Von Nils Weber
Es beginnt mit dem Geruch nach Pisse und endet in meiner Kneipe. Klingt komisch, ist aber so. Dazwischen: ein zweistündiger tanzender Triumphzug. Die Berliner Indiepopper Von Wegen Lisbeth brennen im ausverkauften Uebel & Gefährlich ein Feuerwerk der guten Laune ab und sorgen mit ihrer fröhlichen Melancholie für eine Überdosis Euphorie.
Los geht die wilde Fahrt am Westkreuz. So heißt der synthie-lastige Opener, der nach dem Berliner S-Bahnhof benannt ist, wo der Fahrstuhl trotz aller Gentrifizierung im Umkreis „noch immer nach Pisse“ riecht, wie es im Refrain heißt. Nach dem skurrilen „Auf Eis“ (Und da fährt Claudia Pechstein, das macht sie schon seit tausend Jahren) folgt mit „Chérie“ der erste Hit, unterstützt vom textsicheren Publikum, das jung und hip ist und die überschaubare Ü40-Fraktion (nicht nur Eltern) mit lässiger Selbstverständlichkeit integriert.
„Wir werden heute ein sehr langes Konzert spielen“, kündigt der bestens gelaunte Sänger Matze Rohde an, und die Jungs aus Steglitz halten Wort. Die schon zu Beginn ausgelassene Stimmung steigert sich mit jedem Song – und Kaltgetränk. Die sehr tanzbare Musik, mit den für VWL charakteristischen ungewöhnlichen Sounds von Glockenspiel und Omnichord gespickt, sorgt für Action vor der Bühne, aber auch in den hintersten Reihen für Bewegung. Ruhige Nummern wie „Bärwaldpark“ oder „Meerschwein“ sind Atempausen.
Die Setlist lässt nichts zu wünschen übrig. Im Schlussviertel des Gigs hauen Rohde & Co. mit „Wenn Du tanzt“, „Bitch“, „Sushi“ und „Elon“ einen VWL-Hit nach dem anderen raus. Es wird lauthals mitgesungen, gesprungen, geklatscht, dass die Bunker-Wände wackeln und von den mächtigen Metallrohren an der Decke das Kondenswasser auf die schwitzende Menge tropft. Den Abschluss des ersten von zwei Konzertabenden Montag und Dienstag!) bildet nach satten 25 Songs und 120 Minuten „Meine Kneipe“, mit den finalen Zeilen: „Mach, was du willst, aber bring nie wieder deine neuen Freunde …in meine Kneipe!“ Um es wie VWL zu sagen: Nicer Abend!