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Birdy mit neuem Album „Portraits“: Darum war die britische Sängerin sechs Jahre lang verschwunden

Nach sechs Jahren Pause ist Birdy zurück auf der Bühne und hat auch ein neues Album: „Portraits“.
Nach sechs Jahren Pause ist Birdy zurück auf der Bühne und hat auch ein neues Album: „Portraits“.
Foto: Florian Quandt

3,3 Milliarden Streams, eine Milliarde Aufrufe auf YouTube, monatlich 8,7 Millionen Hörer auf Spotify und 4,7 Millionen verkaufte Platten: In den 27 Jahren ihres bisherigen Lebens hat die britische Sängerin Birdy (bürgerlich Jasmine Lucilla Elizabeth Jennifer van den Bogaerde) bereits eine ganze Menge erlebt und erreicht. Nach fast sechs Jahren Pause ist sie nun auf die Bühne zurückgekehrt und hat im MOPOP-Interview in Hamburg mit ihrer lieben, lockeren und höflich-britischen Art verraten, warum sie so lange weg war, wie es war, mit ihrer Familie in der Natur zu leben, und woher sie ihr Selbstbewusstsein nimmt. Sie spricht dabei so leise, dass man ihr eigentlich gar nicht zutraut, einen ganzen Raum beim Singen so mit ihrer Stimme zu füllen.

MOPOP: Du warst einige Jahre weg. Warum?

Birdy: Ich war 14, als ich bekannt wurde. Nach dem ganzen Rummel brauchte ich ein wenig Zeit für mich, um wieder Inspiration zu finden und an meinem Album „Young Heart“ zu arbeiten. Dann habe ich eine schwierige Trennung durchlebt, um die es auf dem Album geht. Dazu kam noch die Pandemie. Irgendwie wurden daraus sechs Jahre.

Was hat sich in der Zeit verändert?

Ich habe mich von meinem Herzschmerz erholt. Außerdem haben sich die Einflüsse auf meine Musik verändert.

Wie hast du die sechs Jahre verbracht?

Ich bin zwischen Nashville und L.A. gependelt und habe viel geschrieben. Während der Pandemie bin ich mit meinen Eltern zurück in die Natur gezogen. Dort bin ich deutlich länger geblieben als gedacht. Ich habe Dinge getan, für die ich noch nie Zeit hatte. Zum Beispiel habe ich eine Ente aufgezogen. Es war gut, diese Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Es fühlte sich an, als würde ich etwas aufholen. Als wäre ich wieder 14. Sogar all meine Geschwister waren da, die ganze Familie war beisammen.

Bereust du es, schon so jung ins Rampenlicht getreten zu sein?

Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich bereits sammeln durfte. Es ist immer schwierig, wenn du jung bist, weil du dich leicht verunsichern lässt. Ein paar Dinge hätte ich mit dem heutigen Wissen anders gemacht. Ich war fast immer von älteren Menschen umgeben. Manchmal habe ich vergessen, ein Kind zu sein. In dem Lied „Raincatchers“ geht es darum, diesen unbeschwerten Teil in sich wiederzufinden.

Bist du jetzt selbstbewusster?

Definitiv. Ich bin erwachsen geworden und weiß jetzt, was ich will. Meine Visionen und Entscheidungen sind klarer. Diese Empfindlichkeit ist weg –früher habe ich mir Kritik viel zu sehr zu Herzen genommen. Jetzt bin ich tougher.

Birdy vor ihrem Konzert in der Fabrik in Ottensen.
Birdy vor ihrem Konzert in der Fabrik in Ottensen. Foto: Florian Quandt

Wie würdest du deinen neuen Style beschreiben?

„Portraits“ hat 80er-Style und macht einfach mehr Spaß. Es ist leichter. Ich wollte es nicht zerdenken. Es ist nur eine einzige Ballade auf der ganzen Platte – das ist sehr ungewöhnlich für mich. Ich würde das Album gern als eine Mischung von Einflüssen aus dem 16. Jahrhundert, dem beginnenden 19. Jahrhundert und punkiger Modernität beschreiben – wenn das Sinn macht (lacht). Ich glaube, ich habe endlich meinen Style gefunden, auch wenn ich Schwierigkeiten habe, ihn zu erklären. Außerdem haben andere Künstler mich inspiriert: Prince, Kate Bush, David Bowie, Portishead … Alle haben diesen Mix aus Elektronik und Akustik, den ich wirklich mag.

Jedes Mal, wenn du ein neues Album veröffentlichst, sagst du, dass du dich selbst jetzt endlich gefunden hast. Wird das jemals aufhören?

Wahrscheinlich nicht. Immer, wenn du von etwas inspiriert wirst, offenbart sich etwas in dir, das du vorher nicht kanntest. So entdeckst du immer wieder neue Seiten von dir.

Welchen Song magst du am liebsten auf dem neuen Album?

Das sind zwei. „Ruins 2“ ist ein „Alles oder nichts“-Song. Er ist ziemlich empowernd. Ich hatte diese Melodie schon so lang im Kopf und bin so froh, endlich den passenden Text gefunden haben. „I Wish I Was A Shooting Star“ ist von David Bowie und Radiohead inspiriert und ich mag den Spirit.

Fühlst du die alten Songs trotzdem noch?

Ich dachte, sie würden mich irgendwann langweilen, aber das tun sie nicht. Ich spiele sie jetzt anders – meistens auf der Gitarre statt dem Klavier. Es ist bewegend, wenn Menschen im Publikum weinen, weil sie mit meinen Songs aufgewachsen sind. Wir sind gleichzeitig durch dieselben Lebensphasen gegangen. Damals waren wir 14, jetzt Mitte 20.

Wie du schon erwähntest, ist das Album „Young Heart“ aus einer Trennung entstanden. Doch du hast schon als Kind über Herzschmerz gesungen. Wie kam das?

Als ich im Alter von sieben Jahren mit dem Songschreiben angefangen habe, standen meine Eltern unten an der Treppe und haben sich gefragt, was mit mir nicht stimmt. Ich weiß nicht, woher das kam. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass meine Mutter als Pianistin in meiner Kindheit vor allem traurige Lieder gespielt hat.

Hast du eigentlich eine besondere Beziehung zu Hamburg?

Ich liebe die Stadt. Gestern war ich im Park und in einem Tapas-Restaurant und habe die Stimmung so genossen. Hamburg hat eine Edgyness und eine Authentizität, die ich mag. Außerdem ist es so grün wie in England.

„Portraits“ ist heute bei Warner Music erschienen.

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