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Musikpionier ohne Angst vor KI – Peter Gabriel wird 75 

Peter Gabriel winkt in die Kamera.
Peter Gabriel wird 75 – und er experimentiert noch immer gerne.
Foto: IMAGO/Cover-Images

Peter Gabriel macht sich Gedanken um die Zukunft seines Jobs. Die rapide Entwicklung der künstlichen Intelligenz hat den einflussreichen Musiker aufhorchen lassen – im Wortsinne. „Ich habe wahrscheinlich genauso viel Angst vor KI wie alle anderen“, sagte Gabriel, der am 13. Februar 75 Jahre alt wird, schon vor einigen Jahren im Interview mit Yahoo. „Aber anstatt nur darüber zu reden, springe ich lieber direkt ins kalte Wasser.“

Seit einigen Jahren erforscht die von Gabriel mitgegründete Tech-Firma Reverberation, wie der menschliche Geist, Technik, Musik und Kunst zusammenkommen können – auch mit Hilfe künstlicher Intelligenz. „Das hier wird einen viel größeren Einfluss haben als die industrielle Revolution oder die Atombombe“, ist Gabriel überzeugt. „Wenn wir nicht jetzt schon anfangen, vorauszudenken, dann ist es irgendwann zu spät – weil das Ganze verdammt schnell geht.“

Peter Gabriel gilt als Musikpionier. Zunächst revolutioniert der 1950 in Chobham/Surrey geborene Brite als Frontmann von Genesis die Rockmusik – und das Konzerterlebnis. 1967 gründet er die Band gemeinsam mit Tony Banks, Mike Rutherford, Anthony Phillips und Chris Stewart. In den frühen 70er Jahren entwickelt sich die britische Gruppe mit Phil Collins am Schlagzeug zu einer der führenden Progressive-Rock-Gruppen.

Die Gruppe GenesisFoto: picture alliance epics PA
Progressive rock band Genesis leaving Heathrow Airport for their USA Tour. From left; Lead Singer Peter Gabriel, Drummer Phil Collins, Keyboards Tony Banks, Bass Mike Rutherford, Guitar Steve Hackett.

Gabriels theatralische und avantgardistische Bühnenauftritte und sein Hang zu ausgefallenen Kostümen prägen das Image der Band. Mal trägt er eine riesige Blume auf dem Kopf, mal Fledermausflügel oder sein „Slipperman“-Kostüm – einen grotesken, unförmigen Anzug mit wulstigen Auswüchsen und einer deformierten Maske mit hängendem Mund. Der „Slipperman“ ist eine Figur aus dem Album „The Lamb Lies Down On Broadway“, das als eines der frühen Meisterwerke von Genesis gilt.

Start der Solokarriere mit „Solsbury Hill“

Im Bestreben nach noch mehr künstlerischer Freiheit verlässt Gabriel die Band 1975. Zwei Jahre später veröffentlicht er sein erstes Soloalbum, das einfach nur „Peter Gabriel“ heißt und mit „Solsbury Hill“ einen seiner bekanntesten und erfolgreichsten Songs enthält. Das Lied im für Popmusik ungewöhnlichen 7/4-Takt befasst sich indirekt mit seinem Ausstieg bei Genesis. So singt er: „I was feeling part of the scenery, I walked right out of the machinery“ (Ich fühlte mich als Teil der Kulisse, also habe ich die Maschine verlassen).

Ihren kommerziellen Höhepunkt erreicht Gabriels Solokarriere 1986 mit dem Album „So“, das Hits wie „Sledgehammer“, „Red Rain“ und „In Your Eyes“ enthielt. „Sledgehammer“ wird insbesondere durch das innovative Stop-Motion-Musikvideo berühmt, das mit zahlreichen Preisen überhäuft wird und heute ein Klassiker für sich ist. „Ich habe mein Gesicht für ein paar Tage zur Verfügung gestellt, und die haben daraus Kunst gemacht“, scherzte Gabriel, der auch mehrere Soundtracks komponierte, im Interview mit MTV.

Spektakuläre Konzerte und lange Pausen

Neben – und in – seiner Musik engagiert sich der achtmalige Grammy-Gewinner für Völkerverständigung und Menschenrechte. Sein Song „Biko“ (1980) war einer der ersten westlichen Songs, die das Schicksal des südafrikanischen Aktivisten Steve Biko thematisierten. Er unterstützt Amnesty International und gründet 1992 die Organisation Witness, die sich für die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen einsetzt.

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Seine Konzerte sind Spektakel für die Sinne und beeindrucken durch aufwendige Inszenierungen, Lichtshows, ausgefallene Bühnenbilder und Theatralik. Zuletzt war er im vergangenen Jahr mit seinem neuen Album „i/o“ – dem ersten seit 21 Jahren – auf großer Welttournee und erhielt für beides hervorragende Kritiken.

Dafür, dass er zuvor zwei Jahrzehnte keine neue Musik veröffentlicht hatte, nannte Gabriel dem britischen Magazin „Mojo“ eine überraschende Begründung. „Ich glaube, man kann die Menschen übersättigen, und dann sind sie von dir gelangweilt“, sagte er. „Einer der Gründe, dass ich immer noch von meiner Musik leben kann, ist, dass ich regelmäßig längere Pausen einlege.“

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