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Disarstar in Hamburg: Komplett im Eimer – und trotzdem voller Power

Rapper Disarstar

Foto: Tim Erdmann

Dem Mann stecken anstrengende Wochen in den Knochen, das merkt man sofort, als Disarstar am Samstagabend im Uebel&Gefährlich auf die Bühne tritt. 16 Konzerte hat er hinter sich, jetzt das Tourfinale in der Heimatstadt – vor ausverkauftem Haus natürlich. „Ich bin komplett im Eimer, aber heute geb ich mir den Rest“, sagt der St. Paulianer Rapper zum Auftakt. „Ich habe eine halbe Stunde vor dem Konzert im Backstagebereich geheult, ich habe unheimlichen Druck gespürt“, erklärt er später. Bei seiner letzten Tour im Frühjahr musste Disarstar einige Konzerte aus gesundheitlichen Gründen absagen, dieses Mal soll alles klappen, die Finalshow natürlich inklusive.

Im Feldstraßenbunker steht ein Typ auf der Bühne, der platt ist und ausgelaugt von den Tourneestrapazen, der kein Problem hat, das zuzugeben und sich entgegen aller überholter Rap-Klischees verletzlich zu zeigen – und der trotzdem eine ganz große Show voller Power abliefert. Und das vom ersten Song „Alle broke“ bis zur Zugabe „Lya“, gut eineinhalb Stunden Energie, bei eher melodischen und poppigen Songs wie bei härteren Rapnummern.

Die Hamburger Fans tragen Disarstar auf Händen (beim Stagedive wortwörtlich) und lauthals durch das Konzert, die ganze Bude feiert frenetisch mit, besonders natürlich bei Songs wie „Tor zur Welt“, der Hamburg-Hymne, mit der Disarstar der Durchbruch gelang. Die ruhigeren Stücke („Supergirl“ zum Beispiel) werden mit einem Feuerzeug-Meer bedacht, bei Songs wie dem Polizei-kritischen „Robocop“ herrscht Abrissstimmung. „Macht ein‘ Kreis, macht ein‘ Kreis“, fordert Disarstar die Zuhörer:innen immer wieder auf – und die lassen sich natürlich nicht lange bitten. Der Moshpit vor der Bühne: eher Dauerzustand als Ausnahmeerscheinung.

Nicht wirklich nötig gewesen wäre bei dieser Hochstimmung die Anheiz-Ansagen von Disarstars DJ vor Konzert und Zugaben-Block. „Ist ja schön, dass ihr den Namen des Rappers kennt, auf dessen Konzert ihr seid“, sagt der, als das Publikum „Disarstar, Disarstar“ skandiert. Hä? Achja: „Es gibt ein Wort, das mit Z anfängt“, fordert er „Zugabe“-Chöre ein. Das wirkt doch etwas schräg und irritierend. Zumal Disarstar das Standard-Zugabe-Theater kurz vorher selbst entzaubert hat: „Ich geh jetzt runter von der Bühne, ihr ruft Zugabe, Zugabe, ihr kennt das Spiel.“ So macht man das.

Am Schluss scheint es, als könne Disarstar gar nicht aufhören, sich zu bedanken: Bei seiner Tourcrew, seinem Management, bei den Fans natürlich. Der Mann wirkt nicht weniger fertig als eineinhalb Stunden zuvor, aber sehr erleichtert und vor allem aufrichtig dankbar für alles. Jetzt erstmal erholen vom Tourstress. Hat er sich verdient.

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