Sänger und Entertainer Michael Bublé (46) hat gerade das Album „Higher“ veröffentlicht. Fotocredit: Warner Music
„Wie froh man sein kann, wenn man hier lebt. Was für eine schöne Stadt Hamburg ist“, sagt ein strahlender Michael Bublé (46) am Freitag zur Begrüßung. So ein Charmebolzen! Im schicken blauen Anzug erscheint er zum Gespräch im „Hyatt“. Gerade hat der Jazz-Sänger und Entertainer das Album „Higher“ veröffentlicht: Aufgenommen mit einem Riesenorchester und einem Chor aus 60 Sängern, und sogar Paul McCartney hat einen seiner Songs („My Valentine“) dafür produziert. Klotzen, nicht kleckern! Im Interview spricht Bublé bescheiden über Anmachsprüche und die Liebe zu seiner Frau, der argentinischen Schauspielerin Luisana Lopilato.
MOPO: Mr. Bublé, Sie sind seit langer Zeit der erste internationale Künstler, der nach Hamburg kommt, um sein Album vorzustellen. Das lief die vergangenen zwei Jahre immer nur per Video-Call.
Michael Bublé: Ich weiß. Vermutlich war ich deshalb Donnerstag in gleich drei Städten: Ich bin morgens um 5 Uhr in Berlin aufgewacht fürs Sat.1-„Frühstücksfernsehen“, dann habe ich „Let’s Dance“ in Köln einen Besuch abgestattet, und abends kam ich nach Hamburg. Und überall, wo ich hinkomme, ist es rührend zu sehen, wie aufgeregt die Leute sind. Gar nicht mal meinetwegen, sondern einfach nur, weil überhaupt mal wieder jemand kommt.
Überall, wo ich hinkomme, ist es rührend zu sehen, wie aufgeregt die Leute sind. Gar nicht mal meinetwegen, sondern einfach nur, weil überhaupt mal wieder jemand kommt.
Michael Bublé
Und am Samstagabend (9. April) sind Sie zu Gast in der „Giovanni Zarrella Show“.
Darauf freu ich mich wirklich. Giovanni hat mir vorhin schon eine Voice-Nachricht geschickt (spielt sie vor). Wie süß ist das, bitte? Wir haben beide italienische Wurzeln, sind beide sehr leidenschaftlich bei der Sache. Er ist mit einer Brasilianerin verheiratet, ich mit einer Argentinierin. Daraus könnte eine dicke Männerfreundschaft werden!
Erinnern Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten Hamburg-Besuch?
Klar! Das war vor 20 Jahren, ich saß während des Hinflugs neben einem schwulen Deutschen und wir hatten richtig Spaß. Ich fragte ihn, wie ich ein Mädchen auf Deutsch ansprechen könnte, und er meinte, ein guter Anmachspruch wäre: „Ich möchte dich berühren.“ Abends in der Hotelbar war ein tolles Mädchen, ich ging rüber zu ihr und sprach die Worte. Sie lachte und wir dateten danach wirklich … drei Tage lang! (lacht) Ich kann mich heute noch an jedes deutsche Wort erinnern, das man mir beigebracht hat.
Michael Bublé war in Hamburg, um „Higher“ zu bewerben
Jetzt sind Sie hier, weil Sie Ihr neues Album „Higher“ promoten. Das klingt groß und dramatisch. Warum?
Ich bin einfach so! Eine Drama-Queen, das sagt auch meine Frau. Aber sie ist eh die Coolere von uns beiden. Ich liebe Kino – Disney-Filme und Helden-Storys. Da kann man die Welt wieder durch die Augen eines Kindes sehen – und jeglicher Zynismus, der unsere Welt derzeit auszeichnet, bleibt draußen. Es lässt dich daran glauben, dass Spider-Man fliegen kann, dass am Ende der gute Typ gewinnt und dass du vielleicht auch so eine Romanze finden kannst. Und genauso lege ich auch meine Musik an.
Für Ihr Video zur Single „I’ll Never Not Love You“ haben Sie mit Ihrer Frau auch tatsächlich berühmte Liebesszenen aus Filmen wie „Casablanca“, „Titanic“ und „Tatsächlich … Liebe“ nachgespielt. Wie war das für Sie?
Da waren die besten drei Tage meines Lebens! Meine Frau kam mit der Idee für die Filmszenen. Sie ist ja eine berühmte Schauspielerin in Argentinien. Aber ich bin ehrlich: Bei der Wasserszene von „Titanic“ habe ich so gefroren, dass ich dachte, mir fallen die Hände ab. Ich zitterte schlimmer als Leonardo DiCaprio. Und meine Frau meinte nur: „Mike, sei nicht wieder so oberdramatisch!“ Den Song habe ich natürlich für sie geschrieben: Wir haben die Hölle zusammen durchgemacht – und ich liebe sie sehr. Sie ist mein bester Freund, das Zentrum unserer Familie. Ich war so stolz, als ich den Song fertig hatte. So ungern ich das eingestehe: Aber nach mehr als zehn Jahren hatte ich das erste Mal wieder das Gefühl, einen echten Hit geschrieben zu haben.
So ungern ich das eingestehe: Aber nach mehr als zehn Jahren hatte ich das erste Mal wieder das Gefühl, mit „I’ll Never Not Love You“ einen echten Hit geschrieben zu haben.
Michael Bublé
Mit der „Hölle“ sprechen Sie die Krebserkrankung Ihres Sohnes an. Glücklicherweise gab es auch da ein wunderbares Happy End: Noah ist heute wieder gesund. Hat diese schlimme Zeit Sie verändert?
Auf jeden Fall – wie könnte es mich unberührt lassen? Als ich 2019 das letzte Mal für ein Konzert hierher kam, war ich ein anderer Mann. Heute weiß ich, dass nichts selbstverständlich ist. Und ich empfinde eine unglaubliche Dankbarkeit. Ich dachte lange, ich sei allein mit dem Schmerz, dem Leid, der Sorge und der Verlustangst. Aber wenn ich mich jetzt nach den zwei Jahren, die hinter uns liegen, umschaue, weiß ich, dass wenn ich das nächste Mal hier spielen werde, auch das Publikum sich verändert haben wird. Wir Menschen sind nicht dafür gemacht, allein in unseren Appartements zu sitzen.
Noah ist jetzt acht – und es heißt, er hat den Refrain des Titelsongs mitgeschrieben. Tritt er in Ihre Fußstapfen?
Meine drei Kinder sind sehr musisch veranlagt und spielen Klavier. Ich glaube aber nicht, dass sie tatsächlich Künstler werden wollen.
Das klingt jetzt vielleicht etwas sehr selbstverliebt, aber ich leide unter Schlaflosigkeit – und wenn ich mir selbst zuhöre, penne ich sofort ein.
Michael Bublé
Wie kam’s, dass Sie auch einen Song über Ihre Mutter auf der Platte haben?
Jede Frau in meinem Leben musste sich mit meiner Mutter messen lassen. Sie war immer stark für ihre Kids, hat einen großartigen Humor und gibt bedingungslose Liebe. Mein Vater war Fischer und vier bis fünf Monate im Jahr auf See. Und meine Mutter hat den Laden mit drei Kindern gerockt, ohne eine Nanny. Und Luisana ist genauso. Wir haben auch keine Nanny und leben zu Hause ein gewöhnliches Leben. Ich habe meine Mutter geheiratet. (lacht)
Seit Sie eine Geschichte für die Einschlafhilfe-App „Calm“ eingesprochen haben, können auch andere Frauen mit Ihnen ins Bett gehen.
Ja, und wissen Sie was? Ich gehe auch selbst mit mir ins Bett! Das klingt jetzt vielleicht etwas sehr selbstverliebt, aber ich leide unter Schlaflosigkeit – und wenn ich mir selbst zuhöre, penne ich sofort ein. Ich habe es tatsächlich noch nie bis ans Ende der Geschichte geschafft (spielt einen Teil auf seinem Handy vor). Und mal ehrlich: Ich bin auf jeden Fall die bessere Einschlafhilfe als Matthew McConaughey, der das auch schon gemacht hat.
Album: Michael Bublé „Higher“ (Reprise Records/Warner)
Live-Auftritt: 9.4., ab 20.15 Uhr im ZDF
