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Punkrock- und Hardcore-Liebe: Duchamp als Plattenkritiker


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Duchamp huldigen auf ihrem Album „Slingshot Anthems“ den Punkrock und Hardcore der 90er und sind damit in dieser Woche auf dem 12. Platz der Charts gelandet. Alle Fotos: Dennis Dirksen

Am Corona-Lockdown ist nicht alles schlecht – manchmal entstehen durch die vorherrschende kreative Dürre in dieser Zeit auch ganz neue Bands. So geschehen mit der neuen Punkrock-Hardcore-Truppe Duchamp. MOPOP schildert die Band-Geschichte und obendrauf hat jeder der vier Mitglieder eine wichtige Platte aus den 90ern ausgewählt und gereviewt. Denn nicht nur der Lockdown, sondern auch jede einzelne dieser Platten hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es Duchamp heute gibt.

Man kann es nicht anders schreiben: Duchamp spinnen voll! Hinter dieser neuen Band stecken nämlich Donots-Frontmann Ingo Knollmann, Gitarrist Peter Tiedeken (One Man And His Droid, Pale, The Robocop Kraus, Station 17), Bassist Christian Kruse (Adam Angst, Schrappmesser, Pendikel) und Drummer Benni Thiel (Schrottgrenze, Jochen Distelmeyer) – die vier haben eigentlich genug zu tun, könnte man meinen.

Der Lockdown bedeutet in Duchamps Fall Zeit und Glück.

Dennoch entschieden sich die vier Freunde mitten im Lockdown 2020, eine neue All-Star-Band zu gründen, um ihre große Liebe, Punkrock und Hardcore, zu feiern. Nach erst unzähligen WhatsApp-Nachrichten und dann einer dreiwöchigen Produktionszeit, in der sie sich gegenseitig unheimlich kreativ befeuert haben müssen, waren tatsächlich dreizehn „Slingshot Anthems“ für ihr gleichnamiges Album fertig. 

„Slingshot Anthems“ hat einige Gäste.

Noch nicht genug: Weil die Punkrock- und Hardcore-Gemeinde wie eine Familie ist, konnten sie für das Album letztendlich auch einige ihrer 90er-Helden wie etwa Brian McTernan (Battery, Be Well), Stephen Egerton (Descendents), Dave Smalley (Dag Nasty, Down By Law) oder Jason Shevchuck (Kid Dynamite, None More Black) als Gastmusiker gewinnen.

Und noch immer nicht genug: Dieses ganze Corona-Lockdown-Konstrukt hat mit „Slingshot Anthems“ diese Woche den 12. Albumcharts-Platz erobert. Glückwunsch!

Ohne diese Alben gäbe es Duchamp nicht

Ingo Knollmann: Kid Dynamite – „Kid Dynamite“ (1998, Jade Tree Records):

„Wenn es nur eine Hardcore-Platte gäbe, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, um dann ganz allein im Circle Pit um eine Palme zu laufen und Finger zu pointen Richtung vorbeifahrender Schiffe: Es wäre definitiv das selbstbetitelte Debüt von Kid Dynamite aus Philadelphia. Die 19 Songs starke Old-School-Scheibe schafft es wie keine zweite, mit druckvollem, nie überproduziertem Sound und Songlängen zwischen angenehm sparsamen 19 Sekunden und im Kontext fast schon epischen 2.20 Minuten all das einzufangen, was man an PositiveHardocre-Shows so liebt: Crew-Shouts und ,Whoohooos‘ für die Unity, juvenil straighte Lyrics – die stets positiv angepisst vorgetragen und schönerweise nie weinerlich sind –, rasendes Tempo für hunderte Ellenbogen im Gesicht pro Durchlauf und tolles, vertracktes Riffing! Positive-Mental-Attitude-Classic!“

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Peter Tiedeken: Lifetime – „Jersey‘s Best Dancers“ (1997, Jade Tree Records):

„These: In der ‚Jersey‘s Best Dancers‘ steckt mehr Power Pop der Marke Big Star als Hardcore oder Punk. Mag sein, dass das zu weit gegriffen ist, aber was diese Platte so besonders macht, ist gerade eine Gefühligkeit, die zu ihrer Zeit nicht nur ungewöhnlich war, sondern einer von Tough-Guys überfluteten Szene extrem gutgetan hat. Nölig vorgetragene Zeilen wie ,But you’re miserable and I’m useless, always making up excuses. I made you cry too many times. So I’m hanging up that line‘ sind in ihrer Softness schon fast eine Provokation, bringen aber das Coming-of-Age Gefühl dieses perfekten Albums auf den Punkt. Dazu gibt es unvergessliche Riffs von Dan Yemin, die quasi sekündlich die Gemütslage wechseln und sich so zwischen hochmelodisch, hymnisch, high-speed und melancholisch bewegen.“

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Christian Kruse: Avail – „Over The James“ (1998, Lookout Records):

„In den christlich-konservativ geprägten Südstaaten ist der Nährboden für rebellische Jugendkultur natürlich fruchtbar. Avail aus Richmond (Virginia) sind aber selbst in ihrer Heimatstadt eine Ausnahmeerscheinung. Stilistisch ist der Band ihre Sozialisation mit Southern-Rock und Alt-Country deutlich anzumerken –  und mit ihrem vierten offiziellen Album spielen sie diese Karte endgültig in ruppiger Perfektion aus. ,Over The James‘ sprüht bei aller Melancholie vor Leidenschaft, Spaß und Herzlichkeit. Avail haben mit Tough-Guy-Attitüde nichts am Hut und schreiben stattdessen lieber echte Hits. Wer bei dieser Platte nicht fingerpointend durch die Wohnung rennt und Stagedives vom Tisch auf das Sofa macht, der hat kein Punkrock-Herz.“

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Benni Thiel: Descendents – „Everything Sucks“ (1996, Epitaph Records):

„Die Zeit um 1996 und 1997 – meine erste WG in Frankfurt. Mein Mitbewohner Sammy kommt meiner Erinnerung nach wöchentlich mit großartigen neuen Platten an, die wir gemeinsam abfeiern. Refused, Rancid, Steakknife … ,Everything Sucks‘ von den Descendents ist eine davon. Von kurzen Brettersongs wie ,Coffee Mug‘ bis zu den tollsten Pop-Punk-Nummern wie ,I‘m The One‘ oder ,Thank You‘ – Pop-Punk hat hier aber nichts mit den ein paar Jahre später durch die Decke gehenden Pop-Punk-Bombast-Produktionen zu tun. ,Everything Sucks‘ lebt von unglaublicher Drahtigkeit und transparenter Power. Gerade so als säße man bei den Descendents im Probraum,  wie man es auch im Inlay-Foto der Platte sehen kann. Thank you for playing the way you play, Descendents!“

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