The String Theory ist ein 2006 in Berlin entstandenes, internationales Musikerkollektiv, für das es eigentlich keine musikalische Schublade gibt, weil es so vielfältig ist. Müsste man die Schublade für die bis zu 70 Musiker dennoch aufmachen, würde auf ihr folgende Beschreibung stehen: Neoklassik mit elektronischen und Popelementen. In diesem Jahr war das Kollektiv mit dem Album „Sekou Andrews & The String Theory“ sogar für einen Grammy nominiert. Nun hat das Rothenburgsorter Label Clouds Hill The String Theory für das aktuelle Album „The Los Angeles Suite“ gesigned.
Natürlich ist es immer noch so: Viele Menschen haben Berührungsängste mit klassischer Musik. Wo Klassik und Popmusik aufeinandertreffen, scheinen die Ängste sogar manchmal noch größer zu sein. Einer, der diese Ängste nicht teilt, ist Clouds-Hill-Chef Johann Scheerer (37), der seit neuestem mit dem Kollektiv zusammenarbeitet: „The String Theory ist das Gegenteil eines elitären Projekts. Die sind so offen für Kollaborationen mit den unterschiedlichsten Künstlern aus den verschiedensten Genres“, erzählt er im MOPOP-Interview. „Die Musiker von The String Theory selbst sind auch total vielfältig: Einer der kreativen Köpfe etwa, Sebastian Gäbel, spielt in der Rockband Gods Of Blitz.“
„The String Theory ist das Gegenteil eines elitären Projekts. Die sind so offen für Kollaborationen mit den unterschiedlichsten Künstlern aus den verschiedensten Genres.“
Johann Scheerer von Clouds Hill
Tatsächlich: Die Liste der Kollaborationen von The String Theory ist lang. Allem voran steht die langjährige Zusammenarbeit mit dem schwedisch-argentinischen Singer/Songwriter José González, mit dem das Kollektiv mehrfach auf Welttournee war. Die Grammy-Nominierung gelang The String Theory zusammen mit dem Spoken-Word-Künstler Sekou Andrews. Und auch auf dem aktuellen Album steht hinter fast jedem Song ein „featuring“. „California Lover“ mit Shana Halligan etwa könnte auch der Soundtrack eines James-Bond-Films sein. Und „Hollywood Calling“ zusammen mit Addie Hamilton trägt ganz viel Swing in sich.
The String Theory: Grammy-Nominierung für das Album „Sekou Andrews & The String Theory“
„Das Album klingt sehr unerwartet. Die Hörerinnen und Hörer werden gefordert, wenn sie es anmachen. Das passiert heutzutage viel zu selten“, sagt Johann Scheerer. Fürs „Mal-Eben-Hören“ ist „The Los Angeles Suite“ definitiv zu facettenreich. Dennoch: „Ich gehöre überhaupt nicht zu den Leuten, die sagen: Kauf dir eine teure Flasche Whiskey, nimm dir deine Kopfhörer und setz dich in deinen Lounge-Chair und hör das Album auf Vinyl“, sagt Scheerer. „Das finde ich total affig und das hat eine wahnsinnig anachronistische, bescheuert männliche Komponente.“ Vinyl sei zwar schön, aber genauso gut könne man das Album auch von Handy abspielen.
Clouds Hill hat für die besondere Zusammenarbeit mit The String Theory übrigens ein eigenes Sublabel namens „Project C“ gegründet. Johann Scheerers langfristiges Ziel: Neoklassik mit handgemachter Pop- und Rockmusik zusammenbringen. Deswegen wird auch das nächste Album von The String Theory bei Clouds Hill erscheinen. Mal sehen, ob sich das Rothenburgsorter Label bald einen Grammy-Gewinn auf die Fahne schreiben kann. Möglich ist alles mit The String Theory!
„The Los Angeles Suite” ist bei Clouds Hill/Project C erschienen.
Clouds Hill:
Vor Kurzem feierte das Label und Tonstudio aus Rothenburgsort seinen 15. Geburtstag. In der internationalen Musikszene ist es bekannt geworden durch die Zusammenarbeit mit Omar Rodríguez-López (At The Drive-In, The Mars Volta) oder der Rock’n’Roll-Ikone Peter Doherty. Clouds Hill zeichnet sich durch Gemütlichkeit und Verschwiegenheit aus. Scheerer dazu: „Man hat die gleiche Verantwortung wie ein Psychotherapeut – die Leute für eine gewisse Zeit zu betreuen und nicht darüber zu reden.“ Alljährlich veranstaltet Clouds Hill auch ein Festival, das in diesem Jahr leider Corona-bedingt ausfallen musste.