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Stadtpark: Philipp Poisel lässt lieber die Musik sprechen


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Philipp Poisel sorgte für Tränen und perfekte Momente im Stadtpark. Foto: Fabian Lippke

Von Julian König

„Hä? Das war doch schon!“ Philipp Poisel legt irritiert den Kopf zur Seite, streift sich etwas verlegen übers Haar und blickt rechts vor die Bühne. Von dort hatte er den Wunsch vernommen, „Als gäb’s kein Morgen mehr“ nochmal als Zugabe zu spielen. Es ist einer der wenigen Sätze, die der Musiker an diesem Mittwochabend im Stadtpark spricht. Der oftmals schüchtern wirkende Songwriter nutzt lieber die knapp zwei Stunden, die er hat, um möglichst viele Stücke zu spielen.

Und damit beginnt er vier Minuten vor der offiziellen Stagetime. „Hamburg“, ruft er kurz in die Menge. Er, mittlerweile 38 Jahre alt, Männerdutt, schwarzer Blouson, Hochwasser-Röhrenjeans, weißes T-Shirt und Sneaker, schickt erstmal eine Reihe älterer Songs vorweg. Bei „Roman“ stehen die ersten Zuhörer auf, klatschen und bewegen sich im Rhythmus.

Philipp Poisels Stadtpark-Show: Ein bisschen wie früher

Es wirkt ein bisschen wie früher bei Poisel-Konzerten. Der Sänger eher schweigsam, das Publikum zurückhaltend interessiert. Der Abend wird zur Zeitreise, denn Poisel verliert kein Wort über Corona, sagt zwischendrin, dass es ein Traum sei, hier zu sein. Man spürt, dass er die Konzerte vermisst hat, auch wenn er es nicht explizit sagt. Auch im Publikum ist die Sehnsucht erkennbar. Eine Frau in Reihe elf weint zwischendrin immer wieder, schaut dabei aber nicht traurig aus. Eine andere nimmt ihren Begleiter in den Arm und sagt, es sei „der perfekte Moment“.

Natürlich ist der Abend noch weit weg von normal. Die Leute sitzen auf Klappstühlen (einige freie Plätze sind deutlich sichtbar), Ordner kontrollieren streng die Laufwege beim Verlassen der Wiese, ein weiblicher Fan rennt zwischendrin zur Bühne und beteuert seine Zuneigung zu Poisel – natürlich mit Mundschutz. Aber es gibt dennoch viele Parallelen zu Prä-Corona-Konzerten. Da sind die Zuschauer, die auch so immer recht wenig getanzt haben. Da ist eben der besagte, eher ruhige Sänger, der sich gerne mit der Gitarre – wahlweise akustisch oder elektrisch – begleitet und so zeitweise sehr intime Momente schafft.

Poisel: Bei „Zünde alle Feuer“ kommt die Bewegung 

In „Froh dabei zu sein“ singt er passend: „Ich hab‘ furchtbar Angst vorm Tod. Ich hoffe wir sind dort nicht allein. Auch wenn das Leben manchmal traurig ist, bin ich froh, froh dabei zu sein.“ Zustimmung im Publikum. Bei „Zünde alle Feuer“ bekommt der 38-Jährige den Stadtpark dann auch endlich richtig in Bewegung, aus dem Nicken wird eine wobende Masse.

Die kleine Zeitreise endet mit einem Ausblick. Zum Abschluss gibt es „Alt und grau“, die aktuellste Auskopplung von Poisel. Mit einem Knicks verabschiedet er sich anschließend. Wortlos. Natürlich.

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