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Wie Neoklassik-Star Joep Beving in der Elbphilharmonie für Lacher sorgte

Mann sitzt am Klavier auf der Bühne, vorne Köpfe des Publikums
Neoklassiker aus den Niederlanden: Joep Beving (47) in der Elbphilharmonie
Foto: Sebastian Madej

Ein (Klavier-)Abend wie Balsam für die Gemüter: Zuerst tritt Lisa Morgenstern am Mittwoch auf die Bühne im Großen Saal der Elbphilharmonie. Die in Berlin lebende Deutsch-Bulgarin mischt Pianoklänge mit Synthesizer, an diesem Abend spielt sie ein überwiegend akustisches Set und singt feengleich dazu. Für die meisten Lieder holt sie sich ein Ensemble mit Geige, Bratsche und Horn als Unterstützung dazu. Das klingt erhaben und schön. Am Ende zieht es ihr selbst die High-Heels aus. Applaus!

Eine tiefe Verbeugung, ein „Hi, ich bin der Joep“ – und ganz viele Herzen, die dem niederländischen Pianisten Joep Beving im Anschluss zufliegen. Er ist der Hüne mit der sanften Aura an den schwarz-weißen Tasten, der mit seinem zerzausten Haar und Seemannsbart immer ein bisschen so aussieht, als wäre er bei hohen Windstärken an Deck eines Schiffes angereist.

Joep Beving: Mehr als eine halbe Milliarde Streams

Eine ungewöhnliche Bitte richtet er zu Beginn an die Zuschauer – in nahezu perfektem Deutsch: „Ich spiele heute Abend Stücke, die ich die letzten acht Jahren geschrieben habe“, so Beving. „Das sind kurze, kleine Lieder. Ich bitte mein Publikum deshalb, nicht zu klatschen, sonst wäre es komisch für mich. Es ist schön, ein paar Lieder hintereinander zu machen. Wenn ich mich allerdings nach dem Spielen nach vorne drehe, dann ist das Ihr Zeichen! Okay, wir fangen an, danke, bis gleich.“

Während das Publikum noch lacht, taucht Joep hinter dem Holzinstrument in seinen eigenen Klangkosmos ab. In seinen Kompositionen bringt er Widersprüche zusammen: Zart und stark, melancholisch, aber immer hoffnungsvoll klingen seine Klaviaturen. Kaum vorstellbar, dass er vor gut zehn Jahren noch in der Werbebranche arbeitete. Seither sitzt er hauptberuflich am Piano, erschafft friedvolle Stücke für mehr Harmonie in der Welt. Er will die Dinge wieder ins Gleichgewicht bringen. Deshalb hat er sein aktuelles Album „Hermetism“ betitelt. Und seine Neoklassik kommt an: Über eine halbe Milliarde Menschen haben seine laut Eigendefinition „einfache Musik für komplexe Emotionen“ bereits auf Spotify gestreamt.

Hüne am Piano: Sanfte Musik in der Elbphilharmonie

Er berichtet von den ungewöhnlichen Situationen, in denen seine Lieder entstehen. Als sich sein Manager Mark einer Krebsoperation unterziehen musste, nutzte er die Stunden bis zum entwarnenden Anruf, um ihm ein Stück zu komponieren. Man spürt das Licht in jedem Ton. „Er hat noch immer Krebs, aber ist noch immer hier“, so Beving.

Auch die Einsamkeit der Pandemie inspirierte ihn. „Ich habe gute Erinnerungen an die erste Woche, aber danach war natürlich alles schlimm und scheiße.“ Hat Beving gerade „scheiße“ in den heiligen Hallen gesagt? Wieder lacht das Publikum. Das nachfolgende Lied „Solitude“ transportiert seine Gedanken. Kein Zweifel: Die Welt wäre eine bessere, wenn noch mehr Menschen diese Musik hören würden.

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