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Letzter Tag: Von Spielort zu Spielort übers RBF


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Die Fritz-Bühne im Festival-Village war rundherum auch von Nicht-Ticket-Inhaber:innen zu erleben. Foto: Christian Hedel

Auch am letzten Tag des Reeperbahn-Festivals (RBF) waren wir MOPOP-Redakteure musikliebhaberisch unterwegs und versuchten, so viele Acts wie möglich indoor und outdoor zu erleben. Das war manchmal gar nicht so einfach: Bei den Hamburgern „Krach+Getöse“-Preisträgern WHT?! etwa war schon 45 Minuten vor Show-Beginn in der Haspa-Filiale (Platz für 46 Leute) die Schlange zu lang (MOPOP berichtete über das Schlangen-Problem hier und hier). Hier kommen die Acts, die wir erleben konnten:

Hedda Mae und M. Byrd auf der Fritz-Bühne:

Mit Spice-Girls-Dancemoves und penetranter Fröhlichkeit wirkt Hedda Mae ein bisschen wie aus einer alten Bravo gehüpft. Auf der Fritz-Bühne im Festival-Village kommt da prompt die Sonne raus, Klischee hin oder her. Radiohits ohne Hyperpop-Mätzchen oder großartige Pointe, aber gekonnt dargeboten. Der nächste Gast auf der hohen Bühne geht etwas tiefer: M. Byrd spielt sonst Bass bei Ilgen-Nur, aber kann auch Frontmann. Noch etwas unbeholfen, aber aufrichtig begeistert von der Menge vor sich, führt er durch das kurze Set seiner Band. Seine eigenen Songs sind echte Hinhörer, nach ein paar Takten strömen immer mehr Leute in und um das Rund in der Mitte des Festival-Villages. Der clever arrangierte, melancholische Indierock ist absolut mehrheitsfähig – den werden viele hier nicht das letzte Mal gesehen haben.

M. Byrd macht clever arrangierten, melancholischen Indierock. Foto: Marvin Contessi

 

Die P im Moondoo:

Die P schafft es im Moondoo-Club – zusammen mit ihren beiden Back-up-Rappern und ihrem DJ – einen zurück in die längst vergangene Goldene Ära des HipHops der 90er zu versetzen und dabei trotzdem modern zu klingen. Gepaart mit ihrem Straßenrap straight outta Bonn bringt sie die Leute zum Bouncen – die Arme werden auf und ab bewegt auf den Boden-Pünktchen. Das ist immerhin erlaubt! Songs wie „Viertel“ oder „Hood 53“ sind echte Banger – von der beim ersten All-Female-Rap-Label 365XX gesignten Künstlerin werden wir noch lange was haben! … Und jetzt reicht‘s aber auch wieder mit all diesen oldschooligen HipHop-Vokabeln in diesem Text!

Lola Young im Nochtspeicher:

Noch am Tag vorher hat Lola Young im Vorprogramm von Singer/Songwriter Dermot Kennedy im Londoner Alexandra Palace gespielt – da passen 10.000 Leute rein (in Großbritannien geht das ja wieder). „Aber das hier macht mich viel nervöser“, sagt Lola Young mit Blick auf den Nochtspeicher. Sie begleitet sich selbst an Klavier und Gitarre, was ihre Stimme umso beeindruckender in den Mittelpunkt stellt. Zwischen den Soulpop-Stücken plappert sie ausgiebig und mit entwaffnendem Humor, etwa wenn sie einen Dialog mit ihrem Manager über ihre Schuhwahl nachstellt: „Kann ich in denen laufen? Nee. Sehen die gut aus? Uh-huh!“ Um dann wieder in Todesverachtung auf unmenschlichen Absätzen zum Klavier zu staksen. Als letzten Song gibt es die Single „Fake“, die sie bereits in James Cordens Late-Night-Show präsentierte. Hat für die Hamburgerin Zoe Wees ja auch schon mal einen Karriereschub bedeutet.

Nina Chuba auf der Spielbude XXL:

Schon in der Schlange wird erklärt, wer Nina Chuba ist: „Ich bin der durch Zufall auf TikTok gefolgt, dort ist die total lustig! Erst später habe ich erfahren, dass sie auch supercoole Musik macht. Und die hat auch mal bei den ‚Pfefferkörnern‘ mitgespielt.“ Bio: Besser kann man sie nicht zusammenfassen! Und dann überzeugt die erst 22-jährige mit ihren starken Songs, die sich irgendwo zwischen coolem Rap, Elektro und Billie-Eilish-Art treffen, obwohl sie anfangs Probleme mit ihren In-Ear-Stöpseln hat. Die Songs handeln etwa von der Angst vom Tod oder vom Unterschätzt-Werden. Nina Chuba war beim RBF auch Teil des „Wunderkinder – German Talent“-Programms – deutsche Acts, deren Weg auch ins internationale Ausland führen kann – genau da gehört sie hin.

Balbina auf der Arte-Concert-Bühne:

Alles an Balbina ist zu groß: das Hemd, die Bewegungen und irgendwie auch die Arte-Stage. Passt dann aber auch wieder ins Konzept. Unbekümmert und mit viel Liebe zu Publikum und ihrer Band singt sie Songs aus all ihren Alben, inklusive einer theatralischen Coverversion von Rammsteins „Sonne“, und kommt nach dem Abgang noch einmal für den Hit „Das Kaputtmachen“ zurück. Den muss sie ja spielen, sagt sie. Stimmt.

Muff Potter auf der Arte-Concert-Bühne:

Punkrock kann man auch mit Hemd in der Hose spielen, immerhin ist Sänger Thorsten Nagelschmidt mittlerweile auch Schriftsteller (bildender Künstler eh – ein Multitalent, dieser Typ, der nicht mehr Nagel genannt werden will). An der Wut und Wucht, mit der sich die Band durch ihr Best-of-Set spielt, ändert das nichts. Muff Potter waren erst ein paar Jahre weg, nun wieder da, und haben nichts verlernt. Mit Felix Gebhard (Home Of The Lame, Hansen Band) neu an der Gitarre ist auch das Line-up absolut zukunftsfähig. Passend zum Geist des Festivals gibt es zwei Clubhuldigungen, ans Gleis 22 in ihrer ursprünglichen Heimat Münster und – klar, muss man in Hamburg spielen – „Wir sitzen so vorm Molotow“. Trotzdem passen sie natürlich auf die einzige richtig große Bühne des Festivals – endlich ist es hier mal voll. (MW/FRED)

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