Folgen Sie uns

Wonach suchen Sie?

Interviews

Monako im Nochtspeicher: Diese Band schwebt zwischen den Welten!

Monakos aktuelles Album heißt „Scared Of The Way I Move“, am Sonntag stellen sie es live im Nochtspeicher vor.
Monakos aktuelles Album heißt „Scared Of The Way I Move“, am Sonntag stellen sie es live im Nochtspeicher vor.
Foto: Leonard Voutsara

Monako aus Hamburg muss man unbedingt auf dem Schirm haben! Ihr vor kurzem erschienenes Album „Scared Of The Way I Move“ vereint Leichtigkeit, tiefe Gefühle, Katharsis und Therapie in sich und schwebt magisch über Genres wie Indierock, Folk – und sogar Jazz. MOPOP sprach mit den Bandmitgliedern Sadek und Jakob über ihre besondere Hamburg-Kanada-Connection. Am Sonntag spielen sie im Nochtspeicher – Pflichttermin!

MOPOP: In einem Text übers Album steht „Wer auf der Suche nach leichter Kost ist, der kann direkt mal weitergehen. Für den gibt es hier nichts zu sehen.“ – warum?

Sadek: Auf dem Album werden eher dunkle Phasen aufgearbeitet. Da sind viele schwere Themen mit drin. Das macht die leichte Kost natürlich eher schwierig. Aber das Album ist schon auch eklektisch und facettenreich. Wahrscheinlich muss man es ein paar Mal durchhören, damit man alles wahrnehmen kann, da passiert schon viel. Trotzdem werden die Songs von einer gewissen Leichtigkeit getragen. Es war unser Anspruch, die Komplexität so zu verpacken, dass man sich schnell damit anfreunden kann.

Das Thema Entwurzelung beschäftigt mich persönlich sehr und die Texte drehen sich viel darum.

Sadek von Monako, er ist Franco-Kanadier, Palästinenser und Hamburger

Ist das Album Katharsis und Therapie für euch?

Sadek: Diese Frage richtig zu beantworten, würde ein bisschen den Rahmen sprengen. Was ich aber  sagen kann: Das Thema Entwurzelung beschäftigt mich persönlich sehr und die Texte drehen sich viel darum. Ich bin gebürtiger Franco-Kanadier aus Montréal und da auch aufgewachsen. Ich bin aber auch Palästinenser. Dort wohnt einen Riesenteil meiner Familie. Und jetzt bin ich auch Hamburger. Nach fast neun Jahren in dieser Stadt ist sie Teil meiner Identität geworden. Diese Vielfalt ist eigentlich etwas Schönes und kann richtig stolz machen, manchmal weiß man aber gar nicht mehr, wo man sich zwischen diesen Welten hinstellen soll. Die Isolation, in die man durch die Pandemie gezwungen wurde, hat das Gefühl noch verstärkt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGlmcmFtZSB0aXRsZT0iTW9uYWtvIC0gU2NhcmVkIE9mIFRoZSBXYXkgSSBNb3ZlIiB3aWR0aD0iODgwIiBoZWlnaHQ9IjQ5NSIgc3JjPSJodHRwczovL3d3dy55b3V0dWJlLW5vY29va2llLmNvbS9lbWJlZC9oQ0FKSUFsc3JJOD9mZWF0dXJlPW9lbWJlZCIgZnJhbWVib3JkZXI9IjAiIGFsbG93PSJhY2NlbGVyb21ldGVyOyBhdXRvcGxheTsgY2xpcGJvYXJkLXdyaXRlOyBlbmNyeXB0ZWQtbWVkaWE7IGd5cm9zY29wZTsgcGljdHVyZS1pbi1waWN0dXJlOyB3ZWItc2hhcmUiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj48L2lmcmFtZT4=

Das Album wirkt total groß durchdacht. Ist es aber gar nicht unbedingt, ihr habt in einem Studio nahe der dänischen Grenze einfach gemacht, losgelegt und produziert.

Jakob: Ja, beides ist richtig. Für uns war es schon ein großer Kraftakt und hat auch eine Menge Mut bedeutet, dieses Album zum ersten Mal komplett selber aufzunehmen und zu produzieren. Das ging für uns aber nur an einem Ort, der ganz einfach und unkompliziert ist, an dem nichts zwischen der unmittelbaren Idee und Umsetzung steht: keine technischen Hürden, keine fremdbestimmten Arbeitsabläufe. Vor allem aber musste es ein Ort sein, der sich nach zuhause anfühlt, an dem man gemeinsam lebt, redet, kocht, schläft. Nur über dieses Zusammenleben und Wohlfühlen konnte eine Leichtigkeit und Ehrlichkeit entstehen, die das Zerdenken und den Stress der Außenwelt überwinden konnte.

Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Jakob: Als Sadek vor nun fast einem Jahrzehnt nach Deutschland gekommen ist, haben wir beide viele Nächte in einer Bar zusammen gearbeitet, in der man während der Schicht eigene Musik auflegen konnte. Es war spannend, was der andere so hört und wir sind darüber ins Gespräch gekommen. Dann haben wir auch angefangen, zusammen Musik zu machen. Valentin, Pamier und Jan sind dann später nach und nach dazugekommen und wir haben nach den ersten Proben sehr schnell gemerkt, dass wir menschlich und musikalisch eine für uns perfekte Bandbesetzung gefunden hatten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGlmcmFtZSB0aXRsZT0iTW9uYWtvIC0gU29sYWNlIChCb3RoIE15IEhhbmRzKSAtIExpdmUiIHdpZHRoPSI4ODAiIGhlaWdodD0iNDk1IiBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3LnlvdXR1YmUtbm9jb29raWUuY29tL2VtYmVkLzQtQVdnS0JfM0VZP3N0YXJ0PTEmZmVhdHVyZT1vZW1iZWQiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvdz0iYWNjZWxlcm9tZXRlcjsgYXV0b3BsYXk7IGNsaXBib2FyZC13cml0ZTsgZW5jcnlwdGVkLW1lZGlhOyBneXJvc2NvcGU7IHBpY3R1cmUtaW4tcGljdHVyZTsgd2ViLXNoYXJlIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW4+PC9pZnJhbWU+

Was macht eure besondere Hamburg-Kanada-Connection aus?

Sadek: In Montréal habe ich wichtige erste Schritte in der Musik gemacht. Die Szene dort hat mich geprägt. Regelmäßig komme ich zurück, um Freunde und Familie zu sehen. Mir geht es aber auch immer darum, mich meinem Zuhause wieder näher zu fühlen. Das alles fließt natürlich in unsere Musik. Gleichzeitig kommen bei uns die Einflüsse von vier anderen Menschen dazu, die musikalisch eine extrem ausgeprägte und ganz andere Identität haben. Deren erste Schritte wurden in anderen Welten gemacht. Das alles kommt zusammen. Wenn man den Anspruch hat, ein ehrliches Stück von sich in die Musik zu stecken, dann steckt die eigene Emotionalität und Geschichte mit drin. Das braucht viel Liebe zum Detail, um alles in einem Raum stattfinden lassen zu können.

Für mich bedeutet, einen Song auf Französisch zu schreiben und zu singen, gegen das Gefühl der Entwurzelung anzukämpfen. Es ist ein Weg, meine Identität auszuleben und sie mir wieder anzueignen.

Sadek

Du singst Englisch und Französisch auf dem Album, Sadek. Welchen Unterschied macht das beim Feeling?

Sadek: Beide Sprachen haben eine eigene Melodie und es ist echt spannend zu beobachten, wie der Gesang dadurch beeinflusst wird. Aber darüber hinaus sehe ich den größten Unterschied darin, dass man selber mit verschiedenen Sprachen eine unterschiedliche Geschichte hat. Man hat mit diesen Sprachen unterschiedliche Dinge erlebt, anders gedacht oder sogar geträumt. Dadurch ist die Emotionalität sehr unterschiedlich. Für mich bedeutet, einen Song auf Französisch zu schreiben und zu singen, gegen das Gefühl der Entwurzelung anzukämpfen. Es ist ein Weg, meine Identität auszuleben und sie mir wieder anzueignen.

Was bedeutet eigentlich euer Name? Hat er was mit dem Stadtstaat zu tun?

Jakob: Monako ist in erster Linie ein sehr schönklingendes Wort. Sadek hatte sich, während er die ersten Demos angehört hat, parallel einen Zusammenschnitt des 1970er-Grandprix angeschaut und die Ästhetik, gerade auch der Crashs in Zeitlupe, hatte ihn in den Bann gezogen. Wir stehen aber mit dem Stadtstaat an sich in keiner Verbindung, tatsächlich war ich in meinem Leben noch nie dort.

Könnt ihr mal erzählen, warum die Corona-Zeit bei euch als Band so reingehauen hat?

Jakob: Corona hat uns genau an dem Zeitpunkt erwischt, an dem wir gerade richtig durchstarten wollten. Wir standen kurz vor unserer ersten Tour, in die wir sehr viel Zeit, Geld und Energie investiert hatten. Als Newcomer hatten wir uns gerade einen Namen gemacht und alles lief ziemlich gut. Dann war erstmal nichts, die gepressten Platten standen in Kartons im Regal, die Konzerte wurden abgesagt, das selbstgebaute Bühnenbild hat Staub angesetzt und alles hat sich nach drinnen verzogen. Da wir zu dem Zeitpunkt auch teilweise in unterschiedlichen Städten wohnten, haben wir uns nur noch sehr selten gesehen und uns ein Stück weit voneinander entfremdet, statt auch gemeinsam diese Frustration zu verarbeiten. Keine gute Voraussetzung, um neue Musik zu schaffen oder Kraft zu sammeln, den nächsten Schritt zu gehen. Ich bin aber sehr froh, dass wir das mit diesem Album dann doch geschafft haben. Deshalb wird es für mich wohl immer ein wichtiges persönliches Zeitdokument bleiben.

Kauft euch die Tickets im Vorverkauf.

Jakob mit einem Appell für das Konzertleben in der Post-Corona-Zeit

Warum es für kleine, mittelgroße Bands oder Newcomer:innen nach Corona besonders schwer? Wie ist das bei euch?

Jakob: Wir sind ja nach Corona nicht direkt in die freudige Normalität übergegangen, sondern auch international gesehen vom Regen in die Traufe geraten. Allgemein wurden die Menschen vom Ausgehen und der Livemusik entwöhnt, viele Leute fühlen sich nicht mehr wohl in engen Räumen voller Menschen und planen auch nicht mehr für Veranstaltungen in die Zukunft, kaufen sich zum Beispiel weniger Tickets im Vorverkauf. Gleichzeitig ist gerade bei jungen Menschen und Leuten mit geringem Einkommen aufgrund des harten Winters, der Energiepreise und sowieso schon hohen Lebenserhaltungskosten einfach das Geld extrem knapp. Auch Ticketpreise sind gestiegen und das macht Kultur leider zu einem Luxus, den sich viele momentan nicht mehr so gut leisten können. Was uns und anderen extrem helfen würde: Wenn ihr vorhabt, Konzerte zu besuchen, kauft euch die Tickets im Vorverkauf. So können alle besser planen, es müssen weniger Konzerte aufgrund schlechter Verkäufe abgesagt werden und hoffentlich normalisiert sich so die Situation langsam.

Nochtspeicher: 16.4., 20 Uhr, Tickets für 18,60 Euro hier. Das Album „Scared Of The Way I Move“ ist bei PIAS erschienen.

Das könnte Dich auch interessieren

Konzerte

Die meisten werden ihn im Ohr haben, den Hit „Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn’t’ve)“ von den Buzzcocks, die damit in knapp...

News

Die Hamburger Indierock-Band Kettcar hat erstmals die Spitze der Album-Charts erreicht. „Ihr neuester Streich ,Gute Laune ungerecht verteilt’ verdrängt niemand Geringeren als Beyoncé (,Cowboy...

Reviews

Die ersten Aufnahmen zum zwölften Studioalbum von Pearl Jam liegen schon eine ganze Weile zurück. „Einige der Songs haben wir wirklich schon vor zwei...

Konzerte

Um seinen Traum Realität werden zu lassen, zog Alexander Nate vor ein paar Jahren nach Los Angeles. Dort, da war sich der Soul- und...