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Zurück in Hamburg: Trümmer spielen im Molotow – hier gibt‘s Tickets!


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Paul Pötsch (mit der braunen Jacke) und Trümmer treten im Molotow auf dem Kiez auf. Foto: Patrick Stein

Von Eugen Epp

Trümmer sind zurück! Fünf Jahre nach der letzten Platte „Interzone“ hat die Band mit „Früher war gestern“ im September nachgelegt. Und noch diese Woche sind die Indie-Rocker auch endlich wieder live in Hamburg zu erleben. Warum das alles so lange gedauert hat, erklärt Sänger Paul Pötsch (33) im MOPOP-Interview.

MOPOP: Seit Ihrem letzten Album sind fünf Jahre vergangen. Warum war es so still um Trümmer?

Paul Pötsch: Wir brauchten nach der zweiten Platte frischen Wind, wie ein Zimmer, das man mal durchlüften muss. In der Zeit haben wir alle andere Projekte gehabt, ich habe bei Ilgen-Nur in der Band gespielt und Theatermusik gemacht. Der andere Grund war, dass wir etwas gelangweilt waren von dem Konzept Männerband. Da war es gut, neue Dinge kennenzulernen. Und der wahrscheinlich ausschlaggebende Grund war eine schwere Trennung, die mich zwei Jahre lang blockiert hat.

Wie kam es dazu, dass Sie dann doch wieder ein Album aufgenommen haben?

Wir waren während des ersten Lockdowns 2020 jeden Tag zusammen im Proberaum. Erst wollten wir nur eine EP mit fünf Stücken machen, dann waren auf einmal zwölf Songs da, aber wir haben nie gesagt: Wir machen noch ein Album. Das hat viel Druck rausgenommen. Und so ist dann doch eine ganze Platte entstanden.

Es gibt so viele männlich besetzte Rockbands und ich habe mich gefragt, ob ich dem noch etwas hinzufügen kann. Es hat also schon eine Weile gedauert, bis ich wieder etwas Spannendes darin für mich entdecken konnte.

Paul Pötsch

Hat es Ihnen gefehlt, Ihre Gefühle und Erlebnisse mit Musik und Texten ausdrücken zu können?

Das hat mir total gefehlt, aber ich habe auch damit gehadert. Es gibt so viele männlich besetzte Rockbands und ich habe mich gefragt, ob ich dem noch etwas hinzufügen kann. Es hat also schon eine Weile gedauert, bis ich wieder etwas Spannendes darin für mich entdecken konnte. Jetzt reflektiere ich mich mehr als vorher, es geht viel mehr darum, eigene Emotionen zuzulassen.

„Früher war gestern“ heißt Ihre neue Platte. Was bedeutet dieses „Früher“ für Sie?

Das, was früher war, ist jetzt vorbei – man sagt der Vergangenheit Adieu und versucht nicht, eine Vergangenheit, die so toll gewesen sein soll, wiederherzustellen. Ich bin kein Freund davon, nach hinten zu schauen. Mich interessiert vor allem: Wie kann man die Gesellschaft verändern und verbessern? Wir sind ja auch gerade durch die Bundestagswahl oder den Klimawandel an einem Punkt, wo viele Weichen neu gestellt werden.

„Früher war gestern“ gibt‘s seit Mitte September bei PIAS/Rough Trade. 

Spüren Sie durch den anstehenden Regierungswechsel und Bewegungen wie Fridays For Future eine Aufbruchstimmung?

Über diese Jugendbewegungen freue ich mich wahnsinnig – das gab es alles nicht, als wir mit Trümmer angefangen haben. Da gab es eher den Druck, schnell seinen Bachelor zu haben und Karriere zu machen. Ich glaube schon, dass gerade ein Wille zur Veränderung da ist.

Engagieren Sie sich selbst in einer dieser Gruppen?

Ich war auch schon auf Demonstrationen von Fridays For Future, wir würden da auch mal spielen. Musik in so einem Kontext – das finde ich total geil.

Ich bin kein Freund davon, nach hinten zu schauen. Mich interessiert vor allem: Wie kann man die Gesellschaft verändern und verbessern?

Paul Pötsch

Liegen Ihnen bei Songs eher die persönlichen oder die politischen Themen?

Oft gibt es gar keine wirkliche Trennung zwischen diesen Themen. Das große Ganze zeigt sich im Miteinander, in Liebesbeziehungen, in Freundschaften. Ein guter Songtext ist immer privat, aber auch gesellschaftlich lesbar.

Sie sind vor vier Jahren aus Hamburg nach Berlin gezogen. Was waren damals Ihre Gründe für den Umzug?

Ich bin durch eine schwere Trennung quasi von Hamburg nach Berlin gespült worden, es war also kein wirklich bewusster Umzug. Hamburg wird für mich immer etwas Besonderes und ein echtes Zuhause bleiben, weil ich hier meine Zeit zwischen 20 und 30 verbracht habe. Ich habe mich ganz viel nach Hamburg gesehnt und diesem Gefühl auch ein Lied auf unserer neuen Platte gewidmet: „Zwischen Hamburg und Berlin“.

Für mich ist es das Allerwichtigste, zu sehen, wie die Songs in die Leute übergehen. Ich will für die Dauer des Konzerts mit den Leuten eine verschworene Gemeinschaft bilden.

Paul Pötsch

Auf Ihrer Tour kommen Sie jetzt auch wieder nach Hamburg zurück. Was bedeutet es für Sie, wieder live spielen zu können?

Für mich ist es das Allerwichtigste, zu sehen, wie die Songs in die Leute übergehen. Ich will für die Dauer des Konzerts mit den Leuten eine verschworene Gemeinschaft bilden. Und am Schluss sind das Publikum und wir ein Haufen, der zusammen eine wilde Party feiert, das liebe ich!

Konzert: 27.11., 20 Uhr, Molotow (Achtung: 2G-Plus-Veranstaltung!), 20,50 Euro

Verlosung: Wir verlosen 2×2 Tickets für die Trümmer-Show. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, beantworten Sie einfach folgende Frage: In welche Stadt ist Paul Pötsch vor vier Jahren gezogen? Schicken Sie die Antwort in einer E-Mail mit dem Betreff „Trümmer“ und Ihren Kontaktdaten (Name, Adresse, Telefon) an: [email protected]! Teilnahmeschluss: 25.11., 12 Uhr.​ 
Veranstalter des Gewinnspiels ist die Morgenpost Verlag GmbH. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert. Diese AGB finden Sie hier.

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