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Crowdfunding: Rohe Punkrock-Energie zum Lesen! Das Buch „Hamburg Calling“ handelt von der wilden Zeit

Wie ein Wohnzimmer: der legendäre Plattenladen Rip Off. Foto: Sabine Schwabroh
Wie ein Wohnzimmer: der legendäre Plattenladen Rip Off. Foto: Sabine Schwabroh
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In Corona-Zeiten ist die rohe Energie von Punkrock-Konzerten wohl etwas, was Musikliebhaber mit am allermeisten vermissen. Dichtgedrängte, schwitzende Menschenmengen in Clubs, Stagediving, Circle Pits, Pogo und fliegende Bierbecher: Is leider alles grad nich! Genau zum richtigen Zeitpunkt – um die Sehnsucht und Wartezeit vielleicht auch etwas zu überbrücken – veröffentlichen Alf Burchardt und Bernd Jonkmanns Mitte Oktober das Buch „Hamburg Calling – Punk, Underground & Avantgarde – 1977-1985“ beim Hamburger Junius Verlag. Die Finanzierung des Buchs kann noch bis 7.10. über eine „Startnext“-Crowdfunding-Kampagne unterstützt werden.

Alf Burchardt (65, l.) und Bernd Jonkmanns (54) veröffentlichen Mitte Oktober ein Buch über Punkrock in Hamburg. Jonkmanns hält eine Platte des legendären Labels Zickzack in der Hand. Foto: Patrick Sun
Alf Burchardt (65, l.) und Bernd Jonkmanns (54) veröffentlichen Mitte Oktober ein Buch über Punkrock in Hamburg. Jonkmanns hält eine Platte des legendären Labels Zickzack in der Hand. Foto: Patrick Sun

Journalist Alf Burchardt (65) und Fotograf Bernd Jonkmanns (54) sind quasi schon seit Anbeginn des Punks mit dabei und deswegen genau die richtigen Typen, um dieses Buch zu schreiben: „In den 70ern ragten für mich Platten von den New York Dolls, MC5 oder Stooges heraus“, erinnert sich Alf Burchardt im MOPOP-Interview. „Und 1977 gab es auf einmal ganz viel von dieser harten, schnellen Rockmusik. Das hat mir sehr gefallen, da bin ich angedockt und bis heute dabeigeblieben.“ Der Hamburger erlebte nahezu alle legendären Punk-Konzerte der Stadt mit: The Clash 1977 im Winterhuder Fährhaus oder The Ramones 1978 in der Markthalle – am Tag drauf gründeten sich aufgrund der Begeisterung ganz viele neue Punkrock-Bands in der Stadt. Sogar für das geplante, aber dann abgesagte Sex-Pistols-Konzert 1978, ebenfalls in der Markthalle, hatte er ein Ticket, das er aber artig zurück zur Konzertkasse brachte. Kostenpunkt damals: 12 Mark.

Das Cover des Buches. Bild: Junius Verlag
Das Cover des Buches. Bild: Junius Verlag

Die Autoren von „Hamburg Calling“ sind seit Anbeginn von Punkrock mit dabei

Für den jüngeren Bernd Jonkmanns, der als Dorfkind am Niederrhein nicht weit von der niederländischen Grenze aufwuchs, kam der erste Berührungspunkt mit Punk 1979: „Ein Freund von mir war damals für einen Sprachkurs in England und kam mit Sex-Pistols-Singles zurück“, erzählt er. „Die haben mich umgehauen. Mit 14, 15 bin ich dann regelmäßig freitags nach der Schule nach Amsterdam getrampt, um mir dort die neuesten Platten zu besorgen.“

Einige Testseiten aus dem Buch, das Mitte Oktober erscheint. Foto: Patrick Sun

Da war Alf Burchardts Lage als Hamburger weitaus komfortabler: Durch die Fähre, die alle zwei Tage nach England und zurück fuhr, war die Stadt ein Tor nach London. Die neuesten Veröffentlichungen schwappten immer schnell herüber und machten aus Hamburg – neben Düsseldorf und Berlin – eins der Punkrock-Epizentren des Landes. Eine wichtige Anlaufstelle war der Plattenladen „Rip Off“ von Klaus Maeck an der Feldstraße, der wie ein Wohnzimmer für Alf und alle anderen Hamburger Punkrocker war. Natürlich kommt Klaus Maeck im Buch auch zu Wort und es gibt herrliche Fotos direkt aus seinem „Wohnzimmer“ zu sehen.

Alf Burchardt, Redakteurin Frederike Arns und Bernd Jonkmanns (v.l.n.r.) im MOPOP-Gespräch. Foto: Patrick Sun

Weitere Protagonisten, die im Buch interviewt werden, sind Jäki Eldorado, der als erster Punk Deutschlands gilt, weil er Iggy Pop abgeleckt hat (mittlerweile ist er Tourmanager von Robbie Williams) oder Alfred Hilsberg, der das Label „Zickzack“ gegründet und auf seinen Samplern und Festivals viele Bands wie zum Beispiel Abwärts oder Palais Schaumburg gefördert hat.

Die meisten Fotos im Buch stammen von Sabine Schwabroh, die für Bernd Jonkmanns ihr gutsortiertes Archiv hervorgeholt hat: „Man merkt den Bildern an, dass sie aus Leidenschaft fotografiert hat“, erzählt er. „Ihr Blick als Frau, die eher am Rand steht und beobachtet, ist großartig.“ Seine Lieblingsbilder sind die vom ersten Punk- und New-Wave-Festival im Hamburger Audimax 1978: „Das sieht alles so niedlich aus: Es gab da noch keine richtigen Punk-Klamotten zu kaufen, deswegen haben sich die Leute da wie an Karneval verkleidet“, so Jonkmanns. „Sie zeigen das Suchen, die Leidenschaft für das neue Ding und dass es zu der Zeit eben noch kein Kommerz war.“

Konzertkarten-Sammlung: Wer alles schon in Hamburg war! Foto: Bernd Jonkmanns

Die legendäre Geschichte, die Alf Burchardt gerne erzählt, ist die vom Clash-Konzert 1980 in der Markthalle. Weil Hamburger Punks die kommerzielle Ausrichtung der Band immer mehr missfiel, stürmten sie die Bühne und gingen Frontmann Joe Strummer hart an – der wehrte sich aber: „Irgendwann sah ich, wie er mit Gitarre im Publikum verschwand“, erinnert Burchardt sich. „Und am Ende hatte ein Punk eine blutige Nase und Joe Strummer landete für ein paar Stunden auf der Polizeiwache.“

Diese und viele andere herrlich-authentische Geschichten erzählen die beiden Autoren in ihrem chronologisch geordneten Buch auf 144 Seiten. Es ist bunt und knallig wie Fanzines gestaltet, zeigt alte Konzerttickets und viele starke Fotografien – und gehört deswegen definitiv ins Bücherregal eines jeden (Punkrock-)Musikliebhabers!

„Hamburg Calling – Punk, Underground & Avantgarde – 1977-1985“: Das Crowdfunding läuft noch bis 7. Oktober. Das Buch wird Mitte Oktober beim Junius Verlag veröffentlicht.

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