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Duran Duran: „Es ist wie in einer Ehe – aber der Sex fehlt“


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Hatten 1981 ihre erste Single in den Charts – und sind heute noch immer da: Duran Duran. Foto: Warner

„Das ist ein schöner Ausblick“, meint Simon Le Bon (62) von Duran Duran und blickt vom Hotelfenster des „Fontenay“ runter auf die Hamburger Alster. Die vielen Segelboote dürften den Sänger an die frühen Duran-Duran-Videos erinnern, in denen sich die Band mit jeder Menge Yachten und schönen Frauen umgab. Mit Songs wie „Girls On Film“, „Save A Prayer“, „The Reflex“, dem James-Bond-Song „A View To A Kill“ und „Ordinary World“ landeten die „Wild Boys“ in den 80ern und 90ern Hit auf Hit. Ihr 15. Studioalbum „Future Past“ nimmt auch ihren Sound der Vergangenheit auf. Im Interview erzählt Le Bon von Inspirationen, Bond-Songs und seiner Begeisterung für „The Crown“.

MOPO: Duran Duran gibt es seit 1978. Fühlt sich das an wie eine Ehe?

Simon Le Bon: Die Band gibt es länger als meine Ehe, aber der Sex miteinander fehlt. Der Zug dafür ist schon vor Jahrzehnten abgefahren, soweit es mich betrifft. (lacht) Wir sind Freunde und immer noch ein Haufen Jungs. Wir haben in einer verrückten Zeit angefangen. Heute können wir viel besser miteinander kommunizieren.

Inwiefern?

Wir haben mehr Respekt vor den Eigenheiten des anderen und akzeptieren unsere Unterschiedlichkeit. Das ist ein Kapital, das Duran Duran zu großen Teilen ausmacht. Andere Bands haben das nicht geschafft. Wir haben eine Leidenschaft, die wir zusammen ausleben. Ich vermute, das könnte man vergleichen mit einer Ehe – aber wir machen mehr Babys!

Wir haben eine Leidenschaft, die wir zusammen ausleben. Ich vermute, das könnte man vergleichen mit einer Ehe – aber wir machen mehr Babys.

Simon Le Bon

Was hat sich nach 40 Jahren an Ihrer Herangehensweise verändert, Musik zu machen?

Nicht viel, wenn es um das Grundlegende geht: Wir begeben uns immer noch zusammen in einen Raum, ohne Ideen, wohin die Reise gehen soll, und fangen erst mal an zu jammen. Einer spielt dann etwas Überzeugendes, Kraftvolles – und der Rest schaut, was er dazu beitragen kann. So schreiben wir Songs. Geändert hat sich, dass wir uns geöffnet haben.

Wie meinen Sie das?

Wir kollaborieren jetzt mehr mit anderen Künstlern. Wenn du so lange als Band zusammenarbeitest wie wir, ist das wichtig. Es gibt dir neue Energie. Diesmal hat besonders Graham Coxon (Leadgitarrist von Blur, Anm. d. Red.) dazu beigetragen: Er war von Beginn des Schreibprozesses mit dabei, was zu einem Sound führte, der sich eher live und organisch anhörte als elektronisch. Es ist wirklich eine Band, die zusammenspielt, das ist sehr erfrischend.

Graham Coxon von Blur war von Beginn des Schreibprozesses mit dabei.

Simon Le Bon

Inspiriert Sie auch Musik von jungen Künstlern?

Total. Ich habe eine wöchentliche Radioshow bei SiriusXM in den USA und dafür höre ich mir viel auf Bandcamp, Spotify, Soundcloud oder BBC Radio 6 an. Dass wir die japanische Frauenband Chai für den Song „More Joy!“ anfragten, liegt allein an der Tatsache, dass ich sie auf Spotify entdeckt habe, als ich eine Playlist für meine Show zusammenstellte. Ähnlich ist es mit dem Titelsong „Future Past“. Ich hörte den Tame-Impala-Song „Is It True“ im Four-Tet-Remix. Und ich schlug Nick vor, einen ähnlichen Sound zu finden. Die neue Platte hat im großen Stil von neuer Musik profitiert.

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Waren Ihnen bestimmte Themen für die Platte wichtig?

Ich habe emotional eine turbulente Dekade hinter mir, aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen will. Es gab also viele Sachen in mir, die unbedingt rauswollten und die die Platte gefüllt haben. Echte Emotionen und Dinge, die mir passiert sind. Auf gewisse Weise hat es das viel einfacher gemacht, das Album zu schreiben. Ich musste nicht um jedes Wort ringen, was in der Vergangenheit oft der Fall war.

Duran-Duran-Songs wie „Planet Earth“, „Save A Prayer“, „Come Undone“ oder „Ordinary World“ sind heute Klassiker – dabei waren es nie Nummer-eins-Hits.

Ja, die Qualität unserer Musik wurde gern übersehen. Das dürfte an unserem jungen Publikum gelegen haben. Die Leute sagten sich: Eine Band, die Teenies gefällt, kann keine großartige Musik machen. Die Kritiker in Großbritannien haben uns damals jedenfalls nicht gefeiert. Aber die Zeit war unser Freund, gerade die Songs aus unseren Anfängen werden heute sehr wertgeschätzt. „Girls On Film“ wurde damals als durchschaubarer Popsong zerrissen, dabei klang er so anders als alles andere. Aus heutiger Sicht ist es ein innovatives Stück Musik. Und es taucht überall auf: als Hintergrundmusik für 80er-Momente, bei Modeschauen …

… und in „The Crown“!

Stimmt! Als jemand, der die Serie noch nicht gesehen hat, kann ich nur sagen: Ich bin so was von stolz darauf! Nicht nur, weil es ein Duran-Duran-Song ist. Es ist eine echt coole Szene, wenn Diana auf Rollschuhen durch den Buckingham-Palast fährt und eine gute Zeit hat mit unserer Musik auf den Ohren. Die Szene ist sogar so gut, dass ich Angst habe, mir die Serie anzusehen, weil ich dann vielleicht enttäuscht bin. (lacht) Als Musiker willst du deine Marke setzen – und „Girls On Film“ ist auf jeden Fall ein tolles Stück unserer Geschichte.

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Einen Bond-Song zu haben, ist aber auch nicht verkehrt.

Der ist nur passiert, weil John bei einer Party auf Cubby Broccoli traf, den Bond-Produzenten. Sie unterhielten sich, und John fragte ganz frech: „Warum heuert ihr nicht uns für den nächsten Bond-Song an?“ Eine Woche später hatten wir die Zusage für das Lied zum Film „A View To A Kill“. Es ist ein ungewöhnlicher Bond-Song. Aber eines unserer Talente war immer, dass wir ein gutes Ohr haben für das Schrullige und Abseitige und auch den Mut, es durchzuziehen. 

Haben Sie wirklich einer Kollaboration mit Michael Jackson eine Absage erteilt?

Die Geschichte wurde etwas verdreht. Nick bekam zu Hause einen Anruf von Michael Jackson. Sie unterhielten sich und fanden, dass es großartig wäre, etwas zusammen zu machen. Aber wie das oft mit solchen Sachen ist, es verlief im Sande. Wem wir aber tatsächlich eine Absage erteilt haben, war Andy Warhol.

Warum das?

Er wollte ein Albumcover für uns machen mit unseren Einzelporträts vorne drauf. Aber ich meinte: „Nein, er hat doch gerade erst ein Artwork für die Rolling Stones gemacht!“ Was vermutlich damals die richtige Entscheidung war. Aber heute muss ich sagen, dass ich schon gerne ein Porträt von mir – gemalt von Warhol – an meiner Wand hätte.

„Future Past“ ist bei BMG/Warner erschienen

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