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Heavysaurus: „Wir sind dazu geboren, Rock’n’Roll für Kinder zu spielen“

Heavysaurus: Schlagzeuger Komppi Momppi (v.l.), Gitarrist Riffi Raffi (Christof Leim), Sänger Mr. Heavysaurus, Keyboarderin Milli Pilli und Bassist Muffi Puffi.
Heavysaurus: Schlagzeuger Komppi Momppi (v.l.), Gitarrist Riffi Raffi (Christof Leim), Sänger Mr. Heavysaurus, Keyboarderin Milli Pilli und Bassist Muffi Puffi.
Foto: Jens Vetter

Christof Leim (48) alias Riffi Raffi über Dino-Metal und den Traum von Wacken

Dino-Metal für Kinder? Wo gibt’s denn so was? Na, bei Heavysaurus! Mr. Heavysaurus (Gesang), Riffi Raffi (Gitarre), Muffi Puffi (Bass), Komppi Momppi (Schlagzeug) und Milli Pilli (Keyboard) haben nämlich überhaupt keine Lust, dass die Nachwuchs-Generation irgendwann Schlager hört und sich deswegen zur Aufgabe gemacht, ihnen das wildere Musik-Genre näherzubringen. Mit Riffi Raffi, dem einzigen Drachen in der Band, und Christof Leim (er verkörpert ihn) hat MOPOP über Kinder-Konzerte, die schweren Lederkostüme und den Traum von Wacken gesprochen.

MOPOP: Wo habt ihr als Dinos bzw. du als Drache so gut Musikmachen gelernt?

Riffi Raffi: Wir sind schon 65 Millionen Jahre auf der Erde. Unsere Eier lagen lange unterm Zauberberg versteckt bis Hexe Rupuliina sie zum Knacken gebracht hat. Wir hatten also sehr lange Zeit zu üben. Es ist verrückt, aber wir scheinen alle dazu geboren zu sein, Rock’n’Roll und Heavy Metal für Kinder zu spielen.

Wie schafft ihr es denn eigentlich mit euren Tatzen die Saiten zu greifen?

Christof Leim: Das ist eine sehr gute Kinderfrage, aber die muss ich als Christof beantworten. Auf den Fotos haben wir immer richtige Tatzen-Handschuhe an. Auf den Konzerten malen wir uns aber lediglich die Hände grün, sonst könnten wir nicht spielen. Meine Finger sind auch jetzt noch grün, das geht einfach nicht mehr ab. (lacht)

Gitarrist, Journalist und Autor Christof Leim (48) steckt im Kostüm von Drache Riffi Raffi. Foto: privat

Wie wurde denn aus dir eigentlich Drache Riffi Raffi?

Christof: Heavysaurus sind eine Idee von finnischen Musikern. Die haben das schon einige Jahre lang erfolgreich gemacht. Und dann wollte das Label Sony Music irgendwann ein Franchise in Deutschland. Mit der gleichen Musik, aber statt finnischer deutsche Texte. Da ich als Gitarrist, Journalist und Autor in der Metalszene sehr gut vernetzt bin, wurde ich um Rat gefragt, wer das hierzulande übernehmen könnte. Ich kannte die finnischen Heavysaurus bis dahin gar nicht und dachte mir: Heavy Metal für Kinder – bitte, was? Aber als ich sie mir angehört habe, war sofort klar: Das will ich selbst machen! Denn ich habe ja auch Kinder. Dann habe ich auch die Band zusammengestellt. Jetzt sind Bassist, Schlagzeuger und ich der organisatorische Nukleus. Aber wir haben wegen der Verkleidung das Glück, dass wir jede Position dreifach besetzen können – wie im Musical. Falls also jemand mal krank oder verhindert ist, ist das gar kein Problem.

Ihr spielt in diesem Jahr mehr als 100 Shows.

Christof: Ja, die Mehrfachbesetzung macht es möglich. Ich kann auch mal ein Wochenende abgeben und muss keine Angst haben, dass meine Familie mich irgendwann nicht mehr wiedererkennt. Wir können ja auch wirklich fast nur am Wochenende spielen – unter der Woche müssen die Eltern arbeiten und die Kinder irgendwann ins Bett. Am Wochenende haben alle Zeit.

Die finnischen Metal-Musiker, die sich Heavysaurus ausgedacht haben, wollten ihren Kindern das Genre näherbringen. Aber eben nicht durch ganz rüdes Geballer und Texte über Tod und Teufel.

Christof Leim (48)

Erzähl noch mal, wie man darauf kommt, Heavy Metal für Kinder zu machen.

Christof: Die finnischen Metal-Musiker, die sich Heavysaurus ausgedacht haben, wollten ihren Kindern das Genre näherbringen. Aber eben nicht durch ganz rüdes Geballer und Texte über Tod und Teufel. Und nun gibt seit einigen Jahren eben auch die auf Deutsch übersetzten Songs. Wir haben aber auch die zwei Cover-Songs „Stark wie ein Tiger“ und „Dinos woll’n euch tanzen sehen“ – im Original „Eye Of The Tiger“ von Survivor und „Rock You Like A Hurricane“ von den Scorpions. Auf dem ersten deutschen Heavysaurus-Album gibt es auch ein, zwei auf Dinos umgedichtete Kinderlieder.

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Wie versteht man sich als Drache mit vier Dinos?

Riffi Raffi: Wir kennen uns schon sehr lange, deswegen funktioniert das gut. Die sind aber manchmal schon ein bisschen neidisch auf mich. Weil ich als Drache natürlich der viel bessere Musiker bin. (lacht) Aber eigentlich sind wir alle sehr gute Freunde – und wir sehen uns ja auch sehr ähnlich.

Du bist ja sehr erfahren, was Metal-Konzerte für Erwachsene betrifft. Was ist anders an einem Kinderpublikum?

Christof: Kinder reagieren immer sehr unmittelbar. Wenn die was lustig finden, lachen die sich total kaputt. Und wenn man sie etwas fragt, schreien sie sofort zurück. „Wisst ihr, wie unsere Mutter heißt?“ – „Rupuliina!“ „Ist das eine Hexe?“ – „Jaaa!“ „Ist die böse?“ – „Nein!“ Sonst machen sie eigentlich genau dasselbe wie Erwachsene auf einem Rock-Konzert: Springen, tanzen, ausflippen. Für die Großen ist es oft Katharsis, für die Kleinen einfach Spaß an der Freude. Auf Erwachsenen-Konzerten gibt es oft Leute, die selber Musik machen, und dann überkritisch in der Ecke stehen und sich darüber mokieren, dass der Gitarrist gerade ein paar Triolen verschlampt hat. Die Kids sind da natürlich nicht so, sondern sind eigentlich nur begeistert. Für die meisten ist es ja auch oft die allererste und richtige Konzerterfahrung. Wir machen da ja keine Playback-Hüpf-Nummer, sondern alles live. Wenn dann bei uns die Konfetti-Kanone oder der Funkenregen kommt, stehen die mit offenem Mund und großen Augen da. Das ist ganz, ganz toll für uns und so süß!

Christof Leim in voller Drachen-Montur. Foto: Jens Vetter

Aber eure Konzerte müssen kürzer sein, oder?

Christof: Ja, ab 75 Minuten wird es schwierig. Wir haben ja vorne immer einen abgetrennten Kids-Bereich und da sehe ich das den Kleineren irgendwann an, dass sie müde werden. Das ist ja auch wirklich überwältigend für sie.

Ihr schwitzt ja sicher auch total in euren Kostümen …

Christof: Absolut. Die sind aus Leder, sehr schwer und teuer. Meine Frisur ist nach einem Auftritt auf jeden Fall im Eimer und ich bin nass bis auf die Unterbüx. (lacht) Das ist mein Sport! Man muss sich nämlich noch viel mehr bewegen als normal, weil in diesen riesigen Kostümen die Bewegungen kleiner aussehen. Mit dem riesigen Drachenkopf ohne Mimik muss ich viel mehr machen, damit das überhaupt gesehen wird.

Na, was ist besser? Christof Leim als Riffi Raffi oder wie hier als „normaler“ Metal-Gitarrist? Foto: Sebastian Schmidt

Was sagen eigentlich deine Kinder zu deinem Job als Riffi Raffi?

Christof: Meine Töchter sind 16 und 3. Die Große findet interessant, was ich mache, aber das ist nicht ihre Musik. Die Dreijährige weiß natürlich, dass Papa im Kostüm steckt und hat da überhaupt keine Berührungsängste. Die findet es total gut, backstage herumzulaufen, amüsiert sich darüber, dass ich mir die Hände grün anmale und will mir helfen, das Kostüm anzuziehen. Am Ende bei der Verbeugung will sie auch immer mit auf meinen Arm. Drei bis elf ist ja auch unsere Standard-Zielgruppe.

Wovon träumt ihr als Heavysaurus?

Christof: Erst mal müssen wir jetzt diese immense Tour schaffen. Das ist kein am Wochenende ein bisschen hin- und herfahren mehr, sondern ein richtiger Job. Irgendwann kommt auch ein neues Album und im Hintergrund gibt es ganz viele Ideen. Als Band hätten wir gerne irgendwann eine richtige Zauberberg-Landschaft auf der Bühne und auch gerne immer Gäste. Es wäre stark, wenn wir die Produktion größer machen könnten, sodass wir irgendwann nicht mehr mit einem Van herumfahren müssen, sondern mit einem U.F.O. von Show zu Show fliegen. (lacht)

Ich war schon 20 Mal im Wacken – natürlich würde ich da auch gerne mal mit Heavysaurus spielen. Aber auf dem Festival herrscht bisher die Philosophie, dass es keine Kinder geben soll. Auf dem „Summer Breeze“ oder „Relaod“ etwa gab es schon Kindertage. Ich finde, dass das „Wacken Open Air“ da zu kurz denkt.

Christof Leim

Wollt ihr auch mal in Wacken spielen?

Christof: Ich war schon 20 Mal im Wacken – natürlich würde ich da auch gerne mal mit Heavysaurus spielen. Aber auf dem Festival herrscht bisher die Philosophie, dass es keine Kinder geben soll. Auf dem „Summer Breeze“ oder „Relaod“ etwa gab es schon Kindertage. Ich finde, dass das „Wacken Open Air“ da zu kurz denkt. Mambo Kurt wird ja auch abgefeiert, obwohl er kein Metal spielt. Wir könnten unsere Setlist in Wacken ja auch anpassen und Cover spielen. Ich glaube, die Leute würden sich kaputtlachen, wenn wir da erst unseren Song „Kaugummi ist mega“ und danach „Highway To Hell“ von AC/DC oder „Master Of Puppets“ von Metallica spielen würden.

Heavysaurus im Norden: 11.3. Hanerau-Hademarschen, 12.3. Kiel, 19.3. Bremen, 15.4. Wilhelmshaven, 22.4. Leer u.v.m.! Hamburger Markthalle: 8.12. Tickets und Infos hier.

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