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Woodstock-Ausstellung: Peace, Music and Love in der HafenCity

Der dritte Tag des legendären Woodstock-Festivals.
Imposante Kulisse: Die Band von Joe Cocker am dritten Tag des Festivals vor einem riesigen Menschenmeer. Foto: Elliot Landy, Landyvision, In
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Eine Schlammwüste irgendwo im amerikanischen Nirgendwo, knapp eine halbe Million junger Leute auf engstem Raum, so gut wie jeder mit einem eigenen Bauchladen voller Drogen, kaum Toiletten – und dann wird auch noch das Essen knapp. „Woodstock“ hätte im totalen Chaos enden können. Warum das nicht passierte und wie wichtig das Festival für die Geschichte (nicht nur) der USA war, zeigt die Ausstellung „Woodstock Vision“ in der HafenCity. Oh, und: eine Psychedelic-Dunkelkammer gibt’s auch. Übrigens: Besucher des Reeperbahn-Festivals (16.-19. September) können die Ausstellung kostenlos erkunden.

Im großen Ausstellungsraum am Überseeboulevard ist Musik zu hören. Nicht laut, aber deutlich vernehmbar. Ikonen der Hippie-Generation singen ihre Lieder. Ein Armee-Jeep steht im Eingangsbereich, denn natürlich beginnt alles mit dem Vietnamkrieg – auch die multi-digitale Schau, die 160 Bilder des berühmten Fotografen Elliott Landy (78) zeigt. „Peace & Music“ ist das Motto, damals wie heute.

Ein Jeep der US-Army in der Woodstock-Ausstellung.
Im Eingangsbereich steht ein Jeep der US-Army. Der erste Teil der Ausstellung dreht sich um den Vietnamkrieg. Foto: Florian Quandt

Hamburg: Ausstellung zeigt Fotos aus Woodstock

Eine ganze Generation ist in den 60er Jahren aufgestanden gegen diesen Krieg, in dem die USA ihre Bomben hageln ließen. Sie lehnte sich auf gegen Rassendiskriminierung und das Establishment. Die jungen Menschen fühlten sich unverstanden – und fanden einander in der Musik. „Alle haben nach dem Sinn des Lebens gesucht“, sagte Landy mal in einem Interview.

Und so kam es, dass sich statt der erwarteten 50 000 Menschen im August 1969 etwa zehn Mal so viele auf den Weg nach Bethel im US-Bundesstaat New York machten. Ein Kuhkaff im wahrsten Sinne des Wortes. Festival-Organisator Michael Lang hatte von einem Milchbauern ein Stück Weideland gemietet, 7 Dollar sollte eine Tageskarte kosten, 18 Dollar das Drei-Tage-Festivalticket. Angekündigt waren Künstler wie Joan Baez, Ravi Shankar, Joe Cocker und Grateful Dead.

Woodstock-Fotograf: Elliott Landy
Der legendäre Woodstock-Fotograf: Elliott Landy (78). Foto: imago/ZUMA Press

Woodstock: Hippies feierten Stars wie Joplin und Hendrix 

Mit der Hippie-Walze, die dann auf den Ort zurollte, hatte niemand gerechnet. Auch Elliott Landy nicht, damals 27 Jahre alt und ein eher schüchterner Fotograf der Underground-Presse, der sich unter anderem mit seinen Bildern von Bob Dylan (viele davon in der Ausstellung zu sehen) einen Namen gemacht hatte. Als New Yorks Gouverneur von den Menschenmassen hörte, wollte er Truppen zum Festivalort schicken. Die Organisatoren konnten ihn gerade noch davon abbringen. Am Ende der drei Chaos-Tage wurde trotzdem nicht eine Gewalttat gemeldet, „ein Beispiel dafür, dass Menschen harmonisch miteinander auskommen können. Man kann viel von diesem Festival lernen“, so Landy.

„[Woodstock] ist ein Beispiel dafür, dass Menschen harmonisch miteinander auskommen können. Man kann viel von diesem Festival lernen.“

Elliott Landy (78) über die Mutter aller Rockfestivals.

Dass seine legendären Fotos von Fans, Matsch und Musikern jetzt in Hamburg zu sehen sind, ist mehr oder weniger einem Zufall zu verdanken: Michael Steffen, einer der beiden norddeutschen Ausstellungs-Macher, wohnte eine Zeit lang auf einer Farm in den USA – „und Michael Lang war sein Nachbar“, so Markus Steffen, sein Bruder. „Landy lebt da auch, Woodstock ist eine Künstler-Enklave“. Ein Pilgerort für Leute, für die die Zeit stehengeblieben ist. Elliott Landy war von der Idee begeistert, seine Bilder zum 50. Jubiläum 2019 in einer Wanderausstellung zu zeigen.

Michael (l.) und Markus Steffen
Michael (l.) und Markus Steffen haben die Fotos von Elliott Landy nach Deutschland gebracht. Foto: Florian Quandt

Legendäre Fotos von Fans, Matsch und Musikern

Wie aktuell die Schau schließlich sein würde und dass sie das Jubiläum überdauern könnte, damit hat während der Planungsphase niemand gerechnet. „Die USA haben Trump als Präsident“, sagt Markus Steffen, „der lügt 2020 genauso wie Richard Nixon damals.“ Und die Jugendlichen, die heute mit „Fridays For Future“ auf die Straße gehen, fühlen sich in großen Teilen genauso ignoriert und unverstanden wie die Hippies in den 60ern, fügt er hinzu. „Da gibt es viele Parallelen.“

Die Ausstellung habe deshalb auch das Zeug zum „Fortbildungstool“. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern unterhaltend – mit vielen Fotos und Musik.

Siva betreibt das Café der Ausstellung
Siva betreibt das Café der Ausstellung. Absolut stilecht, keine Frage. Foto: Florian Quandt

Sie setzt sich aus vier Teilen zusammen: „Vision Of A Generation“ mit Bildern von Krieg und Friedensdemonstrationen, „Stars & Stories“ zeigt Promis der damaligen Zeit, „High On Music“ Ikonen wie Jim Morrison, Bob Dylan und die Beatles – und dann kommt „Woodstock“, die Mutter aller Rockfestivals. Also viel zu sehen – wer sich zwischendurch ausruhen möchte, kann das im Hippie-Café tun. Oder im Psychedelic-Raum mit seinen Lichteffekten und den Rächerstäbchen. „Woodstock elektrisiert eben noch immer“, sagt Markus Steffen und lacht. 

Elliott Landys Woodstock Vision: Bis 31. Oktober, Sonntag bis Donnerstag jeweils von 14-20 Uhr, Freitag und Samstag bis 21 Uhr, Überseeboulevard 5 (HafenCity), 14 Euro; Ausstellung unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln für Museen

Für Besucher des Reeperbahn-Festivals: Mittwoch, 16. September bis Samstag, 19. September, jeweils ab 14 Uhr, Eintritt ist mit Festivalticket frei; Ausstellung unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln für Museen

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