
So ein Saxofon kann einem ja schon manchmal auf den Geist gehen. Wenn dann noch ein dominanter Bass dazukommt, erinnert das schnell an die Ernsthaftigkeit von Musiksendungen wie „Ohne Filter“: sehr männlich, sehr streng – und ein bisschen altbacken. Dass Nilüfer Yanya, die 26-jährige Hoffnung des Brit-Indie-Rock, bei ihrem Konzert im Nochtspeicher am Sonntag auf Saxofon und Bass setzt und das Keyboard (fast) unbeachtet lässt, überrascht also erst einmal.
Aber dann auch wieder nicht. Denn einerseits besteht ihre Band in der Mehrheit aus Frauen (nur am Schlagzeug sitzt ein Typ, und der scheint weder streng noch altbacken) und andererseits zeigt sie sich ja auch auf ihrer viel gelobten Platte „Painless“ offen: für Einflüsse aus Jazz, R&B, Grunge und 80er-Jahre-Pop, für Kreativität, für Experimente.
Nilüfer Yanya fordert ihr Publikum mit großer Spielfreude heraus
Beim ersten Song „Midnight Sun“ bleibt sie noch nah an der crispen Albumversion, zieht die Kreise dann aber mit jedem Stück weiter. Sie lullt das Publikum ein, um es kurz darauf mit großer Spielfreude herauszufordern. Den meisten Leuten gefällt’s: Es wird getanzt, geklatscht und gejubelt – und zwischen den Songs ist es still. „Ihr seid so leise“, stellt Yanya da fest und freut sich über die Aufmerksamkeit.
Der laute Applaus im Nochtspeicher ist Statement genug
Sie klingt beim Sprechen erstaunlich schüchtern, weit weg von der sirenenartigen Macht, die etwa bei „Baby Luv“, „The Dealer“ oder „In Your Head“ durchblitzt, Songs, bei denen ihr eigentümliches Säuseln immer weiter anschwillt. „If you ask me one more question, I’m about to crash“, singt sie kurz vor Schluss in „Crash“. Drängende Fragen hat am Ende dieses Abends aber natürlich niemand, der laute Applaus ist Statement genug.
Und das mit dem Saxofon ist ja auch einfach nur Geschmackssache.
