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Vergewaltigungsvorwürfe im Deutschrap: So reagieren wichtige Vertreterinnen der Szene


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Auch Shirin David hat sich zu den Vergewaltigungsvorwürfen positioniert. Foto: Universal Music

Dass große Teile von Deutschrap voller sexistischer, frauenfeindlicher Texte sind, ist Fakt. Dass sich sexuelle Übergriffe in der Rapwelt auch ganz real abspielen, wurde nun öffentlich gemacht. Die Influencerin Nika Irani hat auf Instagram Storys veröffentlicht, in denen sie einem erfolgreichen Deutschrapper sexuellen Missbrauch vorwirft. Im gleichen Zusammenhang erwähnt sie auch einen sexuellen Übergriff von einem Mitglied einer anderen erfolgreichen deutschen Rapcrew. Nun haben sich auch wichtige Vertreterinnen der HipHop-Szene geäußert.

Nika Irani schildert in ihrer Instagram-Story, dass sie mit dem Deutschrapper in seinem Studio war und er sie dort in sein Schlafzimmer gezerrt, sie aufs Bett geschmissen, ihre Unterhose zerrissen und sie gewürgt und geküsst habe. „Ich sagte die ganze Zeit: ‚Nein, hör auf!  Nein, hör auf!‘ und dann habe ich einfach Sex mit ihm, damit er aufhört. Und das ist für mich, das grenzt an eine Vergewaltigung“, erzählt sie in ihrer Story.

Triggerwarnung: Nika Irani schildert ihre Erlebnisse

Sie schildert ebenfalls ein Erlebnis mit einem Mitglied einer Rap-Crew. Es habe sie mit sich auf einer Toilette eingesperrt, den Schlüssel in der eigenen Hosentasche versteckt und angefangen, sie zu küssen. Der Übergriff kam dann aber nicht zum Ausbruch, weil sie laut um Hilfe gerufen habe.

Auf Nika Iranis Aufruf haben sich nun viele weitere Frauen anonym gemeldet und ähnliche Erlebnisse – teils mit dem Beschuldigten, teils mit anderen Rappern – geschildert. Viele von ihnen waren offenbar noch minderjährig, als ihnen diese Erlebnisse widerfahren sind.

Sexuelle Übergriffe Universal Music hat ein kurzes Statement gepostet

Wie sexistisch und sexuell übergriffig ist die Deutschrap-Szene? Und welche Konsequenzen gibt es? Das Label des Deutschrappers Universal Music hat bisher nur einen Instagram-Post mit folgendem Statement abgesetzt: „Universal Music verurteilt auf das Schärfste jede Form von Gewalt. Wir stehen für eine offene, tolerante und friedliche Gesellschaft und begegnen allen Menschen ohne Vorurteile und Respekt.“ Mehr nicht. Der Rapper selbst hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert – allerdings ist aktuell die Kommentar-Funktion unter seinen Instagram-Beiträgen ausgeschaltet.

Shirin David verschiebt ihren Single-Release

Viele Frauen aus der Szene melden sich nun auch zu Wort – die bekannteste Vertreterin: Rapperin Shirin David („Gib ihm“). Nachdem sie die HipHop-Medien und andere männliche Rap-Kollegen wegen Zurückhaltung kritisierte und in ihrer Story Informationen und Zahlen zu sexuellen Übergriffen in Deutschland postete, kündigte sie an, ihre folgende Single zu verschieben, weil sie den Rapper, dem die Vorwürfe gemacht werden, darin positiv erwähnt. Sie habe vor, die die Zeile über ihn zu streichen. (Mittlerweile kann man ihre Story auf Instagram nicht mehr ansehen.)

Visa Vie und Lina Burghausen: weitere wichtigere Vertreterinnen der Szene haben sich geäußert

Auch die bekannte HipHop-Journalistin und -Autorin Visa Vie postete ein Statement auf Instagram: „Ich habe in den letzten 12 Jahren in der Rapwelt von so vielen Fällen von sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen gehört, sie selbst mitbekommen oder am eigenen Leib erlebt, dass es Monate dauern würde, all diese Erlebnisse zu (er)zählen, oder in ihren fürchterlichen Details zu rekonstruieren.“ Dass so viele Frauen über die Erlebnisse geschwiegen haben, erklärt sie sich dadurch, dass das komplette Musikbusiness-Umfeld solche Ereignisse schütze und toleriere. Die Rapwelt habe sich für sie deswegen oft wie ein „rechtsfreier Raum“ angefühlt.

Auch Lina Burghausen, die mit ihrem Blog „365 Female MCs“ und ihrem Label „365 XX Records“ schon seit Jahren alles für Frauen in der Szene tut und sich damit natürlich auch gegen Sexismus und sexuelle Übergriffe einsetzt, äußerte ihre Müdigkeit und ihren Wut über den aktuellen Fall. Hinter diesen großen Rappern stehe oft eine große Armada an Anwälten und die HipHop-Medien könnten sich keine Rechtsstreite leisten. Gecancelt würden nicht die Künstler und Täter, sondern nur die Opfer. „Künftige Betroffene schweigen lieber, weil es ja doch nichts bringt“, schreibt sie auf Instagram.

Neue „#MeToo“-Bewegung im Deutschrap?

Aktuell melden sich weiterhin mehr und mehr Frauen auf Nika Iranis Anstoß hin und weitere wichtige Szene-Vertreter äußern ihre Meinung. Es wirkt gerade so, als würde sich eine neue „#MeToo“-Bewegung – bezogen auf die Deutschrap-Szene – entwickeln.  

 

 

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