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Fake-Band trickst Algorithmus aus: So einfach haben es rechte Acts auf Streaming-Plattformen

Auf der Jahrespressekonferenz von „Laut gegen Nazis“ geht es um Hass im Internet. Die Bandmitglieder der „Hetzjaeger“ treten zu ihrem eigenen Schutz nur mit Maske auf. Foto: Pia Schreiber
Auf der Jahrespressekonferenz von „Laut gegen Nazis“ geht es um Hass im Internet. Die Bandmitglieder der „Hetzjaeger“ treten zu ihrem eigenen Schutz nur mit Maske auf. Foto: Pia Schreiber
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Um zu beweisen, wie bereitwillig Streaming-Plattformen rechten Inhalten eine Plattform geben, hat die antifaschistische Band „Hetzjaeger“ sich als Rechtsrockband ausgegeben. Auf der Jahrespressekonferenz von „Laut gegen Nazis“ sprachen sie mit Fanta-Vier-Rapper Smudo, „Omas gegen Rechts“, Ex-Nazi Philip Schlaffer und Journalist Sulaiman Tadmory darüber, dass Hass nicht als gesellschaftsfähig gelten darf.

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Es war ein Experiment und ein Test: Zunächst veröffentlichte die Fake-Band nur 30 Sekunden ihres Songs „Kameraden“. Ohne Rassismus zu reproduzieren, verwendet sie darin gezielt rechte Parolen. Das merkten auch die Algorithmen der Streamingdienste – und spülten den Song in die Playlisten von Rechtsrock-Fans. Dort wurde er gefeiert und in wenigen Wochen mehr als 100.000 Mal angehört. Die Reaktion der Streaming-Dienste? Keine. Für den 30. Januar um 18:18 Uhr war die große Enthüllung geplant: Der vollständige Song, der sich ab Sekunde 30 deutlich gegen Rechts positioniert, sollte auf „Telegram“ veröffentlicht werden.

Lies hier das Interview mit „Hetzjaeger“-Frontmann Click.

„Die großen Streaming-Plattformen müssen endlich Verantwortung für ihre Inhalte übernehmen und ein Wertesystem entwickeln, das die Verbreitung von rechten Inhalten verhindert.“

Click von der Fake-Band „Hetzjaeger“

Doch die Aktion lief anders, als geplant: Echte Neo-Nazis entlarvten die Band und stellten das Lied zuerst ins Netz. Um den „Hetzjaegern“ ihren Release zu vermasseln, riefen sie dazu auf, es schon vor dem geplanten Zeitpunkt massenweise zu streamen – wodurch der Song allerdings erst recht im Algorithmus seiner Zielgruppe landete.

Auf der Jahrespressenkonferenz von „Laut gegen Nazis“ forderte Sänger Click: „Die großen Streaming-Plattformen müssen endlich Verantwortung für ihre Inhalte übernehmen und ein Wertesystem entwickeln, das die Verbreitung von rechten Inhalten verhindert.“ Die Riesen YouTube und Spotify wollten sich dazu auf Nachfrage von MOPOP nicht äußern, lediglich Deezer bezog Position: „Wir müssen darauf achten, dass die Meinungsfreiheit auf unserer Plattform gewahrt wird – auch bei Inhalten, die als beleidigend wahrgenommen werden können”, sagt eine Sprecherin. So eine Prüfung kann dauern – und die Bearbeitungszeit für die Entfernung von Inhalten beträgt außerdem bis zu 72 Stunden. Grundsätzlich begrüße Deezer aber Initiativen, die sich gegen Diskriminierung in der Musikbranche einsetzen.

Musik dient der rechten Szene schon lange als Antrieb: „Ich wurde fast ausschließlich über Musik radikalisiert“, sagt Philip Schlaffer, selbst Aussteiger aus der Naziszene. Er warnt davor, dass Hass durch Songtexte gesellschaftstauglich wird. Smudo von den Fantastischen Vier kritisiert Musik-Kollegen, die mit der rechten Szene Profit machen. Für Xavier Naidoo findet er deutliche Worte: „Wir dachten, der kifft zu viel und redet dann Chemtrail-Schwachsinn. Die Branche hat seine Radikalisierung unterschätzt – das ist ein Problem.“ Die Initiative „Laut gegen Nazis“ unterstützt Smudo schon lange. Er findet: „Arbeit gegen Rechts ist wie eine Impfung – das muss man regelmäßig machen“.

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