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„The Reminder“: Mius neues Lied ist ein Statement gegen falsche Vergleiche in der Corona-Krise


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Die Hamburger Singer/Songwriterin Miu (34) bringt morgen ihre Single „The Reminder“ heraus. Foto: Elena Zaucke

Mius starker neuer Song „The Reminder“ ist gerade frisch erschienen – inklusive eines großartigen, berührenden Schwarz-Weiß-Videos, das sie mit Zeitzeugen gedreht hat. In der Ballade geht’s um das Nicht-Vergessen und Nicht-Relativieren der schlimmsten menschlichen Gräueltaten. Auf die Thematik gekommen ist die 34-jährige Hamburger Sängerin – natürlich – durch die Corona-Krise. Ein bestimmtes Bild eines Mannes bei einer Querdenker-Demo erschütterte sie zutiefst und war Initialzündung für das Lied.

„Dieser Mann hatte auf der Demo Bücher über die Scholl-Geschwister und Anne Frank dabei, trug eine stilisierte Armbinde mit einem ‚ungeimpft‘-Judenstern und eine Maske, auf die in Nazi-Optik das Corona-Virus draufgemalt war“, erinnert Miu sich im MOPOP-Interview. Der Mann gehört somit in die gleiche gefährliche Schublade wie etwa Jana aus Kassel, die sich auch mit Sophie Scholl verglich, oder die Eltern, die ihr Kind dazu brachten, sich auf eine Bühne zu stellen und zu sagen, dass es sich wie Anne Frank fühlt: „Der Lockdown wurde auch mit der Inhaftierung Nelson Mandelas verglichen“, fügt Miu hinzu.

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Sie erinnert sich auch bei sich selbst daran, dass sie am Anfang der Pandemie – wie viele andere auch – noch über die wahnwitzigen Verschwörungstheorien gelacht hat und gegenteilige Meinungen auch akzeptiert hat, weil alles so neu war. „Aber irgendwann wurde der Ton unsachlicher und aggressiver“, sagt Miu. „Ich als Musikerin kann ein Lied davon singen, wie beschissen das letzte Jahr war. Aber dass Leute versuchen, die Corona-Situation mit den schlimmsten Gräueltaten unserer Menschheitsgeschichte zu vergleichen, ist inakzeptabel. Die Vergleiche sind faktisch nicht richtig. Es gibt ganz viele Gründe, warum etwa das Ermächtigungsgesetz von 1933 oder Diktaturen nichts mit der Situation jetzt zu tun haben.“

Im Lied geht’s deswegen darum, echte Erinnerungen wachzuhalten. „The Reminder“ kann dabei für die Erinnerung selbst stehen oder eben auch für denjenigen oder diejenige, die sich erinnert. Deswegen hat Miu das Video zusammen mit Zeitzeugen gedreht. Sie mussten zusehen, wie ihre Verwandten in KZs kamen, wurden als Jugendliche an die Front geschickt, von Soldaten vergewaltigt – oder in der DDR wegen systemkritischer Songtexte inhaftiert (siehe auch kleine Fotos).

Miu ist mit ihrem Team nach dem Dreh total emotional berührt und mitgenommen nach Hause gegangen: „Wir – die nachfolgenden Generationen – tragen eine große Verantwortung: Denn irgendwann gibt es die letzten Menschen nicht mehr, die uns erzählen können, warum die Vergleiche in der Corona-Pandemie nicht stimmen und die wissen, was es wirklich bedeutet, in einer Diktatur gelebt zu haben“, sagt Miu. „Wir müssen da als Gesellschaft ganz doll aufpassen. Denn in dem Moment, in dem die Geschichte so verwässert und relativiert wird, breiten wir den roten Teppich für neue Katastrophen aus.“

„The Reminder“: Song und Video sind frisch erschienen; Miu im Schrödingers: 15.7. (19 Uhr), ab 12 Euro, Tickets hier!

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Mehr über einige Zeitzeugen aus dem Video und ihre Statements:

Foto: Elena Zaucke

 

Günter Lübcke (92), seine Onkel waren im  KZ Fuhlsbüttel: „Die Vergangenheit  muss betrachtet und  nicht einfach abgetan werden mit einem ,Es war einmal‘. Denn eines steht fest: ,Wer aus der Vergangenheit nicht lernt, kann die   Zukunft nicht   gestalten!‘“

Foto: Elena Zaucke

 

Richard Hensel (87) musste 1945 seine Zwillingsbrüder, die an Unterernährung und Flüssigkeitsmangel starben, beerdigen: „Aus meiner Sicht als Zeitzeuge ist es wichtig, dass der jungen Generation nahegebracht wird, wie schrecklich diese Zeit war.“

Foto: Elena Zaucke

 

Manfred Hüllen (82) überlebte eine  Ausbombung im Luftschutzbunker, sein Vater  wurde ins KZ Buchenwald geschickt, seine  Schwester von einem SS-Lkw überfahren: „Für mich ist ,The Reminder‘ neben meiner Arbeit als Zeitzeuge in Schulen eine Erweiterung der Möglichkeit, Menschen wachzurütteln. Welche Gefahren hinter dem Anwachsen des Rechtsradikalismus stehen, muss immer wieder gesagt werden!“ 

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