Gerade erst gastierte sie beim Reeperbahn-Festival, nun beehrt uns Joan Wasser, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Joan As Police Woman, erneut für ein Konzert. Es dürfte dabei etwas sanfter zugehen, als man es sonst von ihr gewohnt ist.
Denn auf „Lemons, Limes And Orchids“, ihrem gerade erschienenen zehnten Album, schreit sie nicht gegen das scheinbar Unvermeidliche an, sie flüstert uns geradezu ihre Verzweiflung, ihre Liebe, ihren Verlust und ihren letzten Funken Hoffnung entgegen. Der Fokus liegt auf ihrem Gesang und mehrheitlich akustischen Instrumenten.
Die Platte „Lemon, Limes And Orchids“ ist frisch auf dem Markt
Ihr vorheriges Album „The Solution Is Restless“ hatte sie noch mit 40 Streichern und 20 Chorstimmen garniert. „Ich wollte diesmal schlichtere Songs, um meiner Stimme wieder mehr Raum in diesen zu gewähren“, so die 1970 im US-Bundesstaat Maine geborene Künstlerin.
Dass sie singt, war allerdings nicht immer selbstverständlich. Sie studierte klassische Musik, startete als Violinistin im Sinfonieorchester der Universität Boston, bevor sie als Geigerin Antony And The Johnsons (heute Anohni And The Johnsons) und Lou Reed begleitete.
Joan As Police Woman begeisterte beim Reeperbahn-Festival
Als ihre Liebe, Singer/Songwriter Jeff Buckley, 1997 in einem Seitenarm des Mississippi tragisch ertrank, nachdem er ihr kurz zuvor noch einen Heiratsantrag gemacht hatte, entdeckte sie die eigene Stimme. „Der Schmerz wollte einfach raus“, so Wasser. Damals schrieb sie ihre ersten Songs. Ihren Künstlernamen Joan As Police Woman wählte sie, weil Freunde meinten, sie sähe Angie Dickinson ähnlich, der Hauptdarstellerin der 1970er-Serie „Police Woman“ (deutscher Titel: „Make-up und Pistolen“).
Ihr Solo-Debüt „Real Life“ von 2006 war von Punkrock ebenso inspiriert wie von Soul. Sowieso probierte sie sich über die Jahre in vielen Stilen aus, so wirkte sie beispielsweise auch bei Damon Albarns „Africa Express“-Projekt mit.
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Ihr neues Album wurde beim Jammen in einem Studio in Woodstock aufgenommen und klingt recht jazzig. Jazz begleitet sie seit ihrer Kindheit, wie sie sagt. Der Sound bildet den Teppich für viel melancholischen Tiefsinn: Sie thematisiert, wie wir Menschen drauf und dran sind, uns selbst zu zerstören und voneinander abzuwenden.
Ihr Werk ist gleichzeitig aber auch eine Hommage an das Durchhalten in einer brüchigen, schnelllebigen Welt mit kollektiver Orientierungslosigkeit. „Ich bin vielleicht naiv zu glauben, dass Künstler:innen etwas bewegen können“, so Wasser. „Aber von Bob Marley habe ich gelernt: Man kann seine Botschaft in die Welt hinaustragen, indem man Kunst macht, die nachhallt.“
Mojo-Club: 22.10., 20 Uhr, 38,95 Euro
































