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Pop-Legende veröffentlicht neue Musik – nach elf Jahren Pause

Bryan Ferry und Amelia Barratt arbeiten bereits am zweiten gemeinsamen Album.
Bryan Ferry und Amelia Barratt arbeiten bereits am zweiten gemeinsamen Album.
Foto: dpa/Dene Jesmond Records | Albert Sanchez

Nach elf Jahren veröffentlicht Bryan Ferry wieder neue Musik. Das Album „Loose Talk“ mit der Künstlerin Amelia Barratt ist ein faszinierendes Klangerlebnis. Ferrys Stimme ist allerdings kaum zu hören.

Er ist fast 80 Jahre alt, hat als Solokünstler und mit Roxy Music große Erfolge gefeiert und gerade eine karriereumspannende Werkschau veröffentlicht. Aber Bryan Ferry hat nicht vor, es dabei zu belassen. Im Gegenteil: Mit seinem neuen Album, das in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Amelia Barratt entstand, möchte er ein neues Kapitel seiner Karriere aufschlagen. Das Erstaunliche: Seine Stimme ist auf „Loose Talk“ kaum zu hören.

„Es gibt ein paar sanfte Gesänge im Hintergrund“, betont Ferry zwar im Interview der Deutschen Presse-Agentur in seinem Studio in West-London. Mehr singt er aber nicht. Denn „Loose Talk“ ist ein Spoken-Word-Album. Die Schriftstellerin, Performance-Künstlerin und Malerin Barrat spricht eigene poetische Texte, zu denen Ferry die dezente – aber sehr atmosphärische – musikalische Begleitung liefert.

Ein Instrumental-Album – aber mit Worten

„Ich wollte schon seit Jahren ein Instrumental-Album machen, bin aber nie dazugekommen. Das hier kommt dem immerhin sehr nahe“, erklärt Ferry, der Barratt vor einigen Jahren bei einem ihrer Auftritte kennenlernte. „Sie hat da so ein etwa fünfminütiges Stück vorgetragen, einfach einen Text. Ich fand es sehr gut. Es war großartig geschrieben, und mir hat gefallen, wie sie es präsentiert hat. Es kam echt gut rüber.“

So sieht das Cover des Albums „Loose Talk“ von Bryan Ferry und Amelia Barratt aus.Foto: dpa/Dene Jesmond Records
So sieht das Cover des Albums „Loose Talk“ von Bryan Ferry und Amelia Barratt aus.

Eine Weile später nahm Barratt ein Hörbuch mit ihren Texten in Ferrys Studio auf. „Und ich dachte mir: Wir sollten versuchen, etwas mit Musik zu machen. Das haben wir dann auch – daraus ist ein Album entstanden.“ Es ist Ferrys erstes Album mit neuer Musik seit „Avonmore“ von 2014.

Barratt bezeichnet das Werk im Begleittext als „Gespräch zwischen zwei Künstlern“ und als „Musik zu Bildern“. Einen Vorgeschmack gab im letzten Jahr die gemeinsame Single „Star“, die auf seinem Boxset „Retrospective: Selected Recordings 1973–2023“ enthalten war. „Es ist das erste Mal, dass ich mit den Worten von jemand anderem gearbeitet und sie mit meiner Musik verbunden habe“, erzählt der 79-Jährige.

Neue Freiheit mit alten Aufnahmen

Das sei eine neue Erfahrung und gebe ihm Freiheit. „Wenn man Songs schreibt, denkt man an Strukturen, an Strophen, Refrains, Mittelteile, Bridges. Manchmal engt das ein“, sagt Ferry. „Ich mache gerne atmosphärische Sachen. Und diese Texte scheinen zu der Musik zu passen, die ich mache. Oder ich sorge dafür, dass es passt, und versuche, ihre Worte mit meiner Musik zu ergänzen.“

Bryan Ferry hat seit Längerem wieder neue Musik veröffentlicht.Foto: dpa/BMG/Medienagentur
Bryan Ferry hat seit Längerem wieder neue Musik veröffentlicht.

Dafür nutzte er alte mit dem Kassettenrekorder aufgenommene Demos, Instrumentalstücke und musikalische Skizzen, die bis in die 70er Jahre und seine Zeit mit Roxy Music zurückreichen. Nebengeräusche wie das Klicken der Stopp-Taste sind geblieben. Er verfeinerte und überarbeitete die alten Lo-Fi-Mitschnitte mit Hilfe weiterer Musiker – darunter alte Mitstreiter wie Gitarrist Neil Hubbard oder die Schlagzeuger Andy Newmark und Paul Thompson.

Ein leiser Hauch von Roxy Music

Kein Wunder also, dass in Tracks wie „Big Things“ oder „Landscape“, in dem man Ferry ganz leise im Hintergrund singen hört, die Eleganz und Coolness seines bisherigen Schaffens – allein und mit Roxy Music – erkennbar ist. Besser kann musikalisches Recycling kaum klingen. In einem dieser raren Momente ertönt Ferrys Stimme in „Orchestra“ aus der Ferne und wirkt dadurch besonders dramatisch.

Mit der coolen, klaren Erzählerinnen-Stimme von Amelia entwickelt die Musik von Film-Noir-Fan Ferry eine Dramatik und filmische Atmosphäre, die Bilder im Kopf entstehen lässt. Entfernt erinnert das sogar an den über 50 Jahre alten Song „In Every Dream Home A Heartache“ vom zweiten Roxy-Music-Album „For Your Pleasure“, auf dem Ferry über einer atmosphärischen Klangkulisse fast sprechend singt.

Wie ein Soundtrack zu einem Film, den es nie gab

„Loose Talk“ ist ein faszinierendes Album, das wie ein Soundtrack klingt – zu einem spannenden Film, den es niemals gab. Mancher langjährige Ferry-Fan wird sich vermutlich wünschen, der 79-Jährige wäre nicht nur vereinzelt im Hintergrund zu hören. Doch der Sänger von Evergreens wie „Avalon“ oder „Slave To Love“ scheint damit abgeschlossen zu haben. Er hat keine Lust mehr zu singen.

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„Ich habe einfach das Gefühl, dass ich schon so viel gesungen habe. Ich möchte den Fokus lieber auf den anderen Teil der Musik legen, den ich mache“, erklärt Bryan Ferry und verrät, dass die Zusammenarbeit mit Amelia Barratt weitere Früchte tragen wird. „Wir arbeiten jetzt am zweiten Album.“

„Loose Talk“ erscheint digital am 28. März. Die CD wird am 4. April veröffentlicht, die Vinyl-Schallplatte am 11. April.

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