Ihr Pubrock ist gewachsen und live sind sie immer noch wild
Die Hamburger Kneipenkinder Swutscher veröffentlichen am Freitag (25.2.) ihr zweites und nach sich selbst benanntes Studioalbum. Sie sind reifer geworden und zeigen neue Seiten ihres berühmt-berüchtigten Kneipensounds. Am 30. April spielen sie im Molotow.
Swutscher ist platt und bedeutet so viel wie „liederlich lebender Mensch“. Das zumindest sagte die Oma von Frontsänger Sascha Utech, als dieser 2016 einen neuen Namen für seine One-Man-Band suchte. Er feiere doch immer so wild. Der Grundstein der Band Swutscher war damit gelegt.
Eines Abends trifft Utech in der Schanze schicksalsartig auf Martin Herberg. Sie stellen musikalische Gemeinsamkeiten fest und werden kurze Zeit später zum Duo, bestehend aus Gitarre und Schlagzeug. Ihr erstes Konzert im Komet organisiert Velvet Bein, der kurz darauf den Gitarrenpart der Band übernimmt. Über den Bekanntenkreis holen sie Mike Krumhorn (Bass) und Sebastian Genzink (Keys, Akkordeon) ins Boot. 2017 steht die Kernbesetzung, im Mai 2018 erscheint das Swutscher-Debütalbum „Wilde Deutsche Prärie“.
Was folgt sind ausartende Konzert-Exzesse mit Bierfontänen und Trichtertrinken. Auch Stromausfälle und Hausverbote soll es auf den ersten Touren gegeben haben. „Swutscher lösen ein gewisses ‚Scheiß drauf‘ aus“, sagt Gitarrist Bein. „Ich glaube, das liegt auch daran, dass wir keine aalglatte Band sind“, ergänzt Sänger Utech. „Wir schämen uns nicht, wenn etwas mal in die Hose geht.“
Diese echte und mitreißende Live-Energie überträgt sich so direkt auf das Publikum. Für die besonders trinkwütigen Fans haben Swutscher sogar extra einen eigenen Fanclub gegründet, den „Pegelverein“.
Heute sind Swutscher „ein Projekt für schwererziehbare Musiker über 30“. „Wir klingen immer noch nach Swutscher“, sagt Utech. „Aber uns ist es Wurst, in welche Richtung das geht, solange wir mit dem Ergebnis zufrieden sind.“
Auch durch die Pandemie hat die Band einen Reifeprozess hinter sich, der sie in der eigenen Identität wachsen lassen hat. „Das haben wir mit dem neuen Album erst richtig auffangen können“, sagt Bein. „Es wurde klar, dass die Platte ‚Swutscher‘ heißen muss.“
Die erste Single-Auskopplung „Daheim“ repräsentiert daher nicht nur einen neuen Sound, sondern auch persönliche Veränderung. „Der Sänger wohnt jetzt auf dem Land“, so Utech über sich selbst, „und anscheinend findet er es auch noch ganz geil“. Das Cover des neuen Albums wurde eben dort fotografiert – in Husum vor dem ausgebrannten Hotel Dockkoog.
Das Feuer haben Swutscher aber keineswegs verloren. Die Single „Tabak“ führt beispielsweise zurück zu den Wurzeln des klassischen Garagenrocks. Besonders freuen sich die Bandkollegen auf den Rest des Albums, der noch andere überraschende Swutscher-Seiten bereithält. „Im Suhlenkamp“ ist eine jazzige Nummer, der Song „Ü30“ ist laut Utech ein richtiges Rockmonster.
Für die neue Platte fahren Swutscher eine große Tour, von Köln bis Chemnitz, von Wien bis ins Hamburger Molotow. „Wir mögen es zu gerne, wenn wir in einem viel zu kleinen Raum vollgepackt mit Menschen spielen“, sagt Bein. „Das ist viel cooler als mit viel Abstand auf einer großen Bühne.“ Ob Pandemie und Politik da mitspielen, hoffen wir vermutlich alle. Groß ist Swutschers Sehnsucht nach einem feucht-fröhlichen Abend allemal. „Vor Konzerten wie diesen bin ich absolut nervös“, so Utech, „aber das Lampenfieber fällt in dem Moment, wenn mir Leute eine Bierdusche geben.“
„Swutscher“ ist bei La Pochette Surprise erschienen, für das Konzert am 30.4. im Molotow gibt‘s hier Tickets ab 17 Euro.