: Wie war es für Sie, als Juror beim diesjährigen Reeperbahn-Festival dabei gewesen zu sein?

Bill Kaulitz: Total gut. Ich habe mir in den kleinen Clubs auf St. Pauli die Konzerte der jungen Bands angesehen. Das hat mich sehr an unsere Anfänge mit Tokio Hotel erinnert, die ersten Gigs in Magdeburg damals.

Mit Kraftklub sind Sie auch noch selbst mitten auf der Reeperbahn aufgetreten, um die gemeinsame Single „Fahr mit mir (4×4)“ zu performen. Gab es bei Ihnen Befürchtungen, dass da was auf die Bühne fliegen könnte?

Nein, das nicht. Ich glaube, die Zeit ist auch vorbei – da fliegt im Jahr 2022 nichts mehr. Als wir mit Tokio Hotel angefangen haben, war es scheinbar noch okay, Kinder abzuschmeißen mit Bierflaschen, da hat noch keiner etwas gesagt. Aber heute mit Social Media ist das nicht mehr angesagt. Die Leute haben ein anderes Bewusstsein. Da hat sich die Gesellschaft schon weiterentwickelt. Davor hatte ich also keine Angst. Aber klar, Kraftklub hat ein anderes Publikum. Ich war schon nervös. Aber vor allem auch, weil ich keinen Soundcheck machen konnte, wir nicht geprobt hatten. Ich stand in 20 Jahren auch noch nie mit einer anderen Band als Tokio Hotel auf der Bühne. Aber es war cool und ist super gelaufen. 

Was verbindet Tokio Hotel und Kraftklub?

Es gab diese unbewusste Anziehung. Sie hatten mal einen Proberaum neben uns. Wir sind immer so umeinander rumgetanzt. Ich höre nicht so viel deutsche Musik, aber ich fand die Kraftklub-Sachen immer ziemlich cool. Sie sind sehr talentierte Schreiber, haben geile Texte und immer eine gute Haltung. Und klar: Wir sind alle aus Ostdeutschland. Und auch Kraftklub haben zwei Brüder in der Band. 

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„Fahr mit mir (4×4)“ ist ein Song mit Haltung. Hat das auch bei Tokio Hotel die Lust geweckt, solche Art von Songs zu schreiben?

Ich glaube, deutsche Lyrics eignen sich dafür mehr, und Tokio Hotel schreiben ja schon ganz lange keine deutschen Texte mehr. Insofern haben mich Kraftklub nach langer Zeit auch mal wieder überredet, einen deutschen Song zu machen. Ich finde das gut. Aber das kann man nicht planen. Wir haben auf unserem neuen Album einen Song namens „Dreamer“. Der handelt vom Krieg. Wir mussten unsere Tour verschieben, unsere Russland-Konzerte absagen. Uns und unsere Fans hat das sehr bewegt, und es war auch nicht einfach, diesbezüglich Entscheidungen zu treffen. In dem Song, der recht untypisch für uns ist, haben wir die Trauer ein bisschen aufgearbeitet und blicken positiv in die Zukunft.

In dem Kraftklub-Song singen Sie: „Spargelfelder zieh’n vorüber, wenn ich geh, komm ich nicht wieder.“ War das Ihr Gefühl damals, als Sie Magdeburg als Teenager verlassen haben?

Ja. Diese Welt dort, die ich so gehasst habe, aus der ich unbedingt wegwollte, das war mein ganzer Motor, also für alles. Das inspiriert mich auch heute noch. Ob das meine Modelinie ist, die „Magdeburg – Los Angeles“ heißt, oder auch unsere Songs. Mein Antrieb war immer, dass ich gesagt habe, ich will da nicht enden. Ich will da nicht irgendeinen Scheiß-Job machen, auf den ich keinen Bock habe und mich mit irgendetwas zufriedengeben, sondern ich will meinen Traum leben, raus in die Welt und mehr sehen als das. Da haben früher alle drüber gelacht, aber umso mehr die gelacht haben, umso mehr wollte ich das. Und auch heute ist es noch so, dass Negativität und Hass mich anspornen. Ich bin niemand, der sich dann duckt, sondern für mich ist das eher so ein: Ich zeig euch, dass es doch geht.

Diese Scheiß-Egal-Haltung haben Sie mit Heidi Klum gemeinsam, oder? 

Total. Heidi hat ihren ganz eigenen Kopf. Sie lässt sich auch nicht von Kritik runterziehen. Ich glaube, was uns allen hilft ist, dass wir nicht in Deutschland wohnen. Heidi ist mit 18 nach New York gegangen, das war ähnlich wie bei uns. Aber Heidi war ehrlich gesagt auch schockiert, als wir ihr mal ein paar alte Aufnahmen gezeigt haben, wie man mit uns umgegangen ist. Ich habe ja auch in meinem Buch darüber geschrieben, wie das früher für uns war, wie wir auch irgendwann abhauen mussten, weil es gar nicht mehr anders ging. Und Heidi, die das in Amerika gar nicht so mitbekommen hatte, sagte nur, als sie Bilder sah: „Wie kann das angehen? Ihr wart doch so jung! Wie krass das ist, das 15-Jährige so angegriffen werden.“ Ihre Kinder sind jetzt auch in dem Alter – das war für sie unvorstellbar. 

Und wie ist das Gefühl, wenn Sie heute nach Magdeburg zurückkommen?

Wir sind selten da. Aber weil wir immer so viel erzählen, über unsere Herkunft und wie das damals war, meinte Heidi irgendwann: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das da so krass ist. Ich habe das Gefühl, ihr übertreibt.“ Wir haben dann einmal einen Ausflug dorthin gemacht mit den Kindern im Auto. Tom wollte ihnen zeigen, wo er aufgewachsen ist, wo er zur Schule ging. Es waren früher auch viele Nazis da, vor denen wir wegrennen mussten. Wir sind die Strecken noch mal abgefahren – und dann war’s auf einmal ganz still im Auto. Da sind doch noch viele Sachen genau so wie damals. Da hängen noch die Flaggen in den Vorgärten, die auch im Kraftklub-Song vorkommen.

Aber nach dem Podcast und dem Kraftklub-Feature dürften die Hater nun endgültig verstummen, oder?

Eigentlich haben wir das schon davor gemerkt. Im Mai hatten wir beim „Red Bull Soundclash“ einen Auftritt vor 10.000 HipHop-Fans: Badmómzjay, Kool Savas und Sido waren dabei. Die haben „Durch den Monsun“ gecovert, und wir kamen als Überraschung raus. Da habe ich mir fast in die Hosen gemacht. Denn früher wäre es undenkbar gewesen, dass Tokio Hotel vor HipHop-Publikum auftreten. Aber die sind echt ausgeflippt. Es war total geil. Also ja, es ist ein gutes Jahr für Tokio Hotel.

Im neuen Song „When We Were Younger“ singen Sie, sie würden immer Außenseiter bleiben und das Gefühl diesbezüglich sich nie ändern. Ist das so?

Das wird mir immer so gehen – auch in Amerika. Wenn wir zu viert sind haben wir das Gefühl, dass sich in unserer Welt nichts verändert hat, obwohl wir mittlerweile so unterschiedliche Leben leben. Ich sage immer: „Wenn wir uns heute begegnen würden, würden wir uns wahrscheinlich nicht mal Hallo sagen, weil wir so verschieden sind, dass wir wahrscheinlich gar nichts zu besprechen hätten.“ Gustav wohnt noch in der Nähe von Magdeburg, der hat sich ein Haus gebaut, hat eine kleine Tochter und ist verheiratet. Tom ist mit Heidi und seiner Patchworkfamilie in Amerika, Georg ist in Berlin und ein Business-Mensch. Aber in unserer Blase, wenn wir zusammenkommen und auf Tour gehen, dann ist alles wieder gleich, dann sind wir auf einmal wieder 12. Darum heißt das Album auch „2001“. Denn irgendwie hat sich in dieser Welt in über 20 Jahren nie etwas verändert. Wir haben nie Streit, bei uns gibt es keinen Ego-Kram. Da ist einfach so ein Urvertrauen. 

Gab es Zeiten, wo Sie zu Ihrer Vergangenheit auf Distanz gehen mussten?

Die gab es. Der Umzug nach Amerika, die lange Pause und auch das letzte Album waren wichtig als Befreiungsschlag. Beim letzten Album sagten wir, wir arbeiten mit niemandem zusammen, wir wollen kein Major-Label haben, wir wollen keine anderen Produzenten, keine Songschreiber, wir machen alles allein. Wir waren so gebrandmarkt durch die Jahre davor. Wir waren so lange in unserem Major-Vertrag mit Universal festgehalten, wir hatten so lange Verträge mit den Produzenten, mit denen wir gar nicht mehr arbeiten wollten. Wir haben uns gefühlt wie gequälte Tanzbären! Wir mussten erst mal unsere Wunden lecken, um die Vergangenheit wieder in den Arm nehmen zu können und die guten Sachen daraus zu ziehen. Aber das brauchte seine Zeit. Zum neuen Album haben wir wieder die Türen aufgemacht, ein gutes Label gefunden und tolle Features gemacht mit Leuten, mit denen wir uns verstehen. Wie beispielsweise Dadi Freyr auf der neuen Single „Happy People“. Das passiert heute alles organisch durch Begegnungen im Studio.

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Sie sind Influencer, Modedesigner, Fernsehpersönlichkeit, Frontmann einer Band… Als was sehen Sie sich in erster Linie?

Der Sänger ist immer der Motor und Grundstein für alles. Tokio Hotel wird‘s vermutlich immer geben. Die Band ist einfach meine ganz große Liebe. Und wir sind Familie, das kann nichts erschüttern. Dann darf ich zum Glück die ganzen anderen Sachen ringsherum noch machen. Ich liebe Mode, und ich kann das alles so schön miteinander vereinen. Ich schreibe gerne und konnte ein Buch veröffentlichen. Aber ja, ich muss mich manchmal selbst totlachen, wenn ich als Beschreibung über mich lese: Sänger, Synchronsprecher, Juror, Podcaster – es wird einfach immer mehr.

Was könnte da künftig noch hinzukommen?

Ich hätte irgendwann gerne mal einen Nachtclub. Denn ich feiere ja gerne, alle die den Podcast hören, wissen das. Wir hatten mit den Gedanken gespielt, ein deutsches Gefängnis zum Nachtclub umzubauen. Das fand ich eine coole Idee. 

Wie muss ich mir Ihr Haus in L.A. vorstellen?

Alle machen immer Witze, wenn sie bei mir reinkommen. „Wohnt hier auch jemand?“, heißt es dann. Es sieht bei mir immer aus, als wenn jeden Moment ein Fotoshoot stattfinden könnte. Ich bin sehr aufgeräumt, ordentlich und organisiert, typisch Jungfrau eben, Tom ist genauso. Ich bin lange um die Welt gereist, immer umgezogen, allein in L.A. sieben oder acht Mal, in Deutschland sechs Mal. Wir waren immer im Tourbus, sind nie irgendwo angekommen. Aber in L.A. habe ich mir vor vier Jahren wirklich den totalen Traum erfüllt und mein Traumhaus gekauft. Das kam zu mir, ich hatte es erst nur gemietet, dann war es auf einmal zu verkaufen. 

Was macht es zum Traumhaus?

Es ist aus den 50ern, ich bin totaler Architektur-Fan, und das Haus ist von meinem absoluten Lieblingsarchitekten Frank Lloyd Wright. Es ist eines der letzten Häuser, die er in L.A. gebaut hat und eigentlich komplett aus Glas. Viele finden es lustig, dass ausgerechnet ich in so einem offenen Haus wohne. Aber das ist auch so eine Befreiung von früher, wo ich nur hinter Vorhängen und in geschlossenen Räumen leben konnte. Es liegt ganz oben auf dem Berg, es ist die höchste Stelle in L.A., und ich kann über die ganze Stadt gucken. Es ist ein Traum. 

Was machen Sie morgens als erstes?

Das hat sich geändert mit dem Alter. Ich muss schon um 7 Uhr aufstehen, denn in Europa ist es dann schon Ende des Tages. Wir haben mittlerweile eine große Modefirma, die ist in Berlin. Da arbeiten 25 Leute. Morgens mache also erst mal das Laptop auf und Handy an und erledige Business. Ich lösche Brände, bin die ersten zwei, drei Stunden des Tages am Telefon oder in Zoom-Meetings. Was ich eigentlich hasse, weil das viel von der Kreativität wegnimmt. Dann geht’s erst mal raus, denn ich habe einen kleinen Hund. Ich mache mir morgens immer Säfte, meist Sellerie-Saft, das ist das einzige L.A.-Ding, was ich mir angewöhnt habe. Der rettet mich, der macht den Hangover besser und dann startet man gleich besser in den Tag. Ich bin ansonsten gar nicht der Pilates-Healthy-Lifestyle-L.A.-Typ. Ich bin Europäer – ich rauche, ich trinke gerne, ich bin gerne lange wach.

Was macht denn Ihre Partnersuche?

Ach, die läuft gar nicht. Bei mir ist es immer so: Beruflich läuft es tiptop. Und umso besser es beruflich läuft, umso mauer ist das Dating-Leben. 

Ich glaube, ich bin der von uns vieren, der mit der Karriere verheiratet ist.

Bill Kaulitz (33)

Sollte man Ihnen jetzt Misserfolg wünschen?

Nee, bitte nicht. Ich habe das auch in meinem Buch geschrieben: Ich glaube, ich bin der von uns vieren, der mit der Karriere verheiratet ist. Wenn nicht wenigstens einer von uns mit der Karriere verheiratet wäre, wäre sie auch beleidigt. Das ist nun mal mein Los, dass das meine große Liebe ist. Ich hoffe aber, es kommt noch eine andere Liebe.

Suchen Sie denn?

Ich weiß nicht, ob man das so nennen kann. Mein Traum war immer zu heiraten, ich bin wahnsinnig romantisch, Ich habe schon die Vorstellung irgendwann wohin zu laufen, und da steht er dann… Aber wer weiß, ob das je passiert. Umso älter man wird, umso besser wird man auch im Alleinsein. Ich habe das Gefühl, dass ich schon so lange Single bin, ich so gut allein funktioniere, dass das auch immer schwieriger wird, sich auf eine Beziehung einzulassen. Aber wenn der Richtige kommt, dann kommt er. 

Wann haben Sie das letzte Mal geweint und worüber?

Tom und ich sind nicht nah am Wasser gebaut. Wir weinen beide sehr, sehr wenig. Wenn geht es meistens um Tiere. Wenn ich zum Beispiel eine Dokumentation über Wale in der Entertainmentindustrie gucke, geht mir das sehr nahe. Da kommen mir sofort die Tränen. Ich habe auch geweint nach der kleinen Operation, die ich jüngst hatte. Ich hatte eine Vorstufe von Hautkrebs und musste mir hinten auf dem Rücken etwas entfernen lassen. Als ich raus war aus dem OP-Saal kamen mir auf einmal die Tränen. Ich weiß nicht, ob das die Erleichterung war, wahrscheinlich auch ein bisschen Angst. 

Müssen wir uns Sorgen machen?

Es wurde ja früh erkannt. Ich gehe überhaupt nicht gerne zu Ärzten, aber ich weiß auch, dass es wichtig ist, sich checken zu lassen. Mit meiner Haut bin ich immer schon vorsichtig gewesen, aber das kam doch ein bisschen unerwartet. Die haben eine Biopsie gemacht. Normalerweise kam das immer zurück und war okay. Diesmal war der Befund schon schwerwiegend abnormal, so dass die Zellen schnell entfernt werden mussten. Das war ein Schreckmoment. Manchmal fühle ich mich ja doch noch wie 15, aber in dem Moment denkt man: Okay, ich bin eben doch 33 und jetzt kommen solche Sachen auf mich zu. 

Und die Einsicht, dass man auch als Popstar nicht unsterblich ist …

Gerade in Deutschland habe ich das Gefühl, dass wir für immer 15 sind. Dadurch, dass wir so jung angefangen haben, sehen mich Leute und sagen: „Oh, du bist ja so groß und krass, du bist ja schon 33.“ In den Köpfen der Leute sind Tokio Hotel immer jung. Und dadurch ist das in meinem Kopf wohl auch so. Wir waren immer die jüngsten Künstler, wenn wir irgendwo aufliefen. Ganz oft habe ich heute noch das Gefühl, dass ich wahnsinnig jung bin. Erst wenn sich dann 20-Jährige vorstellen, denke ich: Stimmt ja, ich bin ja gar nicht mehr der Jüngste im Raum.  

Ab Mai geht es für Tokio Hotel auf Deutschland-Tour. Steht das Konzept dafür schon?

Wir hatten ja vor der Pandemie schon alles fertig: die Kostüme, das Licht, die Bühne… Wir waren kurz davor, damit auf die Straße zu gehen. Jetzt werden wir wohl noch etwas umstellen. Bis Mai ist ja noch etwas Zeit. Die Tour läuft super. Viele Konzerte sind ausverkauft und in Hamburg mussten wir in ein größeres Venue verlegen. Das macht mich sehr glücklich.

Album: „2001“ ist bei Epic Local/Sony Music erschienen. Konzert: Große Freiheit 36, 18.5., 20.30 Uhr, 62 Euro

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