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Max Giesinger: „Dieses Scheitern vor allen? Schrecklich!“

Für Max Giesinger geht’s jetzt los: Neues Album, Club-Show – und dann die große Tour. Foto: picture alliance/dpa/Britta Petersen
Für Max Giesinger geht’s jetzt los: Neues Album, Club-Show – und dann die große Tour. Foto: picture alliance/dpa/Britta Petersen
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Nach zweieinhalb Jahren Pandemie-Pause geht es jetzt auch bei Max Giesinger (33) Schlag auf Schlag: Gerade saß er in der ESC-Jury, Freitag gibt’s sieben neue Songs auf dem Album „Vier einhalb“ und ein intimes Club-Konzert in der Markthalle. Und dann steht schon die Sommer-Tour mit zig Terminen an. Wie er da nicht durchdreht, erzählt er im Interview bei ’nem Kaffee in der Schanze. Ein Gespräch über Auszeiten, die Sache mit dem Dorfleben und das Suchen und Finden der Liebe.

Nach der langen Ruhe kommt jetzt alles auf einmal. Hast du Respekt davor?

Klar habe ich Respekt vor den kommenden Wochen. Gerade bin ich aber voller Energie und freue mich drauf, endlich wieder Feedback zu bekommen. Ich denke allerdings schon manchmal: Shit, hoffentlich wird das nicht wieder wie vor vier Jahren, als du irgendwann auf dem letzten Loch gepfiffen hast. Die Situation ist jetzt aber eine andere. 

Warum?

Ich passe besser auf mich auf. Der Job ist schon auch anstrengend, inzwischen weiß ich aber, wie ich meine Auszeiten setzen muss. Früher hatte ich einen irre vollen Terminplan und hing in der Zeit dazwischen nur am Handy – ich hab mich ausschließlich mit meinem Job beschäftigt. Ich war ständig unterwegs, da sind viele Sachen auf der Strecke geblieben, auch im Privatleben. Jetzt bin ich mehr in Balance. Ich lese wieder viel, mache viel Sport. Dadurch habe ich schon so nen anderen Grund-Vibe. 

Zum Warm-up gibt’s ne Club-Show in Hamburg

In fast allen neuen Songs geht’s um ein Ich, das Wünsche hat und mit Situationen hadert.

Na ja, du hast ja auch nicht immer zehn Themen, mit denen du dich beschäftigst, sondern es gibt da so zwei oder drei, um die deine Gedanken kreisen. Die mal aus einem anderen Blickwinkel zu befeuern, das bringt auch Ordnung in meinen Kopf.

Bindungsangst ist eins der Themen.

Das schleppe ich seit Jahren mit mir rum. Dieses Gefühl, ich kann mich auf niemanden festlegen – woher kommt das? Ist das von den Eltern? Da gibt’s nen Song – „Bis ich bei dir bin“ – der das alles mal zusammenpackt. (singt) „Ich frag mich manchmal, was mit mir nicht stimmt, sing über Liebe und krieg’s selbst nicht hin. Ich bin schon so weit gereist, noch immer dabei, so lange, bis ich bei dir bin.“ Ist halt die Frage, ob man vor lauter Rastlosigkeit und Nicht-Ankommenwollen die potenzielle Frau verpasst. Weil man gar nicht mit offenen Augen durch die Welt geht.

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Und? Meinst du, du hast deine Chance schon verpasst?

Man muss eben aufpassen, dass das nicht passiert. Wenn man das Gefühl hat, dass es passen könnte, muss man darauf hören und nicht wie so ein feiger Wurm wegrennen. Das scheint irgendwie so ein Ding in unserer Generation zu sein: Du hängst nicht mehr in deinem Dorf fest, wo du vielleicht vier, fünf potenzielle Partnerinnen hast, die in deinem Alter sind. Und mit der einen verstehst du dich am besten, also muss es die wohl sein. Heute hat man hat mehr Möglichkeiten. 

Und in jedem Hafen ne Braut?

Auf keinen Fall! Aber viele Menschen meiner Generation denken vielleicht, dass irgendwo noch eine bessere Version lauert. Das Problem ist nur: Wenn du davon ausgehst, wirst du ja nie da ankommen, dass du sagst: Das ist es jetzt.

Wenn man das Gefühl hat, dass es passen könnte, muss man darauf hören und nicht wie so ein feiger Wurm wegrennen.

Max Giesinger über das Suchen und Finden der Liebe

Weil du gerade das Dorf als Beispiel gebracht hast: Du kommst vom Land, singst immer wieder über die Sehnsucht nach dem Zuhausesein, aber auch über das Gefühl, dringend da weg zu müssen. Ich kann beides nachvollziehen: Ich komme aus deinem Nachbardorf. 

Nee! Jetzt lässt du die Bombe platzen. 

Sorry. Wir waren auch auf derselben Schule, ich nur zehn Jahre vor dir. Wann war dir bewusst, dass du raus aus dem Dorf musst?

Als das mit der Musik kam. Da war mir klar, dass ich nicht bleiben muss, dass ich mich davon lösen kann. Ich hatte immer das Gefühl, ich gehöre da nicht rein. Mir wurde die Ecke irgendwann zu klein. Auch wenn es wunderschön da ist. Ich hatte irgendwann rund ums Abi das Gefühl: Da muss doch was kommen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon eine Bankausbildung zugesagt.

Dann wärst du vielleicht ein Dorfi geblieben?

Nein. Aber ich glaube, der Dorfi schlummert in mir drin. Das ist auch gut und gesund für den Job, den ich mache. Weil das manche Werte reinbringt, die mir dabei helfen, nicht durchzudrehen. Ich bin zum Beispiel eher bodenständig. Ich muss mir nicht dauernd Sachen kaufen. Ich stelle mir eher die Frage, ob ich was wirklich brauche und überlege dann ein halbes Jahr. Ich kann mit dem Ausufernden nichts anfangen. 

Aber mit 19 den Drang zu bekommen, da weg zu wollen – das ist schon spät, oder? 

Ich saß auch schon mit 15 vor meinem Kassettenrekorder und hab mich als Rockstar gesehen. Ich erinnere mich an eine Mathe-Klausur, die ich verkackt habe. Aber auf das Rückblatt habe ich ein detailliertes Rockkonzert gemalt. Keine Punkte in der Klausur, aber das Rockkonzert sah richtig geil aus. Mein Mathelehrer hat dann drunter geschrieben: „Lieber Max, Musik ist leider nicht alles“. Und ich dachte: Na, irgendwann werde ich dir zeigen, dass es doch alles ist. Ich konnte natürlich nicht wissen, ob es wirklich hinhaut.

Im August tritt Max Giesinger im Hamburger Stadtpark auf

Gab’s den einen Schlüsselmoment?

Ich habe mal eine sehr gute Freundin in Köln besucht, weil wir zusammen Straßenmusik machen wollten. Da war ich dann das erste Mal so ein bisschen weiter weg. Ich bin mit der Mitfahrgelegenheit hin und neben mir saß dieser Typ, Mitte 50. Wir haben die ganze Fahrt gequatscht. Der hatte so viele geile Storys auf Lager! Ich war 19, gerade Abi, nix zu erzählen außer das Dorfleben. Da dachte ich: Ich will auch mit 50 so ein Typ sein, der viele Geschichten erzählen kann.

Bist du eigentlich wirklich wegen Musik sitzengeblieben?

Ja, das ist nicht gelogen. Musik war für mich wie Mathe. Ich konnte keine Noten, dafür hatte ich irgendwie kein Talent. Aber wir mussten ständig Symphonien untersuchen. Ich habe mich gepeinigt gefühlt an der Schule. Das war ein Horror ne Zeitlang.

Das ist ein Problem im Schulsystem: Dir wird immer wieder eingeredet, dass du dies und das und jenes nicht kannst. Schreckliche Erfahrung. 

Max Giesinger über seine Schulzeit

Ist das die schlimmste Erinnerung an deine Schulzeit? 

Da gibt’s nicht den einen Moment. Schrecklich fand ich das Scheitern vor allen, das war damals furchtbar schlimm. Ich bin danach immer nach Hause in der festen Überzeugung: So helle kannst du wohl nicht sein. Das ist ein Problem im Schulsystem: Dir wird immer wieder eingeredet, dass du dies und das und jenes nicht kannst. Schreckliche Erfahrung. 

Und die schönste Erinnerung?

Als wir in Englisch Referate machen mussten und ein Kumpel von mit ner E-Gitarre kam. Damals wusste noch niemand, dass ich Musik mache. Ich habe mir in der Pause die Gitarre geschnappt und zum allerersten Mal vor meiner Klasse gesungen. Als der Lehrer kam, wollten alle, dass ich weitersinge. Habe ich gemacht, die ganze Dreiviertelstunde lang. 

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Dein erstes Konzert?

Ja. Und der erste Moment, an dem ich gedacht hab: Jetzt rücke ich hier vom letzten Viertel nach vorne. Das hat was mit meinem Selbstbewusstsein gemacht. Ich kannte das vorher gar nicht, dass ich irgendwo gut drin war. Ich war immer eher schüchtern und ruhig. Ich hatte zwar lustige Jokes auf Lager, hab mich aber nie getraut, die reinzuwerfen. Ab da dann doch. Irgendwann hatte ich ein richtig großes Maul.

Und wie ist das jetzt? Schüchtern oder Großmaul?

So’n Mittelding. Ich habe nicht mehr das Gefühl, man muss die ganze Zeit auf Druck sein. Wenn ich jetzt mal ruhiger bin, dann nehme ich mir das auch gerne raus. Mein Job fordert ja oft das Laute, und die Leute hätten mich am liebsten immer so, wie ich in einer Show bin. Das kann schon anstrengend sein. Ich bin nicht ständig der Entertainer. Aber ich ziehe Energie aus sozialen Kontakten – nach zwei Tagen nur mit mir muss ich wieder unter Leute. 

Freitag dann in der Markthalle.

Das wird emotional. Merke ich jetzt, wo ich drüber rede. Es ist die erste Indoorshow nach zweieinhalb Jahren. Das wird groß!

Markthalle: 20.5., 20 Uhr, 48 Euro
Stadtpark: 5.8., 19 Uhr, 40 Euro

Tickets für die Markthallen-Show zu gewinnen!

Um am Gewinnspiel teilzunehmen, beantworte einfach folgende Frage: Wie heißt das Giesinger-Album, das Freitag erschein? Schick die Antwort in einer E-Mail mit dem Betreff „Max“ und Deinen Kontaktdaten an: [email protected].

Teilnahmeschluss ist Mittwoch (18. Mai), 24 Uhr.

Teilnahmebedingungen für das Gewinnspiel:

Teilnahme ab 18 Jahren bis 18.5.2022 (Einsendeschluss: 24 Uhr). Die Gewinner werden durch Los ermittelt und telefonisch oder per Mail benachrichtigt. Veranstalterin des Gewinnspiels: Hamburger Morgenpost Verlags GmbH, Barnerstraße 14, 22765 Hamburg.

Daten der Teilnehmer werden zur Auswertung der Aktion gespeichert und 14 Tage nach der Beendigung der Aktion gesperrt und dann nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist gelöscht. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nur, wenn es für die Durchführung des Gewinnspiels notwendig ist, z.B. an Veranstalter für die Gewinnerbenachrichtigung und Eintragung auf der Gästeliste.

Als Teilnehmer sicherst du zu, dass eingesendete Beiträge frei von Rechten Dritter sind, insbesondere keine dritten Personen unberechtigt abgebildet oder genannt werden.

Die Datenverarbeitung kannst du durch Mitteilung auf gleichem Wege wie die die Teilnahme jederzeit widerrufen. Beachte dazu auch unsere Datenschutzerklärung.

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