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No Angels: „Heute sind wir Seelenverwandte“


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In diesem Jahr haben die No Angels ihr Jubiläumsalbum „20“ herausgebracht – kommenden September spielen sie ein Konzert in der Barclays-Arena. Foto: Ben Wolf

Deutschlands beste Girlgroup über Freundschaft und ihre Beziehung zu hamburg

Die No Angels, Deutschlands beste Girlgroup, feiern ihr 20-jähriges Bestehen und ein grandioses Comeback. Im MOPOP-Interview sprechen Jessica Wahls (44) und Lucy Diakovska (45) über Freundschaft, Seelenverwandtschaft, die gute alte Zeit und ihr Hamburg-Konzert, das für 2022 geplant ist.

MOPOP: Ihr kennt euch über 20 Jahre und wurdet von einstigen „Popstars“-Konkurrentinnen zu echten Freundinnen. Könnt ihr eure Freundschaft mal in Worte fassen?

Jessica Wahls: Am Anfang gab es noch gar keine freundschaftlichen Bande, wir waren eher eine Überlebensgemeinschaft, die sich gegenseitig beschnuppert hat. Wir mussten durch das Musikkarriere-Erlebnis gemeinsam durchkommen, das hat gut funktioniert. Und sonst war das wie in einer Beziehung: Je länger man zusammen ist, umso mehr lernt man den Menschen und seine Macken kennen. Und wenn man diese Macken zu lieben lernt, entsteht eine beste Freundschaft. Das ist bei uns so passiert und noch mehr: Heute sind wir Seelenverwandte.

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Lucy Diakovska: Jede wollte Teil dieser Band sein. Dadurch ist sehr viel Toleranz, Akzeptanz und Respekt für das Talent der anderen von Tag eins an entstanden. Wenn fünf Künstlerinnen zusammen einen Song machen, muss jede einzelne ganz klar wissen, was ihre Stärken sind. Und warum es auch okay ist, der anderen die Bühne zu überlassen.

Könnt ihr mal ein paar eurer Macken benennen?

Jessica: Ich bin ein Kontrollfreak. Das ist in der Band so und auch im Privatleben mit meiner Tochter.

Lucy: Früher war ich schnell, laut und manchmal grotesk. Das ist heute nicht mehr so. Wir haben auch gar keine Zeit, uns mit den Macken aufzuhalten, weil wir unsere gemeinsame Zeit effektiv nutzen müssen. Bei uns ist es immer sehr arbeitsintensiv, da bleibt kein Platz für Unstimmigkeiten.

Die Girlgroup hat in diesem Jahr ein Jubiläumsalbum herausgebracht. Foto: BMG/Warner Music

 

Letztes Jahr waren eure Songs auf einmal wieder bei den Streamingdiensten verfügbar und alle Leute haben sich total darüber gefreut.

Lucy: Ich habe die ganze Zeit geweint. Das war so eine Bestätigung für so viele Jahre – nicht nur Arbeit, sondern oft auch Seelenvergewaltigung.

Jessica: Das drück‘ aber mal besser aus.

Lucy: Nein, ich sage das jetzt mal so. Dieser Job und diese Zeit waren auch oft so schwer. Und dann siehst du irgendwann, dass sich das alles 500.000 Mal mehr gelohnt hat. Weil Tausende von Menschen sich durch unsere Musik dort befinden, wo alles wunderschön, echt und ehrlich ist.

Jessica: Das war ja letztes Jahr im November – da hatte sich die Pandemie so richtig festgesaugt wie jetzt auch. Und dann feiert man diese Platten als gute, alte Zeit und verbindet damit Jugend, Blödsinnmachen, Draußensein, Genießen und Feiern.

Lucy: Und Freundschaften!

Jessica: Genau. Die Songs haben so viel Positivität getriggert. Das hat eine Welle der Liebe ausgelöst. Deswegen wollten wir noch ein paar mehr Wellen machen.

Lucy: Zum Beispiel kommenden September unser Konzert in Hamburg. Die Leute sollen sich da an das Gefühl erinnern, das sie hatten, als sie früher mit Perücken und Glitzersteinen über den Schulhof geschlendert sind und „Daylight In Your Eyes“ gesungen haben. Das ist etwas, was nur wenige Künstler erleben dürfen: ein festes Gemeinschaftsgefühl.

Jessica: Ich habe ein bisschen Angst vor den Konzert-Proben – ich glaube, ich muss erst mal ein paar Kardio-Trainings machen, damit ich dabei nicht umfalle.

Man feiert diese Platten als gute, alte Zeit und verbindet damit Jugend, Blödsinnmachen, Draußensein, Genießen und Feiern.

Jessica Wahls (44)

Habt ihr eigentlich einen besonderen Bezug zu Hamburg?

Jessica: Lucy ist Hamburgerin von Herzen.

Lucy: Die Stadt ist meine zweite Heimat – das war meine erste Anlaufstelle, als ich aus Bulgarien nach Deutschland gekommen bin. Ich habe in Hamburg studiert, Deutsch gelernt und in Ottensen gelebt. Mein erster Job war beim „Buddy Holly“-Musical und mein erstes Casting im Docks. Ich habe auch meine ersten großen Partys als lesbische Frau in der Talstraße und auf dem Hamburger Berg gefeiert. Hamburg hat mir alles gegeben, was ich für mein weiteres Leben gebraucht habe. Toleranz, Akzeptanz, das ganz große hanseatische Herz, das Wasser am Strand in Övelgönne,  viele Freunde und die Kultur. Und die tollen Radwege!

Echt?

Jessica: Im Vergleich zu Bulgarien sind die sicher besser. (lachen beide) Ich sehe auch immer zu, mehrmals im Jahr nach Hamburg zu kommen. Letztes Mal war ich mit einer Freundin im Supermarkt und wurde an der Kasse – trotz Maske – erkannt. Und da meinte der Kassierer: „Lucy war früher meine Nachbarin!“ Man kennt sie in Hamburg einfach.

Hamburg hat mir alles gegeben, was ich für mein weiteres Leben gebraucht habe. Toleranz, Akzeptanz und das ganz große hanseatische Herz.

Lucy Diakovska (45)

Lucy: Ich habe 2003 bei Frau Weber im Rathaus Altona mein unbefristetes Visum bekommen. Ich weiß noch genau, wie ich bei ihr im Büro saß und gefragt habe, wann ich das denn wieder verlängern muss. Und sie meinte: „Nein, müssen Sie nicht und Sie können hier jetzt alles machen!“ Ich konnte das gar nicht fassen und habe erst mal gefragt: „Ich kann hier jetzt also auch kellnern?“ Das muss man sich mal vorstellen! Das war 2003, wir waren auf Platz eins der Charts und ich frage so was!

Das No-Angels-Konzert findet am 25. September in der Barclays-Arena statt – Tickets ab 62 Euro gibt‘s hier!

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